Drohender Kriegsschauplatz Iran
Wie wir dem Krieg den Weg bahnen
Eine Überlegung zur Strategie für einen Krieg gegen den Iran, 5.6.2006 (ergänzt am 17.6.2006)


Versetzen wir uns einen Moment in die Kriegsstrategen des US-Imperiums. Wie würdet Ihr vorgehen? Die Ausgangslage: der Iran will sich dem US-Imperium (in den 'westlichen' Medien häufig 'Staatengemeinschaft' genannt) nicht unterordnen. Und er verurteilt zudem den Krieg der 'Koalition der Willigen' gegen den Irak. Und er prangert das Vorgehen Israels gegenüber der palästinensischen Bevölkerung als Völkermord an. Das mißfällt den USA und insbesondere Israel. Der Iran ist ein Störfaktor in dem vom 'Project for a New American Century' (PNAC) proklamierten Streben nach Weltherrschaft. Und es besteht die große Gefahr, daß der Iran in die SCO, die Shanghai Cooperation Organization, einen (auch militärischen) Pakt, dem schon heute Rußland, China und einige Staaten der ehemaligen Sowjetunion angehören, aufgenommen wird. Was würdet ihr tun?

Ihr würdet alle Möglichkeiten, die Menschen gegen den Iran aufzubringen, zu nutzen versuchen. Ihr würdet das, was im Iran zu verurteilen ist, hervorkehren. Ihr würdet das, was an Äußerungen iranischer Politiker zu verurteilen ist, in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen. Ihr würdet - wenn das nicht reicht - die Verbindungen zu Nachrichtenagenturen und Public-Relation-Organisationen nutzen und dafür Sorge tragen, daß manipulierte, entstellte Äußerungen über die Medien in Umlauf gebracht werden. Ihr würdet den iranischen Präsidenten verunglimpfen lassen, wo es nur geht - bis hin zur Gleichsetzung mit Hitler. Dafür bedient ihr euch einer Vielzahl bedeutender Persönlichkeiten - Merkel, Olmert, Peres, Spiegel beispielsweise. Ihr würdet darauf achten, daß die eigenen Verbrechen - in Afghanistan, Guantanamo, im Irak oder in Palästina z.B. - keine oder möglichst geringfügige, verharmlosende Erwähnung finden.

Ihr würdet Veranstaltungen organisieren, bei denen gegen den Iran Stimmung gemacht wird. Dazu würdet Ihr zunächst Leute suchen, die Euch nahe stehen und bereit sind, Kundgebungen wie die in Nürnberg am 11. Juni, die in Frankfurt am 17. Juni oder die in Leipzig am 21. Juni 2006 zu unterstützen - Micha Brumlik (bis 2005 Direktor des Frankfurter Fritz-Bauer-Instituts), Ralph Giordano, Michel Friedman, Wahied Wahdat-Hagh (MEMRI), Henryk M. Broder (Spiegel-Autor), Bärbel Bohley (DDR-Bürgerrechtlerin), Michael Wolffsohn und Thomas v. der Osten-Sacken (Autor bei der der antideutschen Szene nahestehenden 'Konkret') beispielsweise - und sie die Positionen der USA und Israels verbreiten lassen. Wohlwissend, daß es sich zu einem sehr großen Anteil um reine Propaganda handelt, würdet ihr sie verkünden lassen: "Keine Gastfreundschaft und keine Eintrittskarte für einen Volksverhetzer, der wiederholt den Holocaust geleugnet hat, Israel von der Landkarte tilgen will, zur Judenvernichtung aufruft, Terror finanziert, am Aufbau atomarer Bedrohung arbeitet und die gesamte zivilisierte westliche Welt bedroht und verhöhnt."

Veranstaltung 'Keine Gastfreundschaft für Volksverhetzer und Kriegstreiber!', Frankfurt, 17.6.2006

In Nürnberg beispielsweise würdet ihr in diesem Zusammenhang eine Allianz von CSU, Grünen, pro-israelischen Organisationen und dem DGB schmieden und den iranischen Präsidenten von Bayerns Innenminister Beckstein als 'Verbrecher', der 'die Juden ins Meer treiben will', und von Michel Friedman, dem ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, gar als 'Schwerverbrecher' und 'Hitler des 21. Jahrhunderts' verunglimpfen lassen, ohne Gefahr zu laufen, wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes nach § 103 StGB juristisch zur Verantwortung gezogen zu werden.

'Hitler des 21. Jahrhunderts' - Michel Friedman, ehem. stellv. Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, bezeichnet den iranischen Präsidenten als 'Schwerverbrecher' (Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes nach § 103 StGB)

Da ihr aber auch die Köpfe der Linken, der Friedensbewegung und antifaschistischer Organisationen und Initiativen in Besitz nehmen wollt, würdet ihr Euch die Nazi-Szene zunutze machen. Dabei würden Euch die in Nazi-Organisationen eingeschleusten V-Leute behilflich sein. Über Personen wie Horst Mahler oder Nazi-Organisationen wie die so genannten 'Freien Nationalisten Rhein/Main', die den Aufmarsch für den 17. Juni in Frankfurt-Sachsenhausen planen, würdet ihr versuchen, durch deren Sympathie-Bekundungen für Mahmud Ahmadinedschad die iranische Führung zusätzlich zu diskreditieren. "In der Stadt der Börse und der Banken, dem Jerusalem am Main, wollen wir demonstrieren, dass uns wahrheitsliebende und völkische Iraner zu Gast willkommen sind, wir aber die Masseneinwanderung und die Zersetzung des deutschen Volkes verachten", würdet ihr sie formulieren lassen, um damit zu erreichen, daß sich Antifaschisten finden, die gegen diese kranken Vorstellungen Sturm laufen, aber gleichzeitig die Iran-bezogenen Gedanken aufgreifen und auf diese Weise multiplizieren. Ihr würdet - um es mit den Worten des bayerischen Innenministers zu formulieren - den iranischen Präsidenten als 'Kultfigur der Neonazis' aufbauen. Dabei ist gar nicht entscheidend, ob der Nazi-Aufmarsch tatsächlich zustande kommt. Entscheidend ist die unter Zuhilfenahme der Medien ausgelöste Welle der Empörung, die sich nicht nur gegen die Nazis sondern auch gegen den iranischen Präsidenten richtet.

Aber das ist nicht die einzige Methode, wie ihr die Nazis sinnvoll einsetzen könnt. Sie sind noch in einer anderen Weise zur Stimmungmache gegen den Iran zu gebrauchen. Wie in einem Beitrag der Fernsehsendung 'Report Mainz' am 12.6.2006 könnt ihr suggerieren lassen, der Iran sei ein Zufluchtsort für in Deutschland verfolgte Neonazis. Damit ist es möglich, noch einen weiteren Bogen zwischen Iran und Nazis zu schlagen. Das ist ein ganz vorzüglicher Schachzug, mit dem es gelingt, die Situation im Iran mit der des Nationalsozialismus auf eine Stufe zu setzen.

Und ihr würdet die besten Leute in der Euch verbundenen Medien-Phalanx wie die des Magazins 'Der Spiegel', der schon vielfach - wie z.B. im Fall 9/11 - als verlängerter Arm des US-Imperiums agiert hat, auf den iranischen Präsidenten ansetzen und ein Interview "mit geringen sprachlichen Korrekturen" veröffentlichen, um damit den Versuch zu unternehmen, ihn vor der Weltöffentlichkeit bloßzustellen, und von den Plänen des US-Imperiums abzulenken, indem nicht dieses Imperium sondern der iranische Präsident als derjenige dargestellt wird, "vor dem die Welt sich fürchtet", als der "Weltfeind Nummer Eins". Und den Brief Ahmadinedschads an den US-Präsidenten würdet ihr nicht als Geste der Bereitschaft zum Gespräch werten, sondern als "unnützes" Machwerk eines Monsters verreissen lassen.

So wird es zu schaffen sein, die Notwendigkeit eines Krieges gegen den Iran als unabdingbare Notwendigkeit in den Köpfen der Menschen zu verankern.


Weiterer Beitrag zum drohenden Kriegsschauplatz Iran:
Auf dem Weg zum Höhepunkt der Kriegspropaganda
Eine Betrachtung über den 'Spiegel' vom 29.5.2006 und das darin enthaltene Interview mit dem iranischen Präsidenten

Alle Beiträge zum Iran im Überblick:
Tagebuch Iran
Notizen aus dem Kontext des drohenden Krieges gegen den Iran
Die 'Welt', ein 'genialer Netzwerker' und der Angriffskrieg gegen den Iran
Anmerkungen zu einem Artikel in der 'Welt', 12.2.2006
"Den Terroristen in den Regierungen unserer so genannten zivilisierten Welt das Handwerk legen"
Rede von Bernd Klagge am 8.2.2006 im Rahmen einer Mahnwache des Bonner Friedensbündnisses gegen Propaganda und Krieg und für Völkerfreundschaft auf dem Münsterplatz in Bonn
Was die Kriegspropagandisten von sich geben
Äußerungen von Angela Merkel, George W. Bush, John McCain, Joseph Lieberman, Donald Rumsfeld, Condoleezza Rice, John Bolton, Ehud Olmert (Stand: 29.4.2006)
US-Dollar oder 'Mini-Nukes' - Der Iran plant Öl-Börse auf Euro-Basis, was Milliardenverluste für die USA bedeuten kann
Betrachtung von Dietrich Zeitel auf der website der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e.V. Hamburg (swg), 25.02.2006
Stoppt den Krieg gegen Iran, bevor er beginnt! - Stop the war on Iran before it starts!
Internationaler Appell - Online-Petition
Keinen Krieg gegen den Iran - für eine politische Lösung!
Ein Aufruf der 'Kooperation für den Frieden' (Zusammenschluss verschiedener Friedensorganisationen) und des Bundesausschusses Friedensratschlag - veröffentlicht in der 'Frankfurter Rundschau' am 18.3.2006
Israel, Iran und die Atomwaffen
Knut Mellenthin in 'junge Welt' vom 19.10.2005
'Israel von der Landkarte löschen' - Der Krieg gegen den Iran hat längst begonnen
Über die angeblichen Äußerungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, 9.3.2006 (zuletzt erweitert am 9.4.2006)
Bomben auf den Iran? - Gedanken zum Iran-Krieg
Artikel von Prof. Georg Meggle, 18.1.2006
Kriegspropaganda für die Massen - Feindbild Iran
Veröffentlichungen aus 'Bild' und 'Bild am Sonntag' ab Dezember 2005
Leugnet Irans Präsident den Holocaust oder legt er die Finger in die Wunde des Westens?
Eine Analyse der Medienrhetorik auf dem Weg zum Krieg gegen den Iran, 3.4.2006 (erweitert am 9.4.2006)
Eine gelungene Infektion
Über die Funktion eines Horst Mahler in der kriegsvorbereitenden Propagandakampagne gegen den Iran, 14.4.2006
DOES IRAN'S PRESIDENT WANT ISRAEL WIPED OFF THE MAP AND DOES HE DENY THE HOLOCAUST?
An analysis of rhetoric in media on its way to war against Iran - Commenting on the alleged statements of Iran's President Ahmadinejad
Wer nicht mitspielt, ist Antisemit
Wie die 'taz' den Planungen der USA für einen Atomkrieg gegen den Iran begegnet, 22.4.2006
Der 'Satan' fordert "Regierung, gewählt von den Menschen... seien sie Muslime, Christen oder Juden"
Irans Präsident Ahmadinedschad am 14.4.2006 im Rahmen der 'Third International Qods Conference' zur Situation in Palästina, 22.4.2006
Iran: Dreck, Teufel, Pfeifen und Pfifferlinge
Was die 'westlichen' Medien aus Ahmadinedschads Äußerungen vom 28.4.2006 machen
USA: Dialog mit Iran nutzlos - oder: Was ein Feindbild zunichte machen könnte, muß vernichtet werden
Der Brief des iranischen Präsidenten, Mahmud Ahmadinedschad, an den Präsidenten der USA, George W. Bush, von Anfang Mai 2006 und die Reaktionen darauf
Genug ist genug! - 'Nur' Verbrechen gegen die Menschheit oder schleichender Völkermord?
Eine Dokumentation von Ellen Rohlfs zur Situation in Palästina, 2005/2006
Von Nazis nicht für einen Krieg gegen den Iran einspannen lassen!
Über die Rolle einer von Nazis angemeldeten Pro-Iran-Demo am 17.6.2006 in Frankfurt-Sachsenhausen
Wie wir dem Krieg den Weg bahnen
Eine Überlegung zur Strategie für einen Krieg gegen den Iran, 4.6.2006
Auf dem Weg zum Höhepunkt der Kriegspropaganda
Eine Betrachtung über den 'Spiegel' vom 29.5.2006 und das darin enthaltene Interview mit dem iranischen Präsidenten
War is Brewing - Krieg braut sich zusammen...
Das Kapital verlangt von der US-Regierung irgendeinen Angriff zur Stabilisierung des Kapitalismus - Betrachtung von Daniel Neun (0815-Info), 22.6.2006
Der Gerechtigkeit halber
Strafanzeige gegen Günther Beckstein, Innenminister Bayerns, und Michel Friedman, ehem. stellv. Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, wegen Beleidigung des Staatspräsidenten des Iran, mit einem Gespräch zwischen Armin Fiand und Alexander Boulerian
Der Gerechtigkeit halber (2)
Strafanzeige gegen die Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, wegen Beleidigung des Staatspräsidenten des Iran
'Wipe off the Map' als Fälschung bestätigt
Wichtige Erkenntnisse des Guardian-Journalisten Jonathan Steele über das angebliche Zitat des iranischen Präsidenten, Israel müsse von der Landkarte getilgt werden
"Seien Sie herzlich gegrüßt!"
Brief von Irans Präsident Ahmadinedschad an Bundeskanzlerin Merkel vom 20.7.2006
"Noble Americans - Ehrenwerte Amerikaner"
Brief von Irans Präsident Ahmadinedschad vom 29.11.2006 (in der englischen Fassung)
Das Lügennetz über dem Iran
Analyse des österreichischen Autors Malte Olschewski über die manipulierte Berichterstattung über den Iran und seinen Präsidenten Ahmadinedschad
Verhindern Sie diesen Krieg!
Offener Brief an Bundeskanzlerin Frau Angela Merkel, 19.2.2007
Herr der Bombe
Wie wir vom Kölner Stadt-Anzeiger mit dem Gedanken eines Krieges gegen den Iran vertraut gemacht werden sollen - über eine Veröffentlichung vom 8.2.2007
Der nächste Krieg in Sicht - Wann fallen US-Bomben auf Teheran?
Michael Opperskalski in 'Geheim', Ausgabe vom 31.3.2007
Desinformation im 'Kölner Stadt-Anzeiger'
Äußerungen von Mohamed ElBaradei am 24.5.2007 in Sachen Iran