Drohender Kriegsschauplatz Iran
Trittbrettfahren mit der mächtigen westlichen Mainstream-Propaganda
Offener Brief von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann an Mohssen Massarrat in Sachen Feindbildgenerierung und Delegitimierung des Iran - 22.12.2009


Herr Massarrat, Sie haben sich am 18. Dezember 2009 in der 'linken' Tageszeitung 'Neues Deutschland' zu Wort gemeldet [1]. Und Sie haben die Fragen in unserem offenen Brief "Bitte antworten Sie auf unsere Fragen!" vom 22. Juli 2009 [2] nach wie vor nicht beantwortet. Das ist Anlass für diesen erneuten offenen Brief.

Mohssen Massarrat

Herr Massarrat, wir danken Ihnen für die Erkenntnis, dass die 'Grüne Bewegung' im Iran ein Produkt dessen ist, was Sie 'Wahlbetrug' nennen. Damit machen Sie deutlich, dass das In-Umlauf-Bringen der Behauptung vom 'Wahlbetrug' in Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen im Juni 2009 wesentlicher Auslöser für die anschließenden Unruhen im Iran war, dass die 'Grüne Bewegung' - die Sie 'antitheokratische Demokratiebewegung' nennen - ohne die Behauptung vom Wahlbetrug sich nicht hätte entwickeln lassen und die 'Grüne Bewegung' somit in erheblichem Umfang Ergebnis eines Betruges anderer Art ist, nämlich des Betruges mit der falschen Behauptung vom Wahlbetrug. Aber, Herr Massarrat, wir müssen es verurteilen, dass Sie ganz wesentlich dazu beitragen, die Lüge vom Wahlbetrug weiterhin als Wahrheit zu verkaufen. [3]

Dabei könnten Sie wissen, dass Umfragen einen Monat vor der Wahl einen deutlichen Wahlsieg Ahmadinedschads prognostiziert haben [4]. Sie könnten wissen, daß es nach der Wahl Umfragen gegeben hat, die das Wahlergebnis bestätigen und aus denen hervor geht, dass 83% der befragten IranerInnen die Präsidentschaftswahl als frei und fair bezeichnen [5]. Und Sie könnten wissen, dass mit den von Ihnen verbreiteten 'tatsächlichen' Zahlen, von denen Sie behaupten, dass sie aus 'anonymen Kreisen des Innenministeriums' stammen, etwas nicht stimmen kann, weil es unterschiedliche, anonym verbreitete, angeblich 'tatsächliche' Ergebniszahlen gibt, die nicht gleichzeitig zutreffen können (laut Martin Gehlen in der Frankfurter Rundschau hat Ahmadinedschad 10,5 Millionen Stimmen erhalten, laut der von Ihnen verbreiteten Angaben 5,6 Millionen [6] - statt der 24,5 Millionen Stimmen gemäß des amtlichen Wahlergebnisses [7])

Herr Massarrat, wir müssen Sie fragen: was bringt Sie dazu, Ihre unbelegten Behauptungen wieder und wieder in die Öffentlichkeit zu bringen? Folgen Sie dem Prinzip der Mainstream-Propaganda, eine nicht erwiesene Behauptung durch Wiederholung zur Wahrheit werden zu lassen? Fühlen Sie sich der Suche nach Wahrheit verpflichtet, oder ist Ihre Aufgabe das demagogische Verbreiten von Desinformation? Herr Massarrat, Sie erkennen, dass die internationale Linke und die Friedensbewegung in der Iran-Frage gespalten ist. Aber wir müssen feststellen, dass Sie ganz wesentlich dazu beitragen, diese Spaltung herbeizuführen, und dabei den Eindruck erwecken, als ginge es Ihnen um deren Einheit.

Herr Massarrat, Sie versuchen die wenigen Kräfte, denen es um Aufklärung geht und die erkennen, dass die Behauptung vom Wahlbetrug der eigentliche Betrug ist, als 'eindimensional antikapitalistische Linke' zu diskreditieren und werfen ihr vor, ihre Bündnispolitik nach der Devise 'Der Feind meines Feindes ist mein Freund' zu betreiben. Was verleitet Sie zu der platitüdenhaft grassierenden Unterstellung, dass es darum ginge, jemanden zum Freund zu erklären, weil er Feind eines Feindes sei? Erkennen Sie nicht, dass das an der Sache vollkommen vorbei geht? Erkennen Sie nicht, dass es der Aufklärung willen um eine realistische Einschätzung der Dämonisierten und um Enttarnung derjenigen geht, die zwecks Legitimierung von Kriegen die Feindbilder generieren? Das Erkennen von Falschdarstellungen bedeutet doch nicht die Zustimmung zu allen Facetten der Politik derjenigen, die zum Feindbild gemacht werden sollen.

Herr Massarrat, Sie schreiben von Ahmadinedschads 'antiisraelischer und antiamerikanischer Rhetorik' und von dessen Politik, "den Atomstreit mit dem Westen eskalieren zu lassen". Dadurch sei "das Feindbild Iran gestärkt und dem militär-industriellen Komplex neue Nahrung geliefert" worden. Herr Massarrat, wir fragen Sie: warum erwähnen Sie die Verfälschung und die Unterdrückung wesentlicher Äußerungen Ahmadinedschads nicht? Und warum verwenden Sie den Begriff 'Atomstreit', wo Sie doch wissen müssten, dass der Iran seine Atompolitik im Rahmen der international gültigen Regeln betreibt, und somit die Verwendung des Begriffs 'Atomstreit' Bestandteil einer Kampagne ist?

Lieber Herr Massarrat, es kann Ihnen doch nicht darum gehen, "als Trittbrettfahrer mit der mächtigen westlichen Mainstream-Propaganda zu reisen" (wie Knut Mellenthin es formuliert hat[8])? Es muß uns als kritischen Zeitgenossen doch gemeinsam darum gehen, im Rahmen eines unvoreingenommenen Erkenntnisprozesses unabhängig vom Mainstream zu ergründen, was sich tatsächlich abspielt. Uns kann es doch nicht um Desinformation und die Desorientierung der 'Linken' und der Friedensbewegung gehen. Deshalb sollten wir eingestehen, wenn wir uns bei der Bewertung von Sachverhalten nicht sicher sein können, anstatt auf der Wiederholung von Behauptetem zu bestehen. Das gilt für Sie wie für uns. Deshalb bitten wir Sie nochmals: belegen Sie Ihre Behauptung vom Wahlbetrug oder revidieren Sie sie.


Fußnoten:

[1] Mohssen Massarrat in "Neues Deutschland" vom 18.12.2009 zur Frage "Kann Iran ein Bündnispartner für linke Bewegungen sein?":
http://www.neues-deutschland.de/artikel/161372.auf-die-spitze-getrieben.html
zu der auch Knut Mellenthin in der gleichen Ausgabe der Zeitung Stellung bezogen hat:
http://www.neues-deutschland.de/artikel/161373.das-recht-auf-seiner-seite.html

[2] Offener Brief an Mohssen Massarrat vom 22.7.2009 "Bitte antworten Sie auf unsere Fragen!"
http://www.arbeiterfotografie.com/iran/index-iran-0043.html

[3] Mohssen Massarrat in "Neues Deutschland" vom 18.12.2009: "Die neue Bewegung in Iran mit grüner Farbe ist eine antitheokratische Demokratiebewegung. Sie entstand anlässlich des Wahlbetrugs bei den letzten Präsidentschaftswahlen im Juni dieses Jahres."
http://www.neues-deutschland.de/artikel/161372.auf-die-spitze-getrieben.html

[4] Umfrage vom Washingtoner Meinungsforschungsinstitut 'Terror Free Tomorrow - The Center for Public Opinion' vom Mai 2009: 50% der befragten IranerInnen, die sich bereits entschieden haben, geben an, Ahmadinedschad wählen zu wollen (27% waren noch unentschieden)
http://www.terrorfreetomorrow.org/upimagestft/TFT%20Iran%20Survey%20Report%200609.pdf

[5] Studie des Washingtoner Meinungsforschungsinstituts WorldPublicOpinion.org vom September 2009: 83% der befragten IranerInnen bezeichnen die Präsidentschaftswahl von Juni 2009 als frei und fair, 55% geben an, Ahmadinedschad gewählt zu haben (26% beantworten die Frage, wen sie gewählt haben, nicht)
http://www.worldpublicopinion.org/pipa/pdf/sep09/IranUS_Sep09_rpt.pdf

[6] Artikel "Iran und die Wahlen - Ein kritischer Blick auf virulente, anonyme 'Wahrheiten'" von Chavi Dehdarian (aktiv in der Friedensbewegung Stuttgart) vom 18.7.2009 im Blog 'Nachgetragen' von Joachim Guilliard
http://jghd.twoday.net/stories/iran-wahlen-dehdarian/

[7] Amtliches Ergebnis der iranischen Präsidentschaftswahlen vom 12.6.2009 gemäß IRIB-Meldung vom 13.6.2009
Mahmud Ahmadi Nedschad: 24527516 Stimmen; 62,63 Prozent
Mohsen Rezaei: 678240 Stimmen; 1,73 Prozent
Mehdi Karrubi: 333635 Stimmen; 0, 85 Prozent
Mir Hossein Musavi: 13216411; 33,75 Prozent
Ungültige Stimmen: 409389 Stimmen; 1,04 Prozent
http://german.irib.ir/index.php?option=com_content&view=article&id=24738:
beispiellose-teilnahme-von-85-prozent-der-wahlberechtigten-an-den-wahlen
&catid=94:praesidentschaftswahlen


[8] Knut Mellenthin am 20.12.2009 in einem Rundschreiben über den Artikel von Mohssen Massarrat in "Neues Deutschland" vom 18.12.2009 zur Frage "Kann Iran ein Bündnispartner für linke Bewegungen sein?"
(siehe Anhang)



Anhang

Rundschreiben von Knut Mellenthin vom 20.12.2009 - Die iranische Opposition und der Atomstreit – Ein notwendiger Nachtrag

Liebe Kollegen,

Das "Neue Deutschland" hat in seiner Ausgabe vom 18. Dezember Mohssen Massarrat und mich unter der Überschrift "Streitfrage: Kann Iran ein Bündnispartner für linke Bewegungen sein?" zu Wort kommen lassen.

http://www.neues-deutschland.de/artikel/161372.auf-die-spitze-getrieben.html
http://www.neues-deutschland.de/artikel/161373.das-recht-auf-seiner-seite.html

Massarrats Text spricht weitgehend für sich selbst. Dennoch möchte ich seine Polemik gegen die iranische Außenpolitik im Schlussabsatz nicht unkommentiert stehen lassen:

"Auch außenpolitisch mag Ahmadinedschad durch seine antiisraelische und antiamerikanische Rhetorik in der islamischen Welt und in Teilen der Dritten Welt Punkte gemacht haben. Seine Politik, den Atomstreit mit dem Westen eskalieren zu lassen, ist jedoch nicht im Geringsten ein Zeichen der nationalen Souveränität, sie hat vielmehr den Kriegstreibern in den USA und Israel in die Hände gearbeitet, das Feindbild Iran gestärkt und dem militär-industriellen Komplex neue Nahrung geliefert."

Dies entspricht leider dem vorherrschenden Stil iranischer Oppositioneller, mit primitivem, billigen und inhaltslosen Ahmadinedschad-Bashing Punkte machen zu wollen. Sie nutzen damit den Vorteil, als Trittbrettfahrer mit der mächtigen westlichen Mainstream-Propaganda zu reisen. Soweit diese Art unfruchtbarer Polemik auf den internationalen Streit um das zivile Atomprogramm des Irans ausgeweitet wird, arbeitet sie letztlich ungewollt den Kriegstreibern in die Hände. Denn es geht dabei weder um eine kritische Auseinandersetzung mit der Politik Irans in diesem Streit noch um Vorschläge für ein alternatives Agieren, sondern ausschließlich um Diskreditierung und Delegitimierung der iranischen Position.

Es ist nicht ohne innere Logik, dass eine Reihe von iranischen Exil-Oppositionellen mittlerweile als nützliche Idioten bei der zionistischen Kampagne "Stop the Bomb" gelandet sind, die die internationale Isolierung Irans und seine Aushungerung durch Sanktionen zum offen erklärten Ziel hat.

Dem Präsidenten-Bashing sind einige Tatsachen entgegen zu halten:

Mahmud Ahmadinedschad ist erst seit Anfang August 2005 im Amt. Er hat weder den Streit um das iranische Atomprogramm noch die Kriegsdrohungen der USA und Israels erfunden, sondern hat diesen Konflikt von seinen Vorgängern, die heute zur Opposition gehören oder sie unterstützen, geerbt.

Zunächst in erster Linie Israel, dann zunehmend auch die USA, verdächtigen den Iran schon seit den späten 1980er Jahren, erstens sich illegal Atomwaffen auf dem internationalen Markt verschaffen zu wollen und zweitens insgeheim, unter Bruch des Nuclear Non-Proliferation Treaty (NPT), an der Entwicklung eigener Atomwaffen zu arbeiten. Eine Flut von Lügen wurde im Lauf der Jahre in die Welt gesetzt, um dieser Kampagne Stoff zu geben. Seit etwa 1988 oder 1989 lautet die zionistische Propagandaparole, dass Iran nur noch fünf Jahre von der Bombe entfernt sei. Die Angaben der US-amerikanischen Geheimdienste sind nicht wesentlich zurückhaltender. Die Aufrechterhaltung dieser evidenten Lügen bedarf natürlich permanenter "Neueinschätzungen".

Am 29. Januar 2002 führte Präsident George W. Bush in seiner State of the Union Address den Begriff der "Axis of Evil" ein, als deren Teile er namentlich Irak, Iran und Nordkorea angriff. Dies kam im Kontext der Rede einer Kriegserklärung auf Vorrat gleich, die zu jeweils gegebener Zeit vollstreckt werden würde.

Im August 2002 "enthüllte" der US-amerikanische Sprecher des National Council of Resistance, einer Frontorganisation der sogenannten Volksmudschaheddin, die Existenz zweier im Bau befindlicher Anlagen: einer Anlage zur Uran-Anreicherung in Natanz und einer Fabrik zur Herstellung von schwerem Wasser in Arak. Die Baustellen waren den Geheimdiensten mehrerer Länder offenbar schon seit längerer Zeit durch Satellitenaufnahmen bekannt; das Material war dem NCR zu Propagandazwecken zugespielt worden.

Iran war nach dem NPT nicht verpflichtet, der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die Existenz dieser Baustellen bekannt zu geben: Die Herstellung von Schwerem Wasser fällt gar nicht in die Zuständigkeit der IAEA. Und die Anlage in Natanz hätte der Wiener Behörde erst sechs Monate vor der geplanten Einführung von radioaktivem Material gemeldet werden müssen. Beides waren also keine "Geheimanlagen", beide verstießen nicht gegen Irans Verpflichtungen aus dem NPT. Trotzdem war die westliche Propaganda in diesem Fall außerordentlich erfolgreich. Begünstigt wurde das auch dadurch, dass die damalige iranische Führung sich wenig Mühe gab, der internationalen Öffentlichkeit den tatsächlichen Sachverhalt und die Rechtslage nach dem NPT zu erklären.

In Folge dieser "Enthüllungen" ging der Iran im Jahre 2003 eine Zusammenarbeit mit der IAEA ein, die - jedenfalls nach iranischem Verständnis - dazu dienen sollte, alle eventuell vorhandenen unklaren Vorgänge in der Entwicklung des iranischen Atomprogramms aufzuarbeiten und aufzuklären. Es ist in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, dass es sich ausschließlich um zurückliegende Vorgänge aus der Zeit vor der Präsidentschaft Ahmadinedschads handelte. Verantwortlich wären dafür allenfalls Ex-Ministerpräsident Mussawi (1981-1989), der bei der Präsidentschaftswahl im Juni dieses Jahres als Kandidat der Opposition auftrat, Ex-Präsident Rafsandschani (1989-1997), der jetzt hauptsächlich die Opposition unterstützt, und Ex-Präsident Khatami (1997-2005), der schon in seiner Amtszeit als "Reformer" galt und jetzt einer der maßgeblichen Oppositionspolitiker ist.

Aufgrund der Drohungen der Westens, denen gegenüber Russland und China sich seltsam passiv und opportunistisch verhielten, sah sich die damalige iranische Führung genötigt, im Oktober 2003 einem mit dem EU-Trio (Deutschland, Frankreich und Großbritannien) ausgehandelten Moratorium zuzustimmen, durch das sich Iran zur Einstellung aller mit der Uran-Anreicherung verbundenen Arbeiten für die Dauer der Verhandlungen mit dem Trio verpflichtete. Offiziell handelte es sich allerdings um eine "freiwillige vertrauensbildende Maßnahme".

In den Verhandlungen sollte es angeblich darum gehen, sich auf "zufriedenstellende Garantien" für den rein friedlichen Charakter des iranischen Atomprogramms zu einigen. Iran verstand darunter eine Verdichtung der Kontrollmaßnahmen durch die IAEA und war zu weitgehenden Zugeständnissen über die Verpflichtungen aus dem NPT hinaus bereit. Hingegen wollte das EU-Trio, wie sich bald herausstellte, im Einvernehmen mit den USA absolut nichts anderes akzeptieren als einen zeitlich unbefristeten vollständigen Verzicht Irans auf die Uran-Anreicherung. Das widerspräche den Rechten Irans aus dem NPT und würde für das Land einen weltweit erst- und einmaligen diskriminierten Sonderstatus konstituieren.

Im Laufe des Jahres 2004 verschärften sich infolgedessen die Auseinandersetzungen. Diese betrafen auch den exakten Geltungsbereich des Moratoriums vom Oktober 2003. Die damalige iranische Führung versuchte ihre Auffassung durchzusetzen, dass sich dieses lediglich auf die eigentliche Anreicherung beziehe, nicht aber auf die in Isfahan praktizierte Vorstufe, bei der Roh-Uran in Gas umgewandelt wird. Letztlich ließ Iran sich aber aus schwer nachvollziehbaren, nicht öffentlich diskutierten Gründen darauf ein, im November 2004 ein zweites mit dem EU-Trio ausgehandeltes Moratorium zu unterzeichnen, das nunmehr mit absoluter Eindeutigkeit vorschrieb, alle mit der Anreicherung verbundenen Arbeiten, einschließlich des Konversionsprozesses in Isfahan, für die gesamte Dauer der weiteren Verhandlungen, also praktisch ohne zeitliches Limit, zu unterbrechen.

Als Gegenleistung hatte das EU-Trio lediglich in Aussicht gestellt, dem Iran zu einem im Abkommen nicht geregelten späteren Zeitpunkt ein "Anreiz-Paket" zu präsentieren, das diesem nach westlichem Verständnis einen dauerhaften Verzicht auf eine eigene Uran-Anreicherung, also auf eine vom internationalen Markt unabhängige Produktion von Nuklearbrennstoff für Kernkraftwerke, schmackhaft machen sollte. Die Vorlage dieses "Pakets" zögerte das EU-Trio jedoch immer wieder hinaus. Nachdem die drei Staaten schließlich zugesagt hatten, dem Iran ihre Vorschläge spätestens Ende Juli 2005 vorzulegen, kündigten sie kurzfristig eine nochmalige Verschiebung an. Das wäre darauf hinausgelaufen, dass das "Paket" erst im August nach der Amtseinführung des neuen Präsidenten Ahmadinedschad übergeben worden wäre.

Daraufhin unternahm der "Reformer" und jetzige Oppositionspolitiker Khatami in seinen allerletzten Amtstagen eine bis heute rätselhafte Initiative, mit der er die Weichen für seinen Nachfolger stellte: Khatami erklärte zum einen, dass die Vorschläge des EU-Trios - die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht offiziell übergeben worden waren, aber dem Iran offenbar schon durch geheime Kanäle bekannt waren - "völlig unzureichend" seien. Sachlich gesehen hatte er damit wohl Recht. Allerdings verzichtete die damalige iranische Führung leider darauf, sich mit den EU-Vorschlägen öffentlich auseinanderzusetzen.

Khatami gab zweitens den Ausstieg aus dem Moratorium und die Wiederaufnahme einiger vorbereitender Arbeiten für die Uran-Anreicherung bekannt. Das EU-Trio, das auch im Namen der Iran-Sechs (das heißt neben den drei Staaten noch USA, Russland und China) sprach, verkündete daraufhin sofort den Abbruch der seit 2003 geführten Verhandlungen. Diese Verhandlungen sollten, so das Votum der Iran-Sechs, erst nach einer Rückkehr Irans zum Moratorium wieder aufgenommen werden.

Dies war die Situation, die Ahmadinedschad zu Beginn seiner Amtszeit vorfand. Dass er irgendeine "Wende", gar eine "Verschärfung" und "Eskalation" im Atomstreit veranlasst habe, ist eine erfolgreiche westliche Propagandalüge. Von iranischen Oppositionellen vorgetragen, die den wirklichen Sachverhalt kennen, ist sie eine Infamie, zumal der Vorwurf niemals sachlich begründet und erläutert wird. Bezeichnenderweise gibt es von dieser Seite keine praktischen Vorschläge, wie Iran ihrer Meinung nach alternativ in diesem zentralen, existenziellen Konflikt agieren könnte und sollte. Mussawi scheute sich andererseits nicht einmal, der iranischen Regierung sofort "Ausverkauf" vorzuwerfen, als sich im Oktober ein partieller Kompromiss anzudeuten schien.

Praktisch hat Iran in der Amtszeit von Präsident Ahmadinedschad immerhin erreicht, dass die 2005 von den Iran-Sechs abgebrochenen Verhandlungen wieder aufgenommen wurden - womit die Forderung nach Rückkehr zum Moratorium stillschweigend fallen gelassen wurde - und dass sich die USA jetzt direkt an den Verhandlungen beteiligen, was sie jahrelang kategorisch abgelehnt hatten. Das verdankt sich übrigens nicht Obama: Die Wende wurde schon im letzten Amtsjahr von Bush, 2008, eingeleitet.

Rundschreiben von Mohssen Massarrat vom 20.12.2009

Liebe Kollegen,

ich bin erstaunt über die Angriffe von Herrn Mellenthin gegen meine Person. Ich möchte mich nicht auf dasselbe Niveau begeben, beschränke mich lediglich auf den Hinweis, dass ich gegenüber der Atompolitik der iranischen Regierung sehr wohl, und zwar seit langem, für ein anderes friedenspolitisches Konzept, nämlich die gemeinsame Sicherheit im Mittleren und Nahen Osten eintrete, das auf den Abbau aller Atomwaffen in der Region (d. h. also auch die israelischen Atomwaffen) und die Abrüstung bei konventionellen Waffen abzielt. Dies ist m.E. eine viel bessere Alternative als eine Aufrüstung auf der iranischen Seite, um dem Sicherheitsdilemma (atomare Überlegenheit Israels) Paroli zu bieten. Es müsste doch möglich sein, auf der eigenen Analyse der Fakten und Konsequenzen die Atom-Politik der iranischen Regierung zu kritisieren ohne gleich mit solchen Initiativen wie "Stop the Bomb", die einen Krieg gegen Iran geradezu herbeiwünschen, in einen Topf geworfen zu werden.

Ich möchte Herrn Mellenthin bitten, sachlich zu bleiben und meine Schriften zu meiner Alternativlösung für Iran z.B. in den "Blättern für deutsche und internationale Politik", Heft 4, 2004, zu lesen und zur Kenntnis zu nehmen, dass ich mich zusammen mit IPPNW seit 3 Jahren für eine zivilgesellschaftliche Modellkonferenz für gemeinsame Sicherheit und Zusammenarbeit im Mittleren und Nahen Osten (KSZMNO) einsetze.

Informationshalber möchte ich allerdings noch darauf hinweisen, dass der gegenwärtige iranische Präsident nach seiner Wahl 2005 sehr wohl den damals in die Sackgasse geratenen Atomkonflikt angeheizt und mit seiner Politik einen Krieg von Bush, Cheney u. a. riskiert hat. Die Friedensbewegung hat sich vehement gegen die Kriegsbestrebungen gewandt und wird auch in Zukunft das gleiche tun. Ich bin froh, einen kleinen Beitrag dabei geleistet zu haben gegen einen Krieg und zwar nicht aus ideologischen Gründen, sondern in allererster Linie aus Verbundenheit mit meinen Landsleuten. Es ist grotesk, ja geradezu ein Witz, wenn einige wie Herr Mellenthin glauben, mir und anderen Iranerinnen und Iranern bei unserm Einsatz gegen einen Iran-Krieg Ratschläge geben zu müssen.

Ich möchte weitere mails von Herrn Mellenthin nicht beantworten, weil ich den verleumderischen Stil für abwegig, nutzlos und kontraproduktiv halte. Gern wäre ich aber bereit, mich über linke Positionen zum Iran-Atomkonflikt in ND oder anderen Medien an einem öffentlichen Diskurs zu beteiligen.

Mit besten Grüßen
Mohssen Massarrat

Stellungnahme von Joachim Guilliard vom 22.12.2009 zur Auseinandersetzung zwischen Mohssen Massarrat und Knut Mellenthin in seinem Blog 'Nachgetragen' - Debatte: Iran und die Linke

Das Neue Deutschland hatte am 18.12.2009 zwei Beiträge zur „Streitfrage: Kann Iran ein Bündnispartner für linke Bewegungen sein?“. Autoren waren Mohssen Massarrat (Auf die Spitze getrieben) und Knut Mellenthin (Das Recht auf seiner Seite).

Die Frage so zu stellen ist nicht sinnvoll: ein Bündnis zwischen einem Staat, wie dem Iran und linken Bewegungen, steht sicherlich nicht zur Debatte. Die interessante Frage ist vielmehr, wie sollen es linke, fortschrittliche Kräfte hier mit dem Iran halten, wie sich im Konflikt der USA, Israel und EU mit dem Iran positionieren?

Knut Mellenthins Beitrag widmet sich folgerichtig auch diesen Fragen. Er äußert Verständnis dafür, dass sich die Linke im Umgang mit dem Iran schwer tut und viele Iraner in den iranischen Großstädten und im Exil das „halb-theokratische System“ als „unerträgliche Unterdrückung“ empfinden. Er weist aber auch darauf hin, dass ein anderer, mindestens ebenso großer Teil hinter dem aktuellen System und seiner Führung steht und die iranische Opposition eben nicht die „authentische Stimme Irans“ ist, für die sich hier – und ganz besonders Mohssen Massarrat – ausgibt.

„Eine hiervon vollständig zu trennende Frage“, so Mellenthin weiter, „ist die Haltung der Linken zum Streit um das iranische Atomprogramm. Iran verdient in dieser Konfrontation aus mehreren Gründen unsere volle Solidarität.“ Eine Feststellung, die er im folgenden schlüssig begründet.

Mohssen Massarrats Beitrag trägt hingegen kaum etwas zum Thema bei. Er nimmt die missglückte Fragestellung auf, um zwei Schwarz-Weiß-Bilder zu malen, eines vom Iran und eines von der „Linken“.

Im Wesentlichen bemüht er sich darum, alle, die die Sichtweise der iranischen Opposition nicht teilen und versuchen der Konstruktion von Feindbildern im Westen entgegen zu wirken, als dumme „Ahmadinedschad-Anhänger“ hinzustellen. Auch der blöde Spruch, sie würden nach der Devise „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ handeln, den schon die irakischen Oppositionellen vor 2003 bis zum Erbrechen widerkäuten, fehlt nicht.

Dieser „eindimensionalen Linken“ steht die „gute“ Linke entgegen, „die ihre Bündnispolitik nach inhaltlichen Kriterien von sozialer Gerechtigkeit, individueller Freiheit, Gleichstellung der Geschlechter, ökonomischer und politischer Autonomie und Schutz nationaler Minderheiten ausrichten.“ Selbstverständlich stellen sich diese auf die Seite der „Guten“ im Iran, d.h. auf die Seite der "Grünen Bewegung".

Wer wäre nicht für all diese schönen Dinge. Doch stehen dafür wirklich all die Kräfte, die gegen die iranische Regierung opponieren? Und richtet sich die aggressive Politik des Westens, die Sanktionen, Kriegsdrohungen und Destabilisierungsmaßnahmen, nicht gegen die „ökonomische und politische Autonomie“ der iranischen Bevölkerung, gegen soziale Gerechtigkeit etc.? Für so eine differenzierte Betrachtung bleibt bei Massarrat natürlich kein Raum. Eine äußere Einmischung wird schlicht bestritten und für die Eskalation des „Atomstreits mit dem Westen“, wie er es nennt, ist in erster Linie auch der Bösewicht Ahmadinedschad verantwortlich.

Letzteres wollte Knut Mellenthin nicht unkommentiert lassen und schrieb einen lesenswerten Nachtrag, in dem er dem "billigen und inhaltslosen Ahmadinedschad-Bashing" eine längere Auflistung von Tatsachen entgegenhält: Die iranische Opposition und der Atomstreit – Ein notwendiger Nachtrag [siehe oben]. Auf diesen Nachtrag folgte natürlich auch eine Antwort von Massarrat [siehe oben].

Eine Antwort ist es eigentlich nicht, da er sich gegen Vorwürfe wehrt, die Mellenthin nicht gegen ihn erhebt. Fast schon putzig ist, wenn er dem Eintreten für gleiches Recht für den Iran sein „anderes friedenspolitisches Konzept“ entgegenhält, das „auf den Abbau aller Atomwaffen in der Region (d. h. also auch die israelischen Atomwaffen)“ abziele. Gegen die akuten propagandistischen Kriegsvorbereitungen helfen solche Wunschträume aber leider nichts.

Quelle: http://jghd.twoday.net/stories/debatte-iran-und-die-linke/



Reaktionen

23.12.2009 13:08 - Mohssen Massarrat

Sehr geehrte Frau Fikentscher, sehr geehrter Herr Neumann,

ich respektiere Ihren Einsatz gegen einen möglichen Iran-Krieg. Ich bitte Sie auch mich zu respektieren, der ich an zwei "Fronten" kämpfen muss, zum einen gegen einen möglichen Krieg gegen den Iran und zum anderen zusammen mit der überwältigenden Mehrheit der Iraner/innen für Demokratie in meiner ersten Heimat. Möglicherweise kann diese meine doppelte Anstrengung nicht verstanden werden oder sie wird bewußt und in diffamierender Weise falsch wiedergegeben. Ich bin in keinster Weise daran interessiert, mit Ihnen über e-mail eine Debatte zu führen, ganz im Interesse einer sinnvollen Nutzung meines knappen Zeitbudgets.

Hochachtungsvoll
Mohssen Massarrat

23.12.2009 18:26

Wir hoffen, dass Ihr weiterhin so aufrecht und unbestechlich bleibt...

25.12.2009 11:51 - Antwort auf die eMail von Mohssen Massarrat vom 23.12.2009 13:08

Sehr geehrter Herr Massarrat,

wir bedauern sehr, daß Sie nicht bereit sind, auf unsere Fragen und Argumente einzugehen. Wenn Sie nicht per eMail antworten wollen, könnten Sie das ja gerne auch auf andere Weise tun, z.B. in gedruckter Form im 'Freitag' oder sonstwo. Sie haben mit Ihrer Sichtweise offensichtlich keine Probleme, Verbreitung zu finden. Wir müssen aus Ihrer Weigerung zu antworten, schließen, daß Sie unseren Erkenntnissen nichts Fundiertes entgegenzusetzen haben. Gäbe es etwas, was Sie als Beweis für einen Wahlbetrug nennen könnten, würden Sie es tun - wahrscheinlich sogar ohne großen Aufwand...

Mit besten Grüßen
Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

06.01.2010 19:19 - Verfasst von H.

"Trittbrettfahren mit der mächtigen westlichen Mainstream-Propaganda" - So ist der Offene Brief von A.Fikentscher/B.Neumann vom 22.12.09 an Mohssen Massarat überschrieben. Und in diesem Titel wird schon gleich eine Unterstellung formuliert, die dann später noch einmal in einer suggestiven Frage im Text noch mit einer weiteren - ehrenrührigen -  Unterstellung garniert wird, in der schon klar wird, nach welchem Schema hier eingeordnet wird : der Adressat als camouflierter, willfähriger Agent nicht genannter Kräfte mit einem klaren Auftrag : „ ..das demagogische Verbreiten von Desinformation“. Und gleich dahinter  erscheint die zweite „Aufgabe“, nämlich „die internationale Linke und die Friedensbewegung“ zu spalten. Auch das passt in das Schema des Agenten dunkler Mächte, dem von den Briefschreibern attestiert wird „… dass Sie ganz wesentlich dazu beitragen, diese Spaltung herbeizuführen“ und noch tückischer „…dabei den Eindruck erwecken, als ginge es um deren Einheit“.

Man fühlt sich an vergangene Zeiten erinnert, als solche Spalter und Agentenphantasien bei den Herrschenden poststalinistischer Machteliten und deren Fußvolk oder, vice versa,bei westlichen Antikommunisten en vogue waren. Doch hatten und haben solche Pseudoerklärungen keinerlei Einfluss auf den realen Gang der Geschichte, das sei angemerkt.

Es geht bei all dem um das Selbstverständnis als Linke und Friedensbewegung, das hier thematisiert und im Zentrum der Auseinandersetzung steht.

Und als wahre Vertreter dieser beiden Bewegungen verstehen sich die Verfasser offensichtlich. Und sie ordnen sich einer Elite, die dann als kollektives Subjekt („wir/uns“) erscheint, im Kampf um die Wahrheit zu, nämlich den „…wenigen Kräften, denen es um Aufklärung geht…“. Diese betreiben Wahrheitsfindung „…im Rahmen eines unvoreingenommenen Erkenntnisprozesses unabhängig vom Mainstream…“ mit dem Ziel positiver Faktizität („ was sich tatsächlich abspielt“) . Und diese wenigen Aufklärer haben als Qualitätsmerkmal ihrer Erkenntnisbemühungen zu beachten, keinesfalls „… Desinformation und die Desorientierung der ‚Linken’ und der Friedensbewegung …“ zu bewirken. Das also sind die wesentlichen Rahmenbedingungen, die im Brief deutlich werden.

Erkenntnisleitendes Interesse der Verfasser ist, einen Krieg gegen den Iran dadurch zu verhindern, dass die Situation und die zentralen Akteure im Iran realistisch dargestellt werden. Unterstellt wird, dass diese von einer „westlichen Mainstream-Propaganda“ ebenso verfälscht und dämonisiert wird, wie von M.Massarat.

Und ein propagandistisches Element sei nun die in die Welt gesetzte „Behauptung vom ‚Wahlbetrug’“, die dann zur „Lüge vom Wahlbetrug“ vergrößert worden sei. Und diese Lüge habe nun die „Grüne Bewegung“ erst entstehen lassen. Die in dieser Logik natürlich als unakzeptabel erscheinen muss, weil auf einer Lüge beruhend. Und auch dies ist M.Massarat anzurechnen „… wesentlich dazu bei(zu)tragen, die Lüge vom Wahlbetrug weiterhin als Wahrheit zu verkaufen.“

Es sei historisch noch einmal angemerkt, dass der Wahlsieg Ahmadinedschads vor der Auszählung aller Stimmen verkündet wurde und der geistliche ‚Führer’ (so der Titel des Großayatollahs) Chamenei dem ihm genehmen ‚Sieger’ zum Wahlsieg gratulierte. Hier sollte ein Demokrat schlicht stutzig werden. Auch die nach der Kritik an dieser Farce geforderte unabhängige Überprüfung der Wahl fand nicht statt, sondern wurde nur als selektive angeboten. Auch hier noch kein Grund zu Misstrauen? Alles nur Lüge westlicher imperialistischer Mainstream-Medien? Das kann man natürlich so sehen und behaupten, aber ob dies der Sachlage standhält, ist nun sehr zu bezweifeln.

Nun aber zu den Sachen selber: Die Verfasser stützen sich in Ihrer Argumentation auf Umfragen, die selbst nicht kritisch auf Ihre Validität hinterfragt werden. Daran kann man berechtigterweise Zweifel haben, weil das Ergebnis einer Umfrage lautet: „… dass 83% der befragten IranerInnen die Präsidentschaftswahl als frei und fair bezeichnen“. An diesem Zweifel ändert die Tatsache auch nichts, dass die Umfragen angeblich von einem Institut aus den USA durchgeführt wurden. Kennt man die Stimmungslage im Iran, so ist sein Jahren schon eine große Abwendung breiter Massen von diesem System zu beobachten, ganz zu schweigen von denen, die aus dem Land getrieben wurden und deren im Iran verbliebenen Angehörigen.

Denn wenn dem wie behauptet wäre, so wäre dies in mehrfacher Hinsicht erschütternd. Dann wüssten offensichtlich 83% der IranerInnen nicht mehr, was denn freie und faire Wahlen wirklich ausmacht, nämlich die Freiheit von jeder Staatszensur bei der Auswahl der Kandidaten. Und genau das Gegenteil ist nun im Iran der Fall. Sollte dies einer der „Aufklärer“ bezweifeln, hätte er contra res seinen Anspruch verspielt, auch wenn er dies  weiterhin subjektiv für sich in Anspruch nähme.

Man kann aber wiederum die Vermutung hegen, dass deutlich mehr als 17% der Bevölkerung noch immer wissen, was freie und faire Bedingungen einer Wahl sind. Das belegt ein Blick in die Geschichte des Widerstands in dieser Islamischen Republik Iran, sei es der von Arbeitern oder der von Studenten wie 1999.

Sicher haben sich die Machthaber alle Mühe in den 31 Jahren  dieses anachronistischen Staatsgebildes gegeben, um diejenigen zu ermorden und aus dem Land zu treiben, die diese Freiheit und Fairness einforderten. Erinnert sei hier an die barbarischen Kettenmorde nach dem Wahlsieg Khatamis und der Partei der Reformer.  Doch haben diese terroristischen Attacken auf die Kritiker des Systems eher erreicht, dass die ‚antitheokratische Bewegung’ (M.Massarat) eher stärker in der Zivilgesellschaft verankert wurde. Dies zu leugnen oder diese Bewegung gar zu denunzieren, hieße ebenfalls wieder contra res zu argumentieren.

Eine Umfrage vor der Wahl im Iran, bei der ein „…deutlicher Wahlsieg Ahmadinedschads prognostiziert…“ wurde, als factum purum zum nehmen, ist ebenso zweifelhaft und in seinem Zustandekommen zu hinterfragen. Meinungsumfragen können, wenn überhaupt, doch nur dann in Gesellschaften ein annäherungsweise realistisches Bild ergeben, wenn der Antwortende nicht befürchten muss, ausgehorcht oder  sanktioniert zu werden. Und diese Freiheit von Furcht gegenüber den ‚Sicherheits-’ d.h. den Repressionsorganen welcher Formation auch immer ist nun gerade nicht zu erwarten in einem Staat wie der Islamischen Republik Iran. Zu erwarten hat man dort als Demokrat und Bürger, der einen Staat auf der Basis der Menschenrechte einfordert, nur eines ganz sicher: Repression und Verfolgung, Folter, Mord.

Aber wenn es denn stimmte, dann wäre es immer noch keine Rechtfertigung, um dieses System als demokratisch legitimiert zu akzeptieren. Denn es ist nach wie vor und strukturell eine Diktatur und eine brutale Repressionsmaschine, die mit  religiösen Gesetzen das Leben von Menschen zerstört, die selbstbestimmt und nach den Bedürfnissen ihrer Persönlichkeit leben wollen. Und die Wahl ist keine Wahl nach demokratischen Regeln, sondern eine durch den Wächterrat im Vorhinein zensierte. Auch dies nicht zu sehen und zu verschweigen macht de facto die Kollaboration mit einem solchen System zum Programm.

Apologeten und Nutznießer dieses Systems ohne kritische Gegendarstellungen ein Forum zu bieten, wie dem iranischen Botschafter in Berlin oder Polizeikräften im Iran, die eine sich antiimperialistisch camouflierende Legende zum Tod Neda Agha-Soltan in die Welt zu setzen versuchen, wirkt geradezu zynisch.

Eine Regierung und ein System, welche diese Repression seit nun 31 Jahren praktiziert, hat keinerlei Legitimation als die nackte Gewalt und die Masse unaufgeklärter religiöser Fundamentalisten. Eine solche Regierung kann von solchen, die sich der Linken oder der Friedensbewegung zurechnen, keinesfalls und unter keinen Umständen akzeptiert werden. Und jede Form pseudodemokratischer Verfahren, die Legitimation vorzutäuschen versuchen, wie befohlene Massenaufmärsche, muss als inszeniertes Ritual von Herrschaftssicherung gesehen werden. Von Medien zu fordern, dass darüber berichtet werden müsse in dem Sinn, dass sich hier dieses System in Wahrheit legitimiere, zeugt von einer grenzenlosen Naivität, im besten Falle. In Deutschland sollte man in dieser Hinsicht, was regimetreue Massenaufmärsche anbelangt, inzwischen eigentlich kritischer und misstrauischer geworden sein.

Ein Linker kann solchen Theokratien keinerlei Pardon geben. Solche Systeme sind die auf den Punkt gebrachte Gegenaufklärung, die mit allen Linken und Aufklärern kurzen Prozess macht und sie am Galgen oder vor den Peletons enden lässt. Und die als letzte Antwort auf die Würde des Individuums das Massengrab am Evin-Gefängnis hat, in dem die Hingerichteten namenlos verscharrt werden.

Und wo irgendjemand solchen Systemen Pardon gibt, da ist er kein Linker mehr. Und wo er die sozialen Bewegungen nicht unterstützt, die diesem System ein Ende machen wollen, da konterkariert er den Kategorischen Imperativ der Linken, den der Internationalen Solidarität mit den Unterdrückten in allen Ländern dieser Erde. Oder um es mit Marx zu sagen, alle, nachdrücklich, alle Verhältnisse zu beseitigen, in denen der Mensch ein unterdrücktes und geknechtetes Wesen ist. Und zu solchen Verhältnissen gehört überdeutlich die Theokratie des Iran.

Dies nicht sehen zu wollen oder es in medialen Präsentationen als notwendigen Teil der Faktizität auszublenden, konterkariert und widerlegt den eigenen Anspruch auf Wahrheitsfindung. ‚Sagen was ist!’ ist die Maxime kritischer Faktizität, die in der Tradition der Linken die ideologiekritische Entlarvung von Herrschaftsstrukturen meint, die den Beherrschten, die sich in Massenaufmärschen zusammentreiben lassen, oft unbewusst sind.

Ideologiekritische Dokumentation und Analyse, wie sie von der Arbeiterfotografie Köln als Anspruch für die eigene Arbeit erhoben wird, kann aber, wenn sie denn seriös sein will, nicht bei der Ideologiekritik nur einer Seite, der westlicher Systeme, stehen bleiben. Das wäre eine Parteilichkeit, die zur Voreingenommenheit degenerierte, angesichts eines medialen Apparates grotesker Ideologieproduktion islamistischer Prägung, die auf Dämonisierung ihrer Gegner als Legitimation der ihr inhärenten Repressionsmaschinerie setzt. Letzter Beweis solcher irrationaler religiöser Ideologie, aus dem gleichzeitig ein verzweifelter infantiler Größenwahn spricht, ist die Aussage eines der Scharfmacher des Regimes, der das Protestszenario mit dem der Apokalypse entlehnten Dualismus bezeichnet, hier stünde „die Partei Gottes“ sprich die Hisb’ Allah gegen die „Partei des Satans“ und die Proteste seien als „Verbrechen gegen Gott“ mit dem Tode zu betrafen.

Kann ein wie auch immer sich begründender Demokrat, der an  „… der Aufklärung interessiert …“ ist, solcherlei barbarische Denkweise und solch realitätsferne religiöse Ideologie und ihre angekündigten barbarischen Konsequenzen aber auch nur igendetwas abgewinnen, was entfernt zu verteidigen wäre ? Die Antwort ist klar: Wer solcher Herrschaft duldet, hat sich der Gegenaufklärung dienstbar gemacht und verfällt einer Sklaven’denke’.

Erstaunlich ist, dass diese finstere Ideologie, die theologisch zudem eine Pervertierung kritischer schiitischer Herrschaftskritik ist – denn die Schia hat, im Sinne Marx’scher Religionskritik, auch ein durchaus emanzipatorisches Potential -, sich mit Attributen wie ‚antiimperialistisch’ und ‚revolutionär’ schmückt. Und darauf können einfache Gemüter im antiimperialistischen Spektrum hereinfallen, deren Position sich mit einem schlichten „ Alles , was aus den westlich-kapitalistischen Staaten kommt ist per se  Betrugsmanöver des Imperialismus und per se abzulehnen“. Aber solche Begriffsverwirrung ist in der Geschichte nicht neu, und in diesem Teil Mitteleuropas haben sich schon Bewegungen dieser Begriffe bedient, die das genaue Gegenteil dessen waren, was sie damit zu sein behaupteten. Man schaue zurück!

Und die Behauptung, einen Krieg zu verhindern, ist nur dann wirklich  ernst zu nehmen, wenn zur gleichzeitig die Blutspur, die dieses System im Iran durch die letzten 31 Jahre  zieht, durch minutiöse Aufklärung der Verbrechen an den Demokraten dieses unglücklichen Landes zur ständigen Aufgabe wird.

Und die akribisch als ständige Aufgabe betreibt, die Protagonisten dieser Diktatur für ihre Taten zur Verantwortung zu ziehen, und das , nota bene , übrigens nach allen Seiten von menschenmörderischen Herrschaftssystemen, welcher Provenienz auch immer sie sein mögen und welcher Camouflage sie auch immer sie sich bedienen.

Denn das Iranische System ist eine brutale Diktatur, die nach dem Feudalismus der Pahlewi-Usurpatoren ein neues, effizientes System der Bereicherung, der neuen Kompradorenbourgeoisie geschaffen hat, die sich mit religiösem Rang und Funktionsstellen im Repressionsapparat legitimiert, also im Klartext mit der Verbreitung von antiaufklärerischer Ideologie und brutaler Zerstörung von Menschenleben.

Oder um es noch deutlicher zu sagen, das System des Iran zeigt viele Merkmale faschistischer Gewaltsysteme, es ist eine Spielart des Klerikalfaschismus islamischer Prägung. Und es mutiert inzwischen zu einem neuartigen Typus von Militarismus, in dem sich die herschende Klasse und die Repressionapparate von Militär und Paramiltärs, und insbesondere letztere, die ökonomische Potenz des Landes aufgrund ihrer Fähigkeit zur nackten Gewalt zunehmend aneignen. Und jede an einem Aufklärungsprozess interessierte kleine oder größere Gruppe, jedes an Menschenrechten orientierte denkende Subjekt, kann diesen Gipfel politischer Irrationalität, diese Form militanter Gegenaufklärung nicht einfach ignorieren oder gar zur verfolgten Unschuld stilisieren, denen permanent vom bösen Feind und den westlichen ‚Mainstream-Medien’ übel mitgespielt werde. Das ist an simplem Dualismus nicht mehr zu überbieten.

Nun kann man sagen, trotzdem sei es um jeden Preis geboten, einen Krieg zu verhindern, der den Iran verwüsten würde. Dem ist rückhaltlos zuzustimmen und man kann sogar sagen, nichts Besseres könne diesem System passieren, als ein militärischer Angriff, wie auch immer er aussehen und sich legitimieren mag. Denn das wäre die ersehnte kurzfristige Rettung für dieses untergehende System des Velayat e Faqih.  Und da spielte denn ein Wahnsinn, nämlich der des abendländisch-kapitalistischen oder auch des davon abhängigen zionistischen Militarismus, dem anderen, dem islamistisch-autokratischen Klerikalfaschismus, der aber inzwischen zur Militärdiktatur der Pasdaran und Basidsch sich transformiert, in die Hände.

Beide Formen sind gegen die Menschenrechte gerichtet und beide Systeme brauchen einander, um ihre destruktive und antihumane Existenz zu legitimieren. Und aus diesem Grund muss man natürlich alles tun, um den Militarismus westlicher Prägung von einem Angriff auf den Iran abzuhalten.

Doch nun aus welchem Grund auch immer die eine Seite als das Böse an den Pranger zu stellen und  nicht auch die Dämonisierung, derer sich  die andere Seite  täglich im Propagandakrieg, im Rückgriff auf vormoderne Kategorien mit dem Begriff des ‚Großen und Kleinen Satan’, leistet, eine solche Sichtweise der Dinge hat sich so weit von einer unvoreingenommenen Kritik und Aufklärung entfernt, dass sie nicht mehr diesen Anspruch erheben kann. Aufklärung hat alles aufzuklären, überall, und hat diese gefährliche Arbeit überall im Dienste der Menschenrechte gegen jedes politische System zu betreiben.

Um es rund zu machen : Die auf der Seite der Arbeiterfotografie durch schlichte Aussparung des notwendigen Ganzen erscheinende Position zum Iran, kann nicht beanspruchen, eine Sichtweise aufklärerischer oder humanistischer Linker zu sein. Sie ist, dialektisch gesehen, die simplifizierend abstrakte Negation aus der Position außerhalb des realen emanzipativen Kampfes, die dem Begriffsfetisch des ‚Antiimperialismus’ zum Opfer fällt. Sie ist die Position des „kritischen Kritikers“, der sich losgelöst hat von den realen Kämpfen gegen die Beendigung unterdrückerischer religiöser Feudalstrukturen. Eine solche Analyse kann nicht beanspruchen, in der Tradition emanzipativer Kritik zu stehen.

Es ist bedauerlich, wenn ein solch traditionsreiches Unternehmen, wie die Arbeiterfotografie, seinen Anspruch, mediales Instrument emanzipativer sozialer Bewegungen zu sein, mit solchen Präsentationen verspielt. Ich setze also auf die Kraft kritischer Reflexion, die sich in der medialen Darstellung des Befreiungskampfes und der Demokratiebewegung im Iran auch hier bei der Arbeiterfotografie durchsetzen muss, wenn der Anspruch selbst nicht verloren gehen soll.

25.01.2010 23:57 - Antwort auf das Schreiben von H. vom 6.1.2010

Lieber H., endlich kommen wir dazu, Dir zu antworten. Es ist erstaunlich, daß das Thema Iran solche Wogen verursacht. Das erleben wir in der linken Szene inzwischen mehrfach. Das zeugt aber auch davon, daß dieses Thema einer intensiven, sachlichen Reflexion bedarf. Um das Resümee unserer Überlegungen vorwegzunehmen: zu einer erregten Auseinandersetzung kommt es unseres Erachtens besonders dann, wenn es den Apparaten der Desinformation und Desorientierung gelungen ist, Feindbilder derart gekonnt und in derart subtiler Weise entstehen zu lassen, daß diese sogar in kritische Köpfe der Linken eindringen. Wenn Feindbilder erst einmal als vermeintliche Realität Bestandteil des Bewußtseins geworden sind, scheint es extreme Reaktionen hervorzurufen, wenn diese Feindbilder drohen zerstört zu werden.

Im deutschen Kulturraum sieht es ganz danach aus, daß die immer noch nicht vollständig aufgearbeitete Geschichte des Nationalsozialismus ein Vehikel darstellt, mit dessen Hilfe sich Feindbilder implantieren lassen. Eine gefährliche Form der Holocaust-Relativierung ist unseres Erachtens, wenn ständig neue Hitler-Figuren heraufbeschworen werden...

Wir wollen unseren Erkenntnisstand in aller Kürze zusammenfassen:
  • Dem Iran wird das Streben nach Atomwaffen unterstellt. Dafür gibt es keinen Beleg.

  • Dem iranischen Präsidenten werden wieder und wieder Äußerungen (insbesondere Holocaust-Leugnung und die Drohung Israel - mit Atomwaffen - vernichten zu wollen) in den Mund gelegt. Das erweist sich wieder und wieder als falsch.

  • Dem Iran wird vorgeworfen, die Präsidentschaftswahlen 2009 gefälscht zu haben. Dafür gibt es keine Belege. Belege gibt es hingegen dafür, daß die Wahlen im Kern korrekt abgelaufen sind.
Fakt ist, daß es Mohssen Massarat ist, der immer wieder die Behauptung vom Wahlbetrug aufstellt, ohne Belege liefern zu können. Und Fakt ist, daß es Mohssen Massarat ist, der zugibt, daß die Behauptung vom Wahlbetrug wesentlich dazu beigetragen hat, die 'Grüne Bewegung' entstehen zu lassen.

Eindeutig desorientierend ist unseres Erachtens die Behauptung, der Wahlsieg Ahmadinedschads sei vor der Auszählung aller Stimmen verkündet worden. Im Gegenteil: es ist die Nachricht vom Sieg des opposionellen Kandidaten gewesen, die während der noch laufenden Auszählung als erste verbreitet worden ist.

Für den im Prinzip korrekten Ablauf der Wahlen sprechen - unabhängig von den Beteuerungen der iranischen Seite - mindestens drei Indizien:
  • die Umfrageergebnisse vor den Wahlen

  • die Umfrageergebnisse nach den Wahlen

  • die Tatsache, daß es stark voneinander abweichende, angeblich 'tatsächliche' Ergebnisse aus anonymer Quelle gibt
Hinsichtlich der Umfrageergebnisse ist nicht erkennbar, warum sie alle die Realität auf den Kopf stellen sollten. Das entspricht kaum der Interessenlage der Finanziers der Umfragen - z.B. des 'Rockefeller Brothers Fund'. Und das Voneinander-Abweichen der angeblich 'tatsächlichen' Ergebnisse aus anonymer Quelle macht sehr klar, daß an diesen angeblich 'tatsächlichen' Zahlen etwas nicht stimmen kann.

Du wertest das Umfrageergebnis, daß 83% die Präsidentschaftswahlen als frei und fair bezeichnet haben, als "in mehrfacher Hinsicht erschütternd". Und schreibst: "Dann wüssten offensichtlich 83% der IranerInnen nicht mehr, was denn freie und faire Wahlen wirklich ausmacht, nämlich die Freiheit von jeder Staatszensur bei der Auswahl der Kandidaten." Wie bezeichnest Du ein Wahlsystem, in dem nur Präsident werden kann, der das große Kapital auf seiner Seite hat? Ist das frei und fair? Ist demgegenüber das Wahlsystem im Iran nicht sogar freier und fairer als das in den USA?

Uns scheint in Deiner Argumentation ein Kreisschluß vorzuliegen. Unser Eindruck ist: Du belegst Deine Behauptungen mit dem Feindbild. Du sträubst Dich, etwas als wahr in Erwägung zu ziehen, was das produzierte Feindbild in Frage stellt und abmildert. Du läßt nur Informationen an Dich heran, die mit Deinem Feindbild kongruent sind.

Wir wollen ja gar nicht behaupten, daß am iranischen Gesellschaftssystem alles in Ordnung ist. Sicherlich gibt es vieles zu kritisieren oder zu verurteilen. Und sicherlich gibt es Menschen, die auf die ein oder andere Weise Opfer der Revolution und der jetzigen Unruhen geworden sind. Es muß aber erlaubt sein, die Frage zu stellen, wer diese Opfer zu verantworten hat (Beispiel: Neda). Du kannst nicht von uns verlangen, daß wir ungeprüft Behauptungen für wahr halten.

Warum sollen wir der 'westlichen' Darstellung vom Tod der Neda glauben und die Darstellung der iranischen Seite nicht darstellen dürfen? Was ist daran zynisch? Es geht darum, die Realität zu ergründen. Die Frage nach der Täterschaft zu stellen und dabei auch die Seite derer, denen der Mord vorgeworfen wird, wahrzunehmen, ist etwas ganz Selbstverständliches. Das tun wir im Falle des Iran wie auch in Sachen 11. September. Alles andere liefe einem rechtsstaatlichen Denken diametral entgegen. Zynisch wäre es, dies nicht zu tun.

Du forderst von uns die "minutiöse Aufklärung der Verbrechen", gehst aber wie selbstverständlich davon aus, daß Du die Täter bereits kennst. Das kann doch nicht wahr sein. Woher nimmst Du diese Sicherheit?

Wir können die gesellschaftlichen Verhältnisse im Iran nicht in ihren sämtlichen Facetten beurteilen. Du wahrscheinlich auch nicht. Immer sind wir dabei auf Vermittler von Information angewiesen. Was wir aber können, ist zu erkennen, wenn Darstellungen voneinander abweichen. Wir nehmen auf der einen Seite zur Kenntnis, daß behauptet wird, Ahmadinedschad sei ein Antisemit. Auf der anderen Seite erkennen wir, daß seine Äußerungen verfälscht werden und nehmen Berichte zur Kenntnis, daß Juden im Iran bei der Ausübung ihrer Religion keine Schwierigkeiten haben, es z.B. in Teheran eine beträchtliche Anzahl von Synagogen gibt und Juden im Iran keiner Verfolgung ausgesetzt sind. Auf der einen Seite wird behauptet, die Religionsgruppe der Bahai würde systematisch verfolgt. Auf der anderen Seite heißt es, auch die Bahai könnten ihre Religion frei ausüben. Gegen Mitglieder der Bahai - mit ihrer Weltzentrale in Israel - werde nur vorgegangen, wenn sie gegen Gesetze verstoßen, z.B. wenn sie im Auftrag anderer Staaten geheimdienstlich agieren.

Du bezeichnest den Iran als eine brutale Diktatur. Bezeichnest Du die USA oder Israel auch so? Geht in diesen Ländern die Macht von einer humanistisch orientierten Bevölkerung aus? Oder ist es das Kapital, das in diesen Ländern herrscht und dabei über Leichen geht - im Innern der Länder als auch im Rahmen der Kriege, mit denen diese Länder ihre Nachbarn bzw. die ganze Welt überziehen?

Du verwendest hinsichtlich derer, die sich im Iran gegen das herrschende System stellen, ohne jede Scheu Begriffe wie "Befreiungskampf" und "Demokratiebewegung". Was gibt Dir Deine Sicherheit bei Deiner Einschätzung? Wie kannst Du so sicher sein, daß es bei dem, was nach den Wahlen 2009 geschehen ist, nicht darum geht, den Iran entsprechend geostrategischer und wirtschaftlicher Interessen endgültig zu unterjochen und die 'Grüne Bewegung' dabei nur ein nützliches Vehikel ist?

Du forderst, Aufklärung habe "alles aufzuklären, überall". Das ist ein heerer Anspruch, dem niemand gerecht werden kann. Denoch ist es unser Anliegen, unseren Beitrag dazu zu leisten, in erster Linie dort, wo wir ein besonders gefährliches Lügengewirr sehen, das dabei ist, sich in die Köpfe der Menschen hineinzufressen und das dazu dient, einen neuen Krieg mit Hunderttausenden oder Milionen von Opfern zu legitimieren.

Wenn Du zur Aufklärung einen Beitrag leisten willst, dann versorge uns doch mit Information. Uns würde z.B. interessieren, wo die von den USA und Israel eingesetzen Mittel zur Destabilisierung des Iran bleiben. Werden die im Sinne der Auftraggeber eingesetzt? Und wo? Über welche Personen und Organisationen? Oder verpuffen diese Mittel ohne jede Wirkung?

Mit wortreichen, moralisierenden Vorwürfen ist uns nicht gedient. Jeder muß Schwerpunkte bei seinen Recherchen setzen. Also unterstütze uns dabei, indem Du Dich an dieser Recherche-Arbeit ergänzend beteiligst.

Mit besten Grüßen - in Solidarität
Anneliese und Andreas

25.01.2010 - Eine Kommentierung der von H. am 6.1.2010 formulierten Kritik an der Arbeiterfotografie durch Yavuz Özoguz (Muslim-Markt)

H.: "Trittbrettfahren mit der mächtigen westlichen Mainstream-Propaganda" So ist der Offene Brief von A.Fikentscher/B.Neumann vom 22.12.09 an Mohssen Massarat überschrieben. Und in diesem Titel wird schon gleich eine Unterstellung formuliert, die dann später noch einmal in einer suggestiven Frage im Text noch mit einer weiteren - ehrenrührigen -  Unterstellung garniert wird, in der schon klar wird, nach welchem Schema hier eingeordnet wird : der Adressat als camouflierter, willfähriger Agent nicht genannter Kräfte mit einem klaren Auftrag : „ ..das demagogische Verbreiten von Desinformation“. Und gleich dahinter  erscheint die zweite „Aufgabe“, nämlich „die internationale Linke und die Friedensbewegung“ zu spalten. Auch das passt in das Schema des Agenten dunkler Mächte, dem von den Briefschreibern attestiert wird „… dass Sie ganz wesentlich dazu beitragen, diese Spaltung herbeizuführen“ und noch tückischer „…dabei den Eindruck erwecken, als ginge es um deren Einheit“.

Yavuz Özoguz: Erlauben Sie mir an dieser Stelle, auf das "urteuflische Prinzip" aus dem Heiligen Qur'an hinzuweisen. Ein Dschinn namens Iblis (in der Bibel ist er ein "gefallener" Engel) hatte Tausende Jahre Gott "gedient". Er verfügte über ein Wissen, das immens war, was die allermeisten Menschen nicht haben. Aber dann kam jener Tag, an dem Gott befahl, er solle sich vor Adam niederwerfen. Alle Engel taten es (obwohl sie verwundert waren, warum so reine Wesen sich vor zumeist solchen Verbrechern verbeugen sollten). Gott erklärte ihnen, dass darunter Menschen sind, die den Engeln überlegen sind. Nur Iblis weigerte sich. Als "Begründung" für seine Weigerung gabe er an: "Ich bin besser". Imam Chomeini hat einstmals gelehrt, dass in dem Moment, in dem ein Mensch von sich selber denkt "Ich bin besser", er bereits in die urteuflische Falle gelaufen ist. Bei Iblis geht die Geschichte noch weiter. Er begründet seine Vorstellung damit, dass er aus "Feuer" erschaffen sei, wohingegen ein Mensch "nur" aus Lehm. Hier kommt die zweite Komponente des urteuflischen Gedankengutes, dass man nämlich aufgrund seiner Herkunft "auserwählt" sei. Dieses Prinzip sehen wir im Zionismus, aber auch bei allen anderen Nationalisten. Langer Vorrede kurzer Sinn: Massarat hat NICHTS mit der Islamischen Republik Iran zu tun! Wenn er kein Iraner wäre, sondern z.B. Iraker, Türke oder Japaner, würde er ganz anders über die Islamische Republik Iran schreiben. Er ist "Iraner". Die islamische Revolution ist aber aufgebrochen, das nationale Gefängnis zu überwinden. Wir sind alle Kinder Adams und Evas und wenn die Iraner waren, seid Ihr es auch! So einfach ist die Befreiungstheologie der Islamischen Revolution. Euer Gegenüber ist also ein "Iraner". Er schreibt für "Iran" aus seiner Vorstellung heraus, nach dem Motto "Iran den Iranern". Aber genau wie die einstmalige Arbeiterbewegung hat die Islamische Revolution einen internationalistischen Charakter, der zudem spirituell untermauert ist (Adam und Eva). Das geistige Oberhaupt ist ein Sayyid und damit direkter Nachkomme des Propheten (was an seinem schwarzen Turban deutlich wird). So gesehen wäre er ein "Araber". Die Heiligste Stätte im Iran ist das Mausoleum eines Urenkels des Propheten, der auch gemäß damaligen und heutigen Maßstäben ein Araber war. Aber Iraner, Araber, Türke, das sind alles Ablenkungen von "Mensch". Ein Teil der Gegenangriffe von Massarat auf die Arbeiterfotografie ist damit zu erklären, dass er sich als Iraner "fühlt". Aber er ist weniger Bürger der Islamischen Republik Iran als z.B. ich, obwohl er einen iranischen Pass hat und ich nicht.

H.: Man fühlt sich an vergangene Zeiten erinnert, als solche Spalter und Agentenphantasien bei den Herrschenden poststalinistischer Machteliten und deren Fußvolk oder, vice versa, bei westlichen Antikommunisten en vogue waren. Doch hatten und haben solche Pseudoerklärungen keinerlei Einfluss auf den realen Gang der Geschichte, das sei angemerkt.

Yavuz Özoguz: Wenn dem so wäre, müsste man sich ja nicht so ausführlich damit beschäftigen!?

H.: Es geht bei all dem um das Selbstverständnis als Linke und Friedensbewegung, das hier thematisiert und im Zentrum der Auseinandersetzung steht.

Yavuz Özoguz: "Linke" ist ein Teilaspekt, "Friedensbewegung" ist ein Teilaspekt, "Arbeiterbewegung" ist ein Teilaspekt, aber alle sind nicht ganzheitlich auf den Menschen gemünzt. Daher streiten hier Teilaspekte miteinander über eine ganzheitliche Befreiungstheologie, die letztendlich alle nicht so richtig verstehen (wobei die Autoren der Arbeiterfotografie meiner Ansicht nach den Weg erkannt haben).

H.: Und als wahre Vertreter dieser beiden Bewegungen verstehen sich die Verfasser offensichtlich. Und sie ordnen sich einer Elite, die dann als kollektives Subjekt („wir/uns“) erscheint, im Kampf um die Wahrheit zu, nämlich den „…wenigen Kräften, denen es um Aufklärung geht…“. Diese betreiben Wahrheitsfindung „…im Rahmen eines unvoreingenommenen Erkenntnisprozesses unabhängig vom Mainstream…“ mit dem Ziel positiver Faktizität („ was sich tatsächlich abspielt“) . Und diese wenigen Aufklärer haben als Qualitätsmerkmal ihrer Erkenntnisbemühungen zu beachten, keinesfalls „… Desinformation und die Desorientierung der ‚Linken’ und der Friedensbewegung …“ zu bewirken. Das also sind die wesentlichen Rahmenbedingungen, die im Brief deutlich werden.

Yavuz Özoguz: Super intellektuell formuliert, aber versteht kein Mensch, der nicht so kompliziert denkt.

H.: Erkenntnisleitendes Interesse der Verfasser ist, einen Krieg gegen den Iran dadurch zu verhindern, dass die Situation und die zentralen Akteure im Iran realistisch dargestellt werden. Unterstellt wird, dass diese von einer „westlichen Mainstream-Propaganda“ ebenso verfälscht und dämonisiert wird, wie von M.Massarat.

Yavuz Özoguz: Ziel darf nicht sein, "einen Krieg" verhindern zu wollen. Denn der findet seit 30 Jahren bereits statt, wenn auch immer mit unterschiedlichen Mitteln. Der Krieg in Gaza war ein Krieg gegen den Iran. Die Kriege im Libanon, Afghanistan, Irak sind allesamt Kriege gegen den Iran. Der neue Krieg im Jemen ist ein Krieg gegen den Iran. Aber auch der Krieg in Honduras, letztendlich gegen Venezuela ist ein Krieg gegen den Iran. Dabei geht es nicht um den Iran als Region oder lokales System, sondern es geht um die Befreiungstheologie der Islamischen Revolution, die sich als die stärkste und am schnellsten ausbreitende antikapitalistische Ideologie erwiesen hat.

H.: Und ein propagandistisches Element sei nun die in die Welt gesetzte „Behauptung vom ‚Wahlbetrug’“, die dann zur „Lüge vom Wahlbetrug“ vergrößert worden sei. Und diese Lüge habe nun die „Grüne Bewegung“ erst entstehen lassen. Die in dieser Logik natürlich als unakzeptabel erscheinen muss, weil auf einer Lüge beruhend. Und auch dies ist M.Massarat anzurechnen „… wesentlich dazu bei(zu)tragen, die Lüge vom Wahlbetrug weiterhin als Wahrheit zu verkaufen.“

Yavuz Özoguz: Was soll ich hierzu schreiben, als die vielen Beweise, die die Arbeiterfotografie ohnehin schon gebracht hat. Es gibt aber noch einen Beweis, den man bedenken sollte: der ist hier aber nie ein Thema: Der Lebensstil. Ahmadinedschad und vor allem Imam Chamene'i leben weiterhin in sehr bescheidenen Verhältnissen. Bei Mussawi und vor allem bei Rafsandschani kann man das nicht sagen!

H.: Es sei historisch noch einmal angemerkt, dass der Wahlsieg Ahmadinedschads vor der Auszählung aller Stimmen verkündet wurde und der geistliche ‚Führer’ (so der Titel des Großayatollahs) Chamenei dem ihm genehmen ‚Sieger’ zum Wahlsieg gratulierte.

Yavuz Özoguz: Das ist eine definitiv falsche Darstellung! Es war Mussawi, der noch vor Auszählung aller Stimmen seinen Wahlsieg verkündet und damit für viel Unruhe gesorgt hat! Erst als er auch rechnerisch nicht mehr gewinnen konnte, haben Ahmadinedschad und dann Imam Chamene'i darauf geantwortet!

H.: Hier sollte ein Demokrat schlicht stutzig werden.

Yavuz Özoguz: Richtig! Jeder Demokrat muss stutzig werden, wie denn Mussawis Lager so früh (kurz nachdem die Lokale geschlossen hatten) schon seinen Wahlsieg verkünden konnte!

H.: Auch die nach der Kritik an dieser Farce geforderte unabhängige Überprüfung der Wahl fand nicht statt, sondern wurde nur als selektive angeboten.

Yavuz Özoguz: Sie wurde nicht nur angeboten, sondern auch durchgeführt. Einer der drei Protestierenden hat sich damit zufrieden gegeben. Karrubi (im Iran unvorstellbar verhasst wegen seiner Neigung zur Korruption) und Mussawi aber wollten eine Neuwahl.

H.: Auch hier noch kein Grund zu Misstrauen? Alles nur Lüge westlicher imperialistischer Mainstream-Medien? Das kann man natürlich so sehen und behaupten, aber ob dies der Sachlage standhält, ist nun sehr zu bezweifeln.

Yavuz Özoguz: Bezweifeln kann man viel. Aber bei einem so massiven Vorwurf muss der Vorwurf bewiesen werden. Wenn dazu noch nachgewiesen wird, dass z.B. diverse Schreiben aus irgendwelchen Ministerien (darunter auch ein angebliches Schreiben des Innenministeriums, das auch Masserat verwendet hat) die Vorwurfserheber gefälscht haben, dann ist für jeden Vernunftbegabten die Situation klar. Auch sprechen die Machtverhältnisse auf der Straße eine deutliche Sprache (Tausende für Mussawi, Millionen für Ahmadinedschad).

H.: Nun aber zu den Sachen selber: Die Verfasser stützen sich in Ihrer Argumentation auf Umfragen, die selbst nicht kritisch auf Ihre Validität hinterfragt werden. Daran kann man berechtigterweise Zweifel haben, weil das Ergebnis einer Umfrage lautet: „… dass 83% der befragten IranerInnen die Präsidentschaftswahl als frei und fair bezeichnen“. An diesem Zweifel ändert die Tatsache auch nichts, dass die Umfragen angeblich von einem Institut aus den USA durchgeführt wurden. Kennt man die Stimmungslage im Iran, so ist seitJahren schon eine große Abwendung breiter Massen von diesem System zu beobachten, ganz zu schweigen von denen, die aus dem Land getrieben wurden und deren im Iran verbliebenen Angehörigen.

Yavuz Özoguz: Wo sind die Beweise dafür? Tatsächlich ist eine Abwendung in bestimmten Kreisen festzustellen, nämlich bei jenen, mit denen westliche Journalisten immer sprechen. Aber die haben nichts mehr zu sagen im Iran. Aber der "kleine" Bürger fühlt sich mitverantwortlich. Er weiß, er kann etwas bewegen. Ahmadinedschad hat eine eigene Postabteilung, die jedes Jahr mehrere hunderttausend Briefe erhält, von denen über 70% beantwortet werden! Welcher Staatschef dieser Welt geht so mit seinen Bürgern um und wird so geliebt? Imam Chamene'i gewährt jedes Jahr mehrere Audienzen in den Provinzen für die einfache Bevölkerung. Geduldig sitzt er 8 bis 10 Stunden im Schneidersitz und Empängt im 15-Sekunden-Rhythmus die einfachen Menschen (nicht die Reichen), die ihm unbedingt die Hand küssen wollen. Wo in der Welt gibt es solche Szenen?

Die Einfachheit des Lebens dieser echten Wahrhaftigen kann man nicht manipulieren! Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem "Führer" der Nazis und dem "Imam" der Muslime. Und das ist der Lebensstil! Wann hat Hilter jemals auf dem Boden gegessen? Wann hat er die Nächte wach im Gebet verbracht und "kleine" Familien aufgesucht? Doch selbst wenn man den Islam, den Iran, Imam Khamene'i und alles, was damit zusammenhängt, hasst, so müsste man doch zumindest zugeben, dass jene Bilder ein anderes Bild der Kräfte- und Interessenverhältnisse des Iran verdeutlichen! Ein Mussawi oder Rafsandschani würde nie so viele Leute begeistern können. Rafsandschani hält seit zwei Monaten keine Freitagsansprache mehr, nachdem sein letzter Auftritt faktisch boykottiert wurde und Minusrekord beim Freitagsgebet erzielt wurde.

H.: Denn wenn dem wie behauptet wäre, so wäre dies in mehrfacher Hinsicht erschütternd. Dann wüssten offensichtlich 83% der IranerInnen nicht mehr, was denn freie und faire Wahlen wirklich ausmacht, nämlich die Freiheit von jeder Staatszensur bei der Auswahl der Kandidaten.

Yavuz Özoguz: In welchem Land gibt es denn so etwas? Selbst in Deutschland gibt es Wahlrechtsausschluss, welcher vom Staat bestimmt wird, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Wahlrechtsausschluss

H.: Und genau das Gegenteil ist nun im Iran der Fall. Sollte dies einer der „Aufklärer“ bezweifeln, hätte er contra res seinen Anspruch verspielt, auch wenn er dies  weiterhin subjektiv für sich in Anspruch nähme.

Yavuz Özoguz: Unsinn! Jedes Wahlsystem hat seine Eigenheiten, und das sind aber nicht die Maßstäbe für "Freiheit" einer Wahl. Wenn aber die Wahlen ohnehin nicht frei waren, warum wäre dann Mussawi legitimiert, wenn er die Wahlen gewonnen hätte? Solche Argumente fallen immer auf die Leute zurück, denen jedes Mittel recht ist, um ihre Ziele durchzusetzen. Daher muss man sich darauf einigen: Entweder war die Wahl unrechtmäßig, dann ist jeder Gewinner unrechtmäßig, auch der Westkandidat. Oder aber die Wahl war rechtmäßig, dann müssen die Wahlfälscher entlarvt werden, und das waren bisher nachweislich die Westkandidaten.

H.: Man kann aber wiederum die Vermutung hegen, dass deutlich mehr als 17% der Bevölkerung noch immer wissen, was freie und faire Bedingungen einer Wahl sind. Das belegt ein Blick in die Geschichte des Widerstands in dieser Islamischen Republik Iran, sei es der von Arbeitern oder der von Studenten wie 1999.

Yavuz Özoguz: Wie viele waren denn damals "mobilisiert"? Und wo waren die die letzten 10 Jahre? Da hat ja nicht nur Ahmadinedschad regiert.

H.: Sicher haben sich die Machthaber alle Mühe in den 31 Jahren dieses anachronistischen Staatsgebildes gegeben, um diejenigen zu ermorden und aus dem Land zu treiben, die diese Freiheit und Fairness einforderten.

Yavuz Özoguz: Es sind tatsächlich einige aus dem Land "geflohen". Aber wie sich in allen Ländern feststellen lässt, sind aus dem Iran (im Gegensatz zu Libanon, Afghanistan, Irak usw.) die etwas "besser Betuchten" geflohen. Arme iranische Schichten findet man in keinem Land der Erde. Aber der Iran ist gemäß UN-Angaben das Land, das pro Kopf die mit Abstand meisten Flüchtlinge aufgenommen hat!

H.: Erinnert sei hier an die barbarischen Kettenmorde nach dem Wahlsieg Khatamis und der Partei der Reformer.

Yavuz Özoguz: Den Begriff höre ich zum ersten Mal!

H.: Doch haben diese terroristischen Attacken auf die Kritiker des Systems eher erreicht, dass die ‚antitheokratische Bewegung’ (M. Massarat) eher stärker in der Zivilgesellschaft verankert wurde. Dies zu leugnen oder diese Bewegung gar zu denunzieren, hieße ebenfalls wieder contra res zu argumentieren.

Yavuz Özoguz: Selbst die Gegner der Arbeiterfotografie geben zu, dass jene Bewegung offenbar am Anfang nicht "stärker in der Zivilgesellschaft verankert war". Sie ist es auch heute nicht! Das ewige Scheitern der Westideologie und des Kapitalismus im Iran ist dabei gar nicht so kompliziert: Kapitalisten essen ungern im Schneidersitz auf dem Boden.

H.: Eine Umfrage vor der Wahl im Iran, bei der ein „…deutlicher Wahlsieg Ahmadinedschads prognostiziert…“ wurde, als factum purum zu nehmen, ist ebenso zweifelhaft und in seinem Zustandekommen zu hinterfragen. Meinungsumfragen können, wenn überhaupt, doch nur dann in Gesellschaften ein annäherungsweise realistisches Bild ergeben, wenn der Antwortende nicht befürchten muss, ausgehorcht oder sanktioniert zu werden.

Yavuz Özoguz: Von einem US-Reporter??? Jene Umfragen waren doch der Grund für die US-Aktion gegen Ahmadinedschad! Wenn die vorher herausgefunden hätten, dass es knapp wird, hätten sie das Wahlergebnis abgewartet.

H.: Und diese Freiheit von Furcht gegenüber den ‚Sicherheits-’ d.h. den Repressionsorganen welcher Formation auch immer ist nun gerade nicht zu erwarten in einem Staat wie der Islamischen Republik Iran. Zu erwarten hat man dort als Demokrat und Bürger, der einen Staat auf der Basis der Menschenrechte einfordert, nur eines ganz sicher: Repression und Verfolgung, Folter, Mord.

Yavuz Özoguz: Und warum wurde dann selbst ein Montazari, der offen zum Umsturz aufgerufen hat, ein Mussawi, der immer noch für Neuwahlen plädiert und sämtliche Taxifahrer Teherans, die gegen die niedrige Bezahlung wettern, nicht festgenommen? Solch einen Unsinn kann nur der schreiben, der offenbar noch nie selbst im Iran war!

H.: Aber wenn es denn stimmte, dann wäre es immer noch keine Rechtfertigung, um dieses System als demokratisch legitimiert zu akzeptieren. Denn es ist nach wie vor und strukturell eine Diktatur und eine brutale Repressionsmaschine, die mit religiösen Gesetzen das Leben von Menschen zerstört, die selbstbestimmt und nach den Bedürfnissen ihrer Persönlichkeit leben wollen.

Yavuz Özoguz: Aha! Hier kommen wir also dem Kern der Kritik näher. Es geht also nicht darum, dass Wahlsystem zu kritisieren, sondern den Lebensstil. Am westlichen Wesen soll die Welt genesen! Schade, dass sich solche Menschen nicht vorstellen können, dass die Menschen dort jenen Lebensstil wünschen!

H.: Und die Wahl ist keine Wahl nach demokratischen Regeln, sondern eine durch den Wächterrat im Vorhinein zensierte. Auch dies nicht zu sehen und zu verschweigen macht de facto die Kollaboration mit einem solchen System zum Programm.

Yavuz Özoguz: Der Wächterrat bestimmt, ob jemand die Voraussetzungen für die Präsidentschaftskandidatur erfüllt. Die Voraussetzungen stehen in der Verfassung. Sie sind in Artikel 115 festgelegt (http://www.eslam.de/manuskripte/verfassung_iri/kapitel09.htm#1). Der Wächterrat ist hier nur ausführendes Organ. Wenn man schon etwas gegen die Wahl hat, dann muss man die Verfassung der islamischen Republik Iran kritisieren. Die aber ist mit über 2/3 Mehrheit des Volkes angenommen worden. So stellt sich die Frage, ob man einem anderen Volk zubilligt, eine andere Verfassung zu haben. Faktisch bedeutet obige Kritik nichts anderes, als dass man iranische Bürger, die Verfassungsfeinde sind, unterstützen mag, aber die verfassungstreu sind, nicht. Was aber würde Deutschland sagen, wenn irgend ein fremdes Land oder irgendwelche fremden "Kritiker" in Deutschland verbotene Organisationen unterstützen würden?

H.: Apologeten und Nutznießer dieses Systems ohne kritische Gegendarstellungen ein Forum zu bieten, wie dem iranischen Botschafter in Berlin oder Polizeikräften im Iran, die eine sich antiimperialistisch camouflierende Legende zum Tod Neda Agha-Soltan in die Welt zu setzen versuchen, wirkt geradezu zynisch.

Yavuz Özoguz: Jene angebliche Legende stammt aus den Bildern und Filmen der Westlichen Welt, nicht aus dem Iran.

H.: Eine Regierung und ein System, welche diese Repression seit nun 31 Jahren praktiziert, hat keinerlei Legitimation als die nackte Gewalt und die Masse unaufgeklärter religiöser Fundamentalisten.

Yavuz Özoguz: Ja, was denn nun? "Masse" ist doch immer eine große Menge Leute. Sind alle Leute, die den Westen lieben "aufgeklärt" und alle anderen "unaufgeklärt", weil sie den Islam lieben, selbst wenn sie die Mehrheit bilden? Wo ist jene nackte Gewalt? Wenn das Land nackte Gewalt ausübt, warum fliehen dann überall Menschen in den Iran vor der Gewalt der westlichen Welt?

H.: Eine solche Regierung kann von solchen, die sich der Linken oder der Friedensbewegung zurechnen, keinesfalls und unter keinen Umständen akzeptiert werden.

Yavuz Özoguz: Hier stimme ich ausnahmsweise zu! Das, was heutzutage "Links" in Deutschland ist, hat es nicht verdient, im gleichen Atemzug mit irgendeiner Befreiungstheologie genannt zu werden, weder in Nicaragua und Venezuela, noch im Iran. Die Linke sollte sich lieber in "Feigenblatt des Kapitalismus" umbenennen, denn sie ist genau so materialistisch, genau so atheistisch und genau so zionistisch, wie es der Kapitalismus ist.

H.: Und jede Form pseudodemokratischer Verfahren, die Legitimation vorzutäuschen versuchen, wie befohlene Massenaufmärsche, muss als inszeniertes Ritual von Herrschaftssicherung gesehen werden.

Yavuz Özoguz: Warum? Wer "befiehlt" irgendwem am Freitag (ist Feiertag im Iran) zum Freitagsgebet zu gehen (viele gehen auch nicht hin)? Wer befiehlt danach, an Aufmärschen teilzunehmen? Jene "Darstellungen", die Leute wären von ihren Betrieben mit Bussen angekarrt, stimmen nur insofern, dass Betriebsbusse jeden Freitag Interessierte aus ihrem Stadtteil zum Freitagsgebet fahren. Teheran ist so groß wie das ganze Ruhrgebiet!

H.: Von Medien zu fordern, dass darüber berichtet werden müsse in dem Sinn, dass sich hier dieses System in Wahrheit legitimiere, zeugt von einer grenzenlosen Naivität, im besten Falle. In Deutschland sollte man in dieser Hinsicht, was regimetreue Massenaufmärsche anbelangt, inzwischen eigentlich kritischer und misstrauischer geworden sein.

Yavuz Özoguz: Zweifelsohne! Allerdings ist zu hinterfragen, welches Regime die Welt und die Medien beherrscht. Es ist nicht bekannt, dass die Islamische Republik Iran irgendwo zum Umsturz in irgendeinem Land aufruft. Aber westliche Medien tun das nicht nur im Iran!

H.: Ein Linker kann solchen Theokratien keinerlei Pardon geben. Solche Systeme sind die auf den Punkt gebrachte Gegenaufklärung, die mit allen Linken und Aufklärern kurzen Prozess macht und sie am Galgen oder vor den Peletons enden lässt. Und die als letzte Antwort auf die Würde des Individuums das Massengrab am Evin-Gefängnis hat, in dem die Hingerichteten namenlos verscharrt werden.

Yavuz Özoguz: Behauptungen, die ausschließlich von denjenigen stammen, die dafür gesorgt haben, dass "Linke" ein Teil des Kapitalismus geworden sind.

H.: Und wo irgendjemand solchen Systemen Pardon gibt, da ist er kein Linker mehr.

Yavuz Özoguz: Das stimmt allerdings. Insofern gratuliere ich Ihnen, dass sowohl ich als auch andere Linke sie nicht mehr als Linke sehen. Denn sie sind schon längst auf dem Weg zur Ganzheitlichkeit und Einheit. Und dort gibt es jene Aufteilungen in Links und Rechts nur noch im Verstädnis der Herzkammern, die unterschiedliche Dimensionen der Liebe symbolisieren.

H.: Und wo er die sozialen Bewegungen nicht unterstützt, die diesem System ein Ende machen wollen, da konterkariert er den Kategorischen Imperativ der Linken, den der Internationalen Solidarität mit den Unterdrückten in allen Ländern dieser Erde. Oder um es mit Marx zu sagen, alle, nachdrücklich, alle Verhältnisse zu beseitigen, in denen der Mensch ein unterdrücktes und geknechtetes Wesen ist. Und zu solchen Verhältnissen gehört überdeutlich die Theokratie des Iran.

Yavuz Özoguz: Es gibt derzeit kein System in der Welt, das so viel für die Armen getan hat, wie der Iran. Und der Iran tut allein schon aus seiner Verfassung heraus alles, um alle Verhältnisse zu beseitigen, in denen der Mensch ein unterdrücktes und geknechtetes Wesen ist. Allerdings gibt es hier ein gewisses Problem der Deutungshoheit. Wer entscheidet, welche Verhältnisse den Menschen zu einem unterdrückten und geknechteten Wesen machen. Um das entscheiden zu können, müsste man das Potential des Menschen kennen und das hängt vom Menschenbild ab. Das "linke" Menschenbild ist ein rein materielles Menschenbild. Ein Menschenbild aber, dass die spirituelle Dimension des Menschen vernachlässigt, ist bereits in sich unterdrückerisch! Aber bei der heutigen Linken ist es viel einfacher: Kein "Linker" setzt sich für ein Verbot von Prostitution oder Pornographie ein. D.h. sie betrachten diese Dinge nicht als Unterdrückung und Knechtung des Menschen. Das ist ihr eigenes Recht, wenn sie Mehrheiten dafür finden. Es ist aber nicht das Recht der Linken, das eigene rein materialistische Welt- und Menschenbild anderen Völkern gewaltsam aufzwingen zu wollen.

H.: Dies nicht sehen zu wollen oder es in medialen Präsentationen als notwendigen Teil der Faktizität auszublenden, konterkariert und widerlegt den eigenen Anspruch auf Wahrheitsfindung.

Yavuz Özoguz: Es gehört zu allen Rechtssystemen der Welt, die von sich behaupten, halbwegs etwas mit Gerechtigkeit zu tun zu haben, dass der Ankläger nicht gleichzeitig Verteidiger der Gegenseite und Richter sein kann. Solche Leute wollen anklagen, der Gegenseite jegliches Recht auf Verteidigung absprechen und auch noch gleich selbst mit verurteilen. Lassen Sie doch die Leute beide Seiten hören. Die Befreiungstheologie hat ohnehin kaum eine mediale Chance gegen den Mainstream! Warum so viel Angst? Wenn man die Wahrheit vertritt, braucht man doch nicht Angst zu haben!

H.: ‚Sagen was ist!’ ist die Maxime kritischer Faktizität, die in der Tradition der Linken die ideologiekritische Entlarvung von Herrschaftsstrukturen meint, die den Beherrschten, die sich in Massenaufmärschen zusammentreiben lassen, oft unbewusst sind.

Yavuz Özoguz: Die Linke stand einstmals auf der Seite der Armen. Heute sind viele Linke selbst reich!

H.: Ideologiekritische Dokumentation und Analyse, wie sie von der Arbeiterfotografie Köln als Anspruch für die eigene Arbeit erhoben wird, kann aber, wenn sie denn seriös sein will, nicht bei der Ideologiekritik nur einer Seite, der westlicher Systeme, stehen bleiben. Das wäre eine Parteilichkeit, die zur Voreingenommenheit degenerierte, angesichts eines medialen Apparates grotesker Ideologieproduktion islamistischer Prägung, die auf Dämonisierung ihrer Gegner als Legitimation der ihr inhärenten Repressionsmaschinerie setzt.

Yavuz Özoguz: Also jetzt drehen Sie aber die Welt auf den Kopf! Es ist doch nicht der Islam, oder der Iran, der die Welt medial beherrscht! Das ist absurd! Und es sind doch nicht islamische Filme aus Hollywood, die den Gegner dämonisieren!

H.: Letzter Beweis solcher irrationaler religiöser Ideologie, aus dem gleichzeitig ein verzweifelter infantiler Größenwahn spricht, ist die Aussage eines der Scharfmacher des Regimes, der das Protestszenario mit dem der Apokalypse entlehnten Dualismus bezeichnet, hier stünde „die Partei Gottes“ sprich die Hisb’ Allah gegen die „Partei des Satans“ und die Proteste seien als „Verbrechen gegen Gott“ mit dem Tode zu bestrafen.

Yavuz Özoguz: Nun, zugegeben, solche Aussagen kann und muss ein Westler immer falsch verstehen. Der Gelehrte zitiert einige Verse aus dem Heiligen Qur'an (in persischer Übersetzung) und äußert sich dazu. Das Volk im Iran ist religiös wie politisch so gebildet, dass es das versteht. Aber da der Irankritiker in der Regel keine Ahnung vom Islam hat, kann er solche Dinge auch nicht wissen.

Heiliger Qur'an 5:56
Wer sich Allah zum Schutzherrn nimmt und (auch) Seinen Gesandten und diejenigen, die glauben, – gewiß, die Partei Allahs wird der Sieger sein.

5:57
O die ihr glaubt, nehmt nicht diejenigen, die sich über eure Religion lustig machen und sie zum Gegenstand des Spiels nehmen, von denjenigen, denen vor euch die Schrift gegeben wurde, und die Ungläubigen zu Schutzherren. Und fürchtet Allah, wenn ihr gläubig seid!

35:6
Gewiß, der Satan ist euch ein Feind; so nehmt ihn euch zum Feind. Er ruft ja seine Anhängerschaft nur dazu auf, zu den Insassen der Feuerglut zu gehören.

H.: Kann ein wie auch immer sich begründender Demokrat, der an  „… der Aufklärung interessiert …“ ist, solcherlei barbarische Denkweise und solch realitätsferne religiöse Ideologie und ihre angekündigten barbarischen Konsequenzen aber auch nur igendetwas abgewinnen, was entfernt zu verteidigen wäre? Die Antwort ist klar: Wer solche Herrschaft duldet, hat sich der Gegenaufklärung dienstbar gemacht und verfällt einer Sklaven’denke’.

Yavuz Özoguz: Der Linken in Deutschland steht es weder zu, solch eine Regierung zu dulden noch sie nicht zu dulden! Es handelt sich um die Regierung der Islamischen Republik Iran und des Volkes des Iran, bei dem selbst Christen mehrheitlich diese Verfassung mittragen!

H.: Erstaunlich ist, dass diese finstere Ideologie, die theologisch zudem eine Pervertierung kritischer schiitischer Herrschaftskritik ist – denn die Schia hat, im Sinne Marx’scher Religionskritik, auch ein durchaus emanzipatorisches Potential -, sich mit Attributen wie ‚antiimperialistisch’ und ‚revolutionär’ schmückt. Und darauf können einfache Gemüter im antiimperialistischen Spektrum hereinfallen, deren Position sich mit einem schlichten „ Alles, was aus den westlich-kapitalistischen Staaten kommt, ist per se  Betrugsmanöver des Imperialismus und per se abzulehnen“. Aber solche Begriffsverwirrung ist in der Geschichte nicht neu, und in diesem Teil Mitteleuropas haben sich schon Bewegungen dieser Begriffe bedient, die das genaue Gegenteil dessen waren, was sie damit zu sein behaupteten. Man schaue zurück!

Yavuz Özoguz: Ja, der Imperialismus und der Kapitalismus in seinen verschiedenen Erscheinungsformen haben stets versucht, Teile seines Wirkens als "gut" darzustellen. Siehe dazu Hitlers Autobahnen. Aber der Kapitalismus und der Imperialismus sind tatsächlich per se Verbrechen!

H.: Und die Behauptung, einen Krieg zu verhindern, ist nur dann wirklich ernst zu nehmen, wenn zur gleichzeitig die Blutspur, die dieses System im Iran durch die letzten 31 Jahre  zieht, durch minutiöse Aufklärung der Verbrechen an den Demokraten dieses unglücklichen Landes zur ständigen Aufgabe wird.

Yavuz Özoguz: Aha, ansonsten - wenn man das also nicht tut - darf man den Krieg nicht verhindern wollen? Solch eine Logik könnte nicht einmal Obama den Degenerierten unter seinen Anhängern verkaufen!

H.: Und die akribisch als ständige Aufgabe betreibt, die Protagonisten dieser Diktatur für ihre Taten zur Verantwortung zu ziehen, und das , nota bene , übrigens nach allen Seiten von menschenmörderischen Herrschaftssystemen, welcher Provenienz auch immer sie sein mögen und welcher Camouflage sie auch immer sie sich bedienen.

Yavuz Özoguz: Auch der Zionismus?

H.: Denn das Iranische System ist eine brutale Diktatur, die nach dem Feudalismus der Pahlewi-Usurpatoren ein neues, effizientes System der Bereicherung, der neuen Kompradorenbourgeoisie geschaffen hat, die sich mit religiösem Rang und Funktionsstellen im Repressionsapparat legitimiert, also im Klartext mit der Verbreitung von antiaufklärerischer Ideologie und brutaler Zerstörung von Menschenleben.

Yavuz Özoguz: Genau das eben ist nicht passiert! Zweifelsohne gibt es nach wie vor Korruption, aber die wird bekämpft! Und es ist kein Zufall, dass ausgerechnet Rafsandschani so viel Macht verloren hat und auf Seiten derjenigen steht, die der Westen unterstützt. Es ist eigentlich wie überall in der Welt. Der Westen unterstützt die Reichen!

H.: Oder um es noch deutlicher zu sagen, das System des Iran zeigt viele Merkmale faschistischer Gewaltsysteme, es ist eine Spielart des Klerikalfaschismus islamischer Prägung.

Yavuz Özoguz: Es ist durchaus diskussionswürdig, so etwas in den Raum zu stellen. Und zweifelsohne besteht jene Gefahr. Aber es gibt auch Mechanismen im Iran, die genau das verhindern. Hingegen hat die westliche Welt keinerlei Mechanismen, um den Faschismus des Kapitalismus zu verhindern. Der Iran hat bisher seit der Islamischen Revolution nie ein anderes Land angegriffen. Aber die westliche Welt hat den Iran mehrfach angegriffen und besetzt sämtliche Nachbarländer direkt oder indirekt (durch das Millitär in der Türkei). Das sind die Fakten.

H.: Und es mutiert inzwischen zu einem neuartigen Typus von Militarismus, in dem sich die herschende Klasse und die Repressionapparate von Militär und Paramiltärs, und insbesondere letztere, die ökonomische Potenz des Landes aufgrund ihrer Fähigkeit zur nackten Gewalt zunehmend aneignen.

Yavuz Özoguz: Fragt sich nur gegen wen, wenn in jeder Familie ein Basidschi ist!?

H.: Und jede an einem Aufklärungsprozess interessierte kleine oder größere Gruppe, jedes an Menschenrechten orientierte denkende Subjekt, kann diesen Gipfel politischer Irrationalität, diese Form militanter Gegenaufklärung nicht einfach ignorieren oder gar zur verfolgten Unschuld stilisieren, denen permanent vom bösen Feind und den westlichen ‚Mainstream-Medien’ übel mitgespielt werde. Das ist an simplem Dualismus nicht mehr zu überbieten.

Yavuz Özoguz: Die ‚Mainstream-Medien’ arbeiten für den Kapitalismus auf der ganzen Welt, Gibt es daran einen Zweifel? Wenn nein, welche Interessen verfolgen sie im Iran? Warum sollten sie ausgerechnet dort sich für Menschenrechte einsetzen, wenn sie es doch sonst nie tun - außer es nützt dem Kapitalismus!

H.: Nun kann man sagen, trotzdem sei es um jeden Preis geboten, einen Krieg zu verhindern, der den Iran verwüsten würde. Dem ist rückhaltlos zuzustimmen und man kann sogar sagen, nichts Besseres könne diesem System passieren, als ein militärischer Angriff, wie auch immer er aussehen und sich legitimieren mag.

Yavuz Özoguz: Man muss schon ziemlich alle Regungen für Menschlichkeit verloren haben, um solch eine Äußerung von sich zu geben! Das eigene Herz muss derart von Hass überwältigt sein, dass einem auch Millionen von Toten egal sind, wenn man solche Äußerungen von sich gibt!

H.: Denn das wäre die ersehnte kurzfristige Rettung für dieses untergehende System des Velayat e Faqih.

Yavuz Özoguz: Das System Velayat e Faqih ist der Grundpfeiler im Kampf gegen das Unrecht in dieser Welt. Im Gegensatz zum Präsidenten hat er gemäß Verfassung nicht die Voraussetzung, Iraner zu sein! Seine Voraussetzungen sind in Artikel 109 zusammengefasst:
http://www.eslam.de/manuskripte/verfassung_iri/kapitel08.htm
Es ist die spirituelle Dimension des Amtes, die klar macht, dass jene Position das "gefährlichste" für die westliche Welt ist. Hingegen sind Erbmonarchen, die im Namen des Westens den Jemen bombardieren, willfährige Diener.

H.: Und da spielte denn ein Wahnsinn, nämlich der des abendländisch-kapitalistischen oder auch des davon abhängigen zionistischen Militarismus, dem anderen, dem islamistisch-autokratischen Klerikalfaschismus, der aber inzwischen zur Militärdiktatur der Pasdaran und Basidsch sich transformiert, in die Hände.

Yavuz Özoguz: Indem man zivilie Flugzeuge mit 290 Passagieren abschießt? Indem man Uranmunition einsetzt, das Gegenden für Jahrhunderte verseucht? Indem man Giftgas mit Hilfe des Kapitalismus einsetzt? Was für eine Logik? Sie baut auf Unmenschlichkeit auf.

H.: Beide Formen sind gegen die Menschenrechte gerichtet und beide Systeme brauchen einander, um ihre destruktive und antihumane Existenz zu legitimieren. Und aus diesem Grund muss man natürlich alles tun, um den Militarismus westlicher Prägung von einem Angriff auf den Iran abzuhalten.

Yavuz Özoguz: Es ist genau so: Der Kapitalismus braucht die ebenfalls materialistischen Linken wie auch die materialistischen Nazis, um die Befreiungstheologie bekämpfen zu können, denn einige Aspekte jener Befreiungstheologie kann der Kapitalismus nicht selbst anbieten (soziale Gerechtigkeit - Linke, Moralvorstellungen und Famile - Rechte). Aber auch ein Linke und Rechte duldender Kapitalismus kann ideologisch nicht gegen die Befreiungstheologie mithalten.

H.: Doch nun aus welchem Grund auch immer die eine Seite als das Böse an den Pranger zu stellen und  nicht auch die Dämonisierung, derer sich  die andere Seite  täglich im Propagandakrieg, im Rückgriff auf vormoderne Kategorien mit dem Begriff des ‚Großen und Kleinen Satan’, leistet, eine solche Sichtweise der Dinge hat sich so weit von einer unvoreingenommenen Kritik und Aufklärung entfernt, dass sie nicht mehr diesen Anspruch erheben kann. Aufklärung hat alles aufzuklären, überall, und hat diese gefährliche Arbeit überall im Dienste der Menschenrechte gegen jedes politische System zu betreiben.

Yavuz Özoguz: Wie aber soll Aufklärung möglich sein, wenn man einem Angeklagten nie die Chance gibt, sich zu verteidigen. Wie soll Aufklärung möglich sein, wenn man andere Menschenbilder als das eigene nicht einmal anhört! Marx kann man im Iran lesen, aber wie viele Linke haben jemals ein Buch von einem Autor der Islamischen Revolution in der Hand gehabt?

H.: Um es rund zu machen : Die auf der Seite der Arbeiterfotografie durch schlichte Aussparung des notwendigen Ganzen erscheinende Position zum Iran, kann nicht beanspruchen, eine Sichtweise aufklärerischer oder humanistischer Linker zu sein. Sie ist, dialektisch gesehen, die simplifizierend abstrakte Negation aus der Position außerhalb des realen emanzipativen Kampfes, die dem Begriffsfetisch des ‚Antiimperialismus’ zum Opfer fällt.

Yavuz Özoguz: Wer so etwas schreibt, ist wie die Studenten, die vorgaben "Linke" zu sein, aber Obdachlose auf der Staße nie gesehen hatten. Solch eine Sprache ist die Sprache von Kapitalisten im Gewand eines "Intellektuellen". Antiimperialismus ist auch kein Begriffsfetisch, sondern eine Einstellung eines jeden menschlichen Menschen, der seine Seele noch nicht verkauft hat und sich für die Menschen einsetzt. Das Ergebnis des "realen emanzipativen Kampfes" sind Schreiber, wie Sie, der wohl noch nie mit einem wirklich Armen zusammen gegessen haben dürfte! In Palästina nennt man solche Leute "Mercedes-Revolutionäre". Ich bevorzuge den Ausdruck "Disko-Muslime" für deren Anhänger.

H.: Sie ist die Position des „kritischen Kritikers“, der sich losgelöst hat von den realen Kämpfen gegen die Beendigung unterdrückerischer religiöser Feudalstrukturen. Eine solche Analyse kann nicht beanspruchen, in der Tradition emanzipativer Kritik zu stehen.

Yavuz Özoguz: Nein, denn sie steht in der Tradition der Wahrheit.

H.: Es ist bedauerlich, wenn ein solch traditionsreiches Unternehmen, wie die Arbeiterfotografie, seinen Anspruch, mediales Instrument emanzipativer sozialer Bewegungen zu sein, mit solchen Präsentationen verspielt.

Yavuz Özoguz: Wenn das der Fall wäre, dann wäre ein solch hoher Aufwand mit so vielen Fremdworten nicht nötig. Vielmehr hat die Arbeiterfotografie in Deutschland als eine der ersten und anfänglich wenigen die Entwicklung erkannt und steht frühzeitig auf der Seite gegen den Imperialismus und gegen den Kapitalismus, auf der Seite von Gerechtigkeit, selbst wenn der Weg dorthin noch viel zu lang ist. Gerechtigkeit ist ein sehr bedeutsamer Begriff, den der "reale emanzipative Kampf" völlig vergessen hat.

H.: Ich setze also auf die Kraft kritischer Reflexion, die sich in der medialen Darstellung des Befreiungskampfes und der Demokratiebewegung im Iran auch hier bei der Arbeiterfotografie durchsetzen muss, wenn der Anspruch selbst nicht verloren gehen soll.

Yavuz Özoguz: Kritische Reflexion setzt voraus, dass man alle in Betracht kommenden Meinungen und Informationen mit berücksichtigt. Wer z.B. Hilter kritisieren will und sich nur auf Schilderungen von Nazigegnern beruft, wird weder die Nürnberger Rassegesetze kritisieren können, noch Hitlers "Mein Kampf". Erst wenn man sich aus der "eigenen Quelle" informiert hat, ist ein Urteil gerecht. Wer also den Iran kritisieren will, aber nicht die Bereitschft mitbringt, die andere Seite zu hören, der macht sich selbst unglaubwürdig. Das ist wahre Zensur. In diesem Fall kommt hinzu, dass viele der Informationen der "Gegenseite" auch von den eigenen Medien bestätigt werden, wenn man nur genau genug hinsieht! Der Befreiungskampf im Iran wird sicherlich weitergehen, aber nicht in dem Sinn, wie Sie denken, sondern im dem Sinn gegen den Materialismus und den Götzendienst, der aus Menschen Tiere macht, die ihre eigenen menschlichen Empfindungen verlieren.

31.1.2010 18:28 - Mohssen Massarrat

Sehr geehrte Damen und Herren von der Arbeiterfotografie,

hiermit möchte ich Sie bitten, mich von Ihrem Verteiler zu nehmen und mir in Zukunft die Lektüre Ihrer Pamphlete zu ersparen. Ihre Art, Menschen zu unterstellen, was sie alles sein sollen und was sie alles "zugegeben" haben sollen, ist unerträglich und verweist auf die dunkle Vergangenheit der innerlinken Auseinandersetzungen.

Bitte haben Sie für meine Entscheidung Verständnis und halten sich an diese meine Bitte. Dies schließt ein, dass auch dieses mail von Ihrer Seite nicht wieder mit Repliken, Rechtfertigungen und Verleumdungen beantwortet wird.

Mit freundlichen Grüßen
Mohssen Massarrat

1.2.2010 10:04 - Antwort auf die eMail von Mohssen Massarrat vom 31.1.2010

Sehr geehrter Herr Massarrat,

wir bedauern Ihren Schritt des Beendens der Kommunikation, bevor sie richtig begonnen hatte. Wir haben Sie ausgetragen...

Mit freundlichen Grüßen
Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann


Weiterer Beitrag zum drohenden Kriegsschauplatz Iran:
Propaganda per Übersetzung drastisch gesteigert
Vergleichende Analyse der hebräischen, englischen und deutschen Fassungen der von Israels Staatspräsident Shimon Peres am 27. Januar 2010 im Bundestag gehaltenen Rede - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann - 3.2.2010

Alle Beiträge zum Iran im Überblick:
Tagebuch Iran
Notizen aus dem Kontext des drohenden Krieges gegen den Iran
Die 'Welt', ein 'genialer Netzwerker' und der Angriffskrieg gegen den Iran
Anmerkungen zu einem Artikel in der 'Welt', 12.2.2006
"Den Terroristen in den Regierungen unserer so genannten zivilisierten Welt das Handwerk legen"
Rede von Bernd Klagge am 8.2.2006 im Rahmen einer Mahnwache des Bonner Friedensbündnisses gegen Propaganda und Krieg und für Völkerfreundschaft auf dem Münsterplatz in Bonn
Was die Kriegspropagandisten von sich geben
Äußerungen von Angela Merkel, George W. Bush, John McCain, Joseph Lieberman, Donald Rumsfeld, Condoleezza Rice, John Bolton, Ehud Olmert (Stand: 29.4.2006)
US-Dollar oder 'Mini-Nukes' - Der Iran plant Öl-Börse auf Euro-Basis, was Milliardenverluste für die USA bedeuten kann
Betrachtung von Dietrich Zeitel auf der website der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e.V. Hamburg (swg), 25.02.2006
Stoppt den Krieg gegen Iran, bevor er beginnt! - Stop the war on Iran before it starts!
Internationaler Appell - Online-Petition
Keinen Krieg gegen den Iran - für eine politische Lösung!
Ein Aufruf der 'Kooperation für den Frieden' (Zusammenschluss verschiedener Friedensorganisationen) und des Bundesausschusses Friedensratschlag - veröffentlicht in der 'Frankfurter Rundschau' am 18.3.2006
Israel, Iran und die Atomwaffen
Knut Mellenthin in 'junge Welt' vom 19.10.2005
'Israel von der Landkarte löschen' - Der Krieg gegen den Iran hat längst begonnen
Über die angeblichen Äußerungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, 9.3.2006 (zuletzt erweitert am 9.4.2006)
Bomben auf den Iran? - Gedanken zum Iran-Krieg
Artikel von Prof. Georg Meggle, 18.1.2006
Kriegspropaganda für die Massen - Feindbild Iran
Veröffentlichungen aus 'Bild' und 'Bild am Sonntag' ab Dezember 2005
Leugnet Irans Präsident den Holocaust oder legt er die Finger in die Wunde des Westens?
Eine Analyse der Medienrhetorik auf dem Weg zum Krieg gegen den Iran, 3.4.2006 (erweitert am 9.4.2006)
Eine gelungene Infektion
Über die Funktion eines Horst Mahler in der kriegsvorbereitenden Propagandakampagne gegen den Iran, 14.4.2006
DOES IRAN'S PRESIDENT WANT ISRAEL WIPED OFF THE MAP AND DOES HE DENY THE HOLOCAUST?
An analysis of rhetoric in media on its way to war against Iran - Commenting on the alleged statements of Iran's President Ahmadinejad
Wer nicht mitspielt, ist Antisemit
Wie die 'taz' den Planungen der USA für einen Atomkrieg gegen den Iran begegnet, 22.4.2006
Der 'Satan' fordert "Regierung, gewählt von den Menschen... seien sie Muslime, Christen oder Juden"
Irans Präsident Ahmadinedschad am 14.4.2006 im Rahmen der 'Third International Qods Conference' zur Situation in Palästina, 22.4.2006
Iran: Dreck, Teufel, Pfeifen und Pfifferlinge
Was die 'westlichen' Medien aus Ahmadinedschads Äußerungen vom 28.4.2006 machen
USA: Dialog mit Iran nutzlos - oder: Was ein Feindbild zunichte machen könnte, muß vernichtet werden
Der Brief des iranischen Präsidenten, Mahmud Ahmadinedschad, an den Präsidenten der USA, George W. Bush, von Anfang Mai 2006 und die Reaktionen darauf
Genug ist genug! - 'Nur' Verbrechen gegen die Menschheit oder schleichender Völkermord?
Eine Dokumentation von Ellen Rohlfs zur Situation in Palästina, 2005/2006
Von Nazis nicht für einen Krieg gegen den Iran einspannen lassen!
Über die Rolle einer von Nazis angemeldeten Pro-Iran-Demo am 17.6.2006 in Frankfurt-Sachsenhausen
Wie wir dem Krieg den Weg bahnen
Eine Überlegung zur Strategie für einen Krieg gegen den Iran, 4.6.2006
Auf dem Weg zum Höhepunkt der Kriegspropaganda
Eine Betrachtung über den 'Spiegel' vom 29.5.2006 und das darin enthaltene Interview mit dem iranischen Präsidenten
War is Brewing - Krieg braut sich zusammen...
Das Kapital verlangt von der US-Regierung irgendeinen Angriff zur Stabilisierung des Kapitalismus - Betrachtung von Daniel Neun (0815-Info), 22.6.2006
Der Gerechtigkeit halber
Strafanzeige gegen Günther Beckstein, Innenminister Bayerns, und Michel Friedman, ehem. stellv. Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, wegen Beleidigung des Staatspräsidenten des Iran, mit einem Gespräch zwischen Armin Fiand und Alexander Boulerian
Der Gerechtigkeit halber (2)
Strafanzeige gegen die Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, wegen Beleidigung des Staatspräsidenten des Iran
'Wipe off the Map' als Fälschung bestätigt
Wichtige Erkenntnisse des Guardian-Journalisten Jonathan Steele über das angebliche Zitat des iranischen Präsidenten, Israel müsse von der Landkarte getilgt werden
"Seien Sie herzlich gegrüßt!"
Brief von Irans Präsident Ahmadinedschad an Bundeskanzlerin Merkel vom 20.7.2006
"Noble Americans - Ehrenwerte Amerikaner"
Brief von Irans Präsident Ahmadinedschad vom 29.11.2006 (in der englischen Fassung)
Das Lügennetz über dem Iran
Analyse des österreichischen Autors Malte Olschewski über die manipulierte Berichterstattung über den Iran und seinen Präsidenten Ahmadinedschad
Verhindern Sie diesen Krieg!
Offener Brief an Bundeskanzlerin Frau Angela Merkel, 19.2.2007
Herr der Bombe
Wie wir vom Kölner Stadt-Anzeiger mit dem Gedanken eines Krieges gegen den Iran vertraut gemacht werden sollen - über eine Veröffentlichung vom 8.2.2007
Der nächste Krieg in Sicht - Wann fallen US-Bomben auf Teheran?
Michael Opperskalski in 'Geheim', Ausgabe vom 31.3.2007
Desinformation im 'Kölner Stadt-Anzeiger'
Äußerungen von Mohamed ElBaradei am 24.5.2007 in Sachen Iran
Atombombe auf Israel, um die palästinensischen Freunde zu befreien?
Walter van Rossum über die Iran-Berichterstattung in seinem Buch 'Die Tagesshow - Wie man in 15 Minuten die Welt unbegreiflich macht', September 2007
An die Bundeszentrale für Politische Bildung
Offener Brief vom 17.1.2008 in Sachen Antisemitismus-Dossier der Bundeszentrale, das die Behauptung enthält, der Iran wolle Israel von der Landkarte tilgen
Die Strategie des bösen Spiels
'Report Mainz' konstruiert Ahmadinedschad-NPD-Bezug - Sendung vom 10.12.2007
'Von der Landkarte tilgen': Die Spitze eines Eisbergs
Eine Strategie zur Verfälschung der Äußerungen des iranischen Präsidenten - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann (29. Juli 2008)
‘Wipe off the map': The Tip of an Iceberg
A strategy for the falsification of the statements of Iran’s president - by Anneliese Fikentscher and Andreas Neumann (29 July 2008)
Erwägungen auf fraglicher Basis
Über den Artikel 'Ein finsterer Messias für die arabische Welt' in der Süddeutschen Zeitung vom 6.8.2008
Internationale jüdische Opposition gegen einen Angriff auf Iran - Jewish International Opposition Against Attack on Iran
Erklärung jüdischer Organisationen und Einzelpersonen vom 11.8.2008
Die Trojaner-Strategie
Offener Brief an Redaktion und Herausgeber der 'Blätter für deutsche und internationale Poltik'
"Nach einer Welt voller Liebe und Freundschaft und Segen streben - einer Welt, frei von Armut und Hass"
Ansprache des iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad auf der Antirassismus-Konferenz der Vereinten Nationen in Genf am 20.4.2009
Rassisten wollen nicht Rassisten genannt werden
Reaktionen auf die Genfer Rede des iranischen Präsidenten - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann - 28.4.2009
Bitte antworten Sie auf die Fragen!
Offener Brief an Mohssen Massarrat - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann - 22.7.2009
Sollen wir den Sturz der Regierung Merkel durch die Taliban fordern?
Vorsitzender des Club Voltaire greift Präsidenten des Voltaire-Netzwerks an - Hartmut Barth-Engelbart antwortet darauf
Ja, Nein, Jein, vielleicht
Präsident Obama und die Kriegsvorbereitungen gegen den Iran - von Jürgen Elsässer
Die Friedensbewegung darf nicht zur Kriegsbewegung werden
Das Thema Iran im "Friedensforum - Zeitschrift der Friedensbewegung" - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann
Trittbrettfahren mit der mächtigen westlichen Mainstream-Propaganda
Offener Brief von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann an Mohssen Massarrat in Sachen Feindbildgenerierung und Delegitimierung des Iran - 22.12.2009
Propaganda per Übersetzung drastisch gesteigert
Vergleichende Analyse der hebräischen, englischen und deutschen Fassungen der von Israels Staatspräsident Shimon Peres am 27. Januar 2010 im Bundestag gehaltenen Rede - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann - 3.2.2010
Fall Neda - Zu dick aufgetragen
Analyse des Videomaterials vom "Tod der Neda" durch einen medizinisch Sachverständigen - 20.2.2010
"Es gereicht niemandem zur Ehre, eine Atombombe zu besitzen"
Vollständige Rede von Irans Präsident Mahmut Ahmadinedschad bei der UN-Konferenz über den Atomwaffensperrvertrag, New York, 3.5.2010
Vorsicht: Troja
Offener Brief von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann als Reaktion auf Mohssen Massarrats Offenen Brief an Kerstin Müller und Omid Nouripour - 15.5.2010
Terror im Iran
Anmerkungen zu einer Hinrichtung im Iran - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann - 2.6.2010
"Den Krieg gegen Iran verhindern - Kriegstreiber stoppen - Sanktionen aufheben"
Aufruf der Antikriegsbewegung - 26.8.2010
"Die Welt braucht nicht die Logik der Macht, des Krieges und der Drohung, sondern sie braucht die Logik der Freundschaft, Gerechtigkeit und der Mitbeteiligung aller."
Rede des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad vom 23.9.2010 bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen
"Der Weltfrieden hängt am seidenen Faden"
Gedanken von Fidel Castro nach einem Besuch von Mahmoud Ahmadinejad am 11.1.2012 in Cuba
Beate Klarsfeld oder Evelyn Hecht-Galinski?
Offener Brief von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann zur Kandidatin der LINKEN bei der Bundespräsidentenwahl am 18.3.2012 - 5.3.2012
"Ich kann Beate Klarsfeld nicht wählen"
Brief von Ellen Diederich an die LINKE in Sachen Bundespräsidentenwahl - 5.3.2012
Friedens- statt Kriegspolitik im Iran-"Konflikt" - Sanktionen und Kriegsdrohungen sofort beenden
Eine Erklärung aus der Friedensbewegung und der Friedensforschung vom 23.2.2012 - mit Kommentar von Elias Davidsson
Ja, wie ticken Sie denn?
Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann über das Interview des ZDF mit dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, 28.3.2012
Land der Liebe
Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 1
Fromme in Frieden
Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 2
Wirtschaft im Aufwind
Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 3
Beispielhafter Christ
Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 4
Fragen zur Kommunistenverfolgung
Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 5
Partnerschaft statt Propaganda
Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 6
Eine wahre Entdeckung
Bericht über eine Reise nach Iran von Elias Davidsson - 6.5.2012
Der braune Sumpf schäumt
Vortrag "Feindbild-Demontage strafbar?" - Über eine Reise in den Iran
Teuflisches Spiel: Das Spiel mit dem Regime-Change
Eine Betrachtung von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann zur islamischen Revolution im Iran - 18.09.2013