Sozialraub - Analysen zur Politik des globalen Kapitals

Panzerknacker
Straßentheater von attac Köln (Alfred Weinberg und Thomas Pfaff), November 2008 - Video-Dokumentation der Arbeiterfotografie




Mitwirkende:

1. Der Regisseur (mit Megafon)
2. Der Geldscheinheilige Bankratius (auch mit Megafon)
3. Angela Merkel (mit Merkel-Maske, stumm, mit Schild 'Habt Ihr mal ne Milliarde für notleidende Banken und Konzerne?' und Bettelsack)
4. Fünf Panzerknacker (die die 'Goldklumpen' der Passanten rauben und später in die Bank schaffen)
5. Vier Bankwächter in Anzügen (die das Bankportal halten)
6. Das Publikum (mit mindestens vier Mitspielern, die erst bestohlen werden von den Panzerknackern und am Ende den Bankeingang blockieren)
7. Zwei bis drei Flugblattverteiler, die während der ganzen Aktion an alle echten Zuschauer Infomaterial verteilen

Insgesamt 18-19 Mitspieler

1. Regisseur zum Publikum:

Hochverehrtes Publikum - Liebe Zuschauer! Sehen Sie nun hier ein Strassen-Theater von Attac Köln zum Thema 'Finanzkrise und Steuer-Oasen'! Eintritt frei- aber nicht umsonst! Achtung, Panzerknacker, macht Euch fertig zum Raubüberfall! Jay liebes Publikum, hier mitten unter Ihnen sind Panzerknacker unterwegs - Panzerknacker mit schwarzen Zylindern und Nummernkonten auf der Brust. Denn hier und heute überfallen die wahren Panzerknacker keine Banken mehr - im Gegenteil, sie überfallen die Bürger und schaffen das Geld auf die Banken! Also, liebe Zuschauer, passen Sie gut auf - auf ihr Geld, ihr Gold, auf alles, was Sie sich mühsam erarbeitet haben...

2. Regisseur zu den Panzerknackern, die nun die Passanten ausrauben und stolz das geraubte 'Gold' herumzeigen und sich über ihre Raubzüge gemeinsam freuen:

Los, Ihr Panzerknacker, schneller, schneller - Nehmt die Bürger aus - Verleitet sie zum Spekulieren!
Dreht ihnen Zertifikate an, zieht ihnen das Geld aus den Taschen!

Senkt die Löhne, verlängert die Arbeitszeit und schafft die Profite weg!
Leitet die Steuergelder der Bürger in Eure Taschen um!
Legaly illegal, neoliberal - Moral ist scheißegal!
Das Geld muss immer schneller fiiessen!
Maximale Renditen für Millionäre und die Fonds-Banditen!

Zu uns spricht nun unser geistiger Vordenker, der heilige Bankratius. Bankratius, Du unser weiser Geldscheinheiliger, verkünde unsere neoliberalen Glaubenssprüche!

3. Bankratius rezitiert die neoliberalen Glaubenssprüche:

Du sollst das Eigentum schützen, denn das Wohl der Anteilseigner und Aktionäre erfreut die Götter... Halleluja!

Chor der Panzerknacker und Bankwächter antwortet: Halleluja!

Damit die Armen reicher werden können, müssen die Armen erst ärmer werden und die Reichen reicher machen - damit diese dann die Armen reicher machen können - also später vielleicht... Halleluja!

Chor der Panzerknacker und Bankwächter antwortet: Halleluja!

Hört nicht auf die falschen Prediger, die da behaupten: Eigentum verpflichtet! Wahrlich, ich sage Euch: Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr als dass ein Reicher seine Steuern zahlt... Halleluja!

Chor der Panzerknacker und Bankwächter antwortet: Halleluja!

Zu unserer Politik gibt es keine Alternative! Halleluja!

Chor der Panzerknacker und Bankwächter antwortet: Halleluja!

4. Regisseur ergreift wieder das Wort:

Ah, und da kommt ja auch schon unsere hochverschätzte Bundeskanzlerin! Liebe Frau Merkel, Applaus für Ihr wunderbares Theater, das Sie derzeit aufführen!

Chor der Panzerknacker und Bankwächter applaudiert und jubelt:
Bravo, Angie! Super-Theater! Brillante Komödie!

Regisseur:
Sie tun so, als würden Sie die Finanzmärkte regulieren - und sammeln doch nur Milliarden für die notleidenden Banken und Konzerne, damit das neoliberale Spiel von vorn losgehen kann!Bravo für die diese Schmierenkomödie!

Chor der Panzerknacker und Bankwächter jubelt:
Bravo! Bravissimo!

Ab hier schaffen die Panzerknacker das Geld in die Bank; Regisseur:

Auf, Ihr Panzerknacker! Schafft das Geld der Bürger auf die Bank! Denn von dort geht es dahin, wo es hingehört: Auf unsere Konten und zu unseren Briefkastenfirmen, auf den Kanal-Inseln oder in Liechtenstein- oder noch besser: Dahin, wo es warm ist, in die Karibik, wo die Palmen und der Pfeffer wachsen - auf die Cayman-Inseln und die Virgin Islands. In alle Steueroasen der Welt! Da kommt niemand mehr an unsere 'dicke Kohle'... Aberpasst auf, dass keiner merkt, was wir tun. Und dass es keine Proteste gibt. Denn wir scheuen das Licht der Öffentlichkeit wie der Vampir das Tageslicht! Geldscheinheiliger Bankratius, bete für uns!

5. Gebet des Geldscheinheiligen Bankratius (frei nach Hagen Rether)

Hochverehrte Gläubiger, liebe Gemeine, lasset uns betteln:

Mammon unser, der Du bist in Zürich
Geheiligt werde Dein Name
Wir sind steinreich - komm, ej
Unser Wille geschehe Wie im Niger, so auf Haiti.
Deren täglich Brot gib uns heute
Und vergib'Du ihnen doch ihre Schulden
Wie auch wir vergeben unsere Kredite.
Und führe keine Untersuchung,
sondern gib die Erlöse uns von den Börsen.
Denn wir sind reich und ham die Kraft und die Herrlichkeit;
Und die bleiben immer die in Ewigkeit...
Armen!

7. Chor der Blockierer, in den dann auch Bankwächter und Panzerknacker einstimmen:

Wir losse dat Geld in Kölle, dann da gehört es hin, und nich in die Oase - dat hätt doch keene Sinn.


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