Wuppertal, 29.2.-10.3.2004 - Ehemalige Zwangsarbeiter zu Besuch in DeutschlandBilder

Helena Matrosowa

Benennung eines Weges nach einer in Wuppertal erschossenen Zwangsarbeiterin, 3.3.2004

Dieser Weg führt zum ehemaligen Schießstand der Wuppertaler Polizei. Bis dorthin sind es noch ca. 1 ½ km.

Im anliegenden Waldstück auf einer Lichtung wurden an einem frühen Morgen Ende Februar, Anfang März 1945 unter Beihilfe der Wuppertaler Kriminalpolizei 6 Frauen und 24 Männer von der Gestapo erschossen.

Diese Menschen waren zuvor aus ihrer Heimat - aus der Sowjetunion – zur Zwangsarbeit nach Wuppertal verschleppt worden.

Sie waren jung – ihnen wurden hier qualvolle Lebensbedingungen zugemutet.

Die 30 Menschen, die hier ohne Gerichtsurteil erschossen wurden, waren wegen des Vorwurfs von Einbruchdiebstählen von der Kripo Wuppertal verhaftet worden.

Den „Ost“arbeitern waren die Überlebensbedingungen besonders erschwert. Die ihnen zugestandenen Möglichkeiten reichten nicht zum Überleben.

Aus Augenzeugenberichten wissen wir, dass die Festgenommenen bei den Verhören durch die Kripo Wuppertal gequält und gefoltert wurden.

Zur Erschießung wurden die Häftlinge jeweils zu zweit an Handschellen gefesselt an die zuvor ausgehobene Grube geführt und erschossen. Zuerst die Frauen, dann die Männer. Die Exekution dauerte etwa 45 Minuten.

Die beteiligten Kripo- und Gestapobeamten wurden im Juli 1947 vom britischen Militärgericht zu diesem Massaker verhört. Vom Kriminalkommissar Peter Diederich gibt es die Aussage, dass er sich weigerte, bei dieser Erschießung teilzunehmen. Seine Weigerung blieb für ihn folgenlos. Es war also möglich, sich unmenschlichen Befehlen zu verweigern.

Die Namen der 24 erschossenen Männer und die von 5 Frauen blieben unbekannt.

Nur der Name von Helena Matrosowa ist überliefert. Außer ihrem Namen wissen wir noch, dass sie aus der Ukraine kam und dort Lehrerin war. Sie wird als feiner Mensch geschildert, die trotz der schlechten Bedingungen darauf achtete, sich gut und sauber zu kleiden.

Vor 2 Jahren beantragten wir bei der Bezirksvertretung Cronenberg - als zuständiges politisches Gremium - diesen Weg nach Helena Matrosowa zu benennen. Die Bezirksvertretung benötigte ungefähr ein Jahr, um diesen Antrag abzulehnen.

Wir meinen, dass nicht vergessen werden darf, dass politische Verhältnisse brutale verbrecherische Handlungen als dienstliche Angelegenheiten legitimieren können.

Wir meinen, dass die Opfer dieses Massakers unsere Anerkennung und unsere Würdigung verdienen.

Stellvertretend für die anderen 29 namentlich unbekannt gebliebenen Opfer benennen wir diesen Weg nach Helena Matrosowa.