Bochum, 16.11.2003 (1) - SPD-Parteitag - 'Dem Sozialabbau widerstehen!' - Demonstration vor dem StadtparkrestaurantBilder

Eine andere Welt ist möglich!

Aufruf vom 14.11.2003: Sozialforen laden zur Demonstration beim SPD-Bundesparteitag

Das Sozialforum Bochum, angetreten, die von der verschärften Kürzungsorgie von Bund und Land betroffenen Menschen und Institutionen zu versammeln, ruft zur Teilnahme an den Demonstrationen gegen den SPD-Bundesparteitag vom 16. bis 19. September in Bochum auf. "Die versammelten Parteimitglieder müssen spüren, dass sie auf unseren Widerstand stoßen," sagt Jan Reinecke, AStA-Vorsitzender der Ruhr-Universität Bochum. "Die Behinderungen seitens der Polizei bei den angemeldeten Demonstrationen und die fragwürdige Konstruktion einer Bannmeile von der SPD-Führung zeigen, dass der Protest und das Aufzeigen von Alternativen ignoriert werden soll." Das sei ein unglaublicher und undemokratischer Vorgang und symptomatisch für den Umgang mit zivilem Protest. Ulrich Lange, Demonstrationsleiter vom Friedensplenum: "Gegen die Verbotsverfügungen haben wir unsererseits bereits eine Einstweilige Verfügungen vor dem Verwaltungsgericht beantragt."

Am Sonntag laden die Sozialforen Bochum, Herne und Witten und das Bündnis Soziale Bewegung in Essen gemeinsam zum gemeinsamen Sonntagsspaziergang rund um das Stadtparkrestaurant ein, wo ab 9:30 Uhr die Spitzengremien der SPD beraten werden. "Was sich im Laufe des Tages an Aktionen daraus entwickeln wird - warten wir es ab", sagt Martin Krämer vom Sozialforum. Am Montagabend wird es einen Demonstrationszug vom Hauptbahnhof geben, der ab 18 Uhr durch die Innenstadt zum Kongresszentrum ziehen wird. Ab 19 Uhr soll es dann vor dem Kongresszentrum mit Reden, Musik und Tanz weitergehen. Angekündigt sind Anne Eberle vom Bundeserwerbslosenauss von ver.di, Sven Giegold, Wirtschaftswissenschaftler und attac Mitgründer, Felix Oekentorp, Sprecher der Friedensorganisation DFG-VK und Mag Wompel, Redakteurin des Informationsdienstes LabourNet Germany.

"Eine solche Möglichkeit, am Sonntag den Spitzen der SPD unseren Widerstand gegen ihre katastrophale und unsoziale Politik zu demonstrieren, dürfen wir uns nicht entgehen lassen," sagt Lange. "Sie bestimmen die Politik und den Parteitag, wo einmal gefasste Beschlüsse nur noch unter Androhung von Sanktionen nur noch abgenickt werden." Unter den Parteimitgliedern befänden sich auch viele Bochumer SPD-Politiker, die die unsozialen Beschlüsse der Bundespartei auf lokaler Ebene durchzusetzen hätten - und das betrifft viele BochumerInnen. Schon jetzt sähe der Armutsbericht für die Stadt nicht gut aus, sagt Krämer. "Wir lehnen alle Angriffe auf den Sozialstaat ab - ob Agenda 2010, Rürup, Hartz, Herzog, Merkel, Merz, Renten- oder Gesundheitsreform." Stattdessen fordert das Sozialforum die umfassende Heranziehung der Konzern- und Unternehmensgewinne und hohen Vermögen zur Finanzierung menschenwürdiger Lebensverhältnisse. "Internationale Solidarität bedeutet, an unseren sozialen Sicherungen festzuhalten und sie aus- und nicht abzubauen. Denn Niedriglöhne helfen niemandem, nirgendwo." Der Staat müsse das Geld, das er braucht, bei denen holen, die es haben - nicht bei denen, die ohnehin schon fast nichts davon haben. Die Politik sei unfähig, wenn die Kürzungen bei den Langzeitarbeitslosen nur zur Senkung des Spitzensteuersatzes dienten.

Die erste gemeinsame Aktion seit der Gründung des Sozialforums zeigt, dass die verschiedenen Gruppen und Menschen gut zusammen arbeiten. Auch die Vernetzung zwischen den Foren klappt. Zwar werden die Vorbereitungen in den einzelnen Initiativen getroffen, aber die Spontaneität der Jüngeren scheint sich mit der Erfahrung der Älteren zu einer intensiven Mischung zu verbinden. Zum ersten Mal gehen unterschiedlichste Gruppen und Menschen im Sozialforum im gemeinsamen Protest auf die Straße.

Die Sozialforen Bochum, Dortmund, Herne, Witten und das Bündnis Soziale Bewegung Essen.

Quelle: www.bo-alternativ.de


Dem Sozialabbau widerstehen! Widerstand jetzt! Sozialforen laden zum Protest ein

Aufruf der Sozialforen Bochum, Dortmund, Herne, Witten und des Bündnisses Soziale Bewegung Essen zu Demonstrationen beim SPD-Bundesparteitag

SPD-Bundesparteitag vom 16. bis 19. November in Bochum!

Demonstration am Sonntag, 16.11.03 ab 9:00 Uhr (*), Stadtpark

Demonstrationszug am Montag, 17.11.03, ab 18:00 Uhr, ab Hauptbahnhof bis Kongresszentrum 19:00 Uhr mit Reden, Musik und Tanz (**)

Der Sozialstaat wird ausgelöscht. Gemeinsam gegen Sozialkahlschlag!

Wir lehnen alle Angriffe auf den Sozialstaat ab – ob Agenda 2010, Rürup, Hartz, Herzog, Merkel, Merz, Renten- oder Gesundheitsreform. Wir fordern die umfassende Heranziehung der Konzern- und Unternehmensgewinne und hohen Vermögen zur Finanzierung menschenwürdiger Lebensverhältnisse. In den letzten sieben Jahren sind sieben Billionen Euro Privatvermögen angehäuft worden, ohne dass dadurch ein Arbeitsplatz mehr enstanden wäre.

Niedriglöhne helfen niemandem, nirgendwo!

Die Armut der einen ist immer der Reichtum der anderen. Internationale Solidarität bedeutet, an unseren sozialen Sicherungen festzuhalten und sie aus- und nicht abzubauen. Wir sollten Vorbildfunktion für die Welt haben, denn sonst werden Konflikte um Gerechtigkeit unser aller Leben bestimmen. Nicht Arme, Alleinerziehende, ArbeiterInnen, Arbeitslose, Angestellte, Auszubildende, Behinderte, Kranke, MigrantInnen, SozialhilfeempfängerInnen, Studierende, RentnerInnen, sind die Besitzstandswahrer, sondern die, die nicht gerecht verteilen wollen.

Einen armen Staat können sich nur Reiche leisten.

Der Staat muss seinen Einnahmen erhöhen und darf nicht bei den Ärmsten sparen. Die Politik ist unfähig, wenn wir alle beim Versagen eines Mautsystems den Kürzeren ziehen. Die Kürzungen bei den Langzeitarbeitslosen dienen nur zur Senkung des Spitzensteuersatzes.

Der Sozialkahlschlag schadet uns allen. Kein Arbeitsplatz wird dadurch mehr entstehen. Stattdessen werden Arbeitsplätze umgewandelt in Billigjobs.

Wir müssen uns emanzipieren. Wir sollten nicht darauf warten, dass die besitzstandswahrende Politik sich korrigiert oder wechselt.

Wir müssen unsere Vorschläge entwickeln und durchsetzen. Viele alternative Wissenschaftler helfen uns dabei.

Schenken wir leeren Versprechungen keinen Glauben mehr – sie haben sich bisher nicht erfüllt und werden sich nicht erfüllen. Fallen wir auf die Lügen über Kostenexplosionen, Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum, Globalisierungsdruck, demographischen Wandel und Reformnotwendigkeit nicht länger herein. Es gibt genügend Gegenbeweise und -beispiele.

Suchen wir nach neuen Wegen!

Lasst uns von Frankreich und Italien lernen, lasst uns demonstrieren und nicht abwarten, ob und wann wir die nächsten Betroffenen sind. Wir werden immer mehr!

Kommt zur Demonstration am Montag, 17.11.03, zur Demo in Bochum. Gebt dort Eure Stimme ab, gegen die Sozialpolitik der Sozialdemokraten!

Unsere Demo am Montag beginnt um 18:00 Uhr am Hauptbahnhof und endet am Kongresszentrum um 19:00. Dort wird es weitere Aktionen geben. Kommt alle, seid laut und energisch – denn die Sozialdemokraten sind es auch.

Eine andere Welt ist möglich!

Mit den Sozialforen haben wir die Möglichkeit, eine andere Politik, die nicht mehr der Wirtschaft, sondern den Menschen dient, zu diskutieren. Die herrschende Politik ist nicht mehr unsere, sie ist nicht länger demokratisch. Lasst uns in den Sozialforen nach Alternativen suchen, wie es im Europäischen Sozialforum und im Weltsozialforum bereits passiert.

(*) Für Sonntag, den 16.11.2003 ab 9:00 Uhr ist eine Protestveranstaltung mit Menschenkette um das Stadtparkrestaurant (Tagung der SPD-Spitzengremien) geplant und angemeldet, welche nach dem Gesetz über die Sonn- und Feiertage nicht zulässig ist. Hierzu wurde eine Genehmigung bei der Bezirksregierung nach §10 des Feiertagsgesetzes beantragt.

(**) Mit Mag Wompel (LabourNet Germany), Anne Eberle (Bundeserwerbslosenausschuss ver.di), Felix Oekentorp (DFG-VK) und Sven Giegold (Wirtschaftswissenschaftler, attac).

Quelle: www.bo-alternativ.de


Wir sind die bestimmende Kraft! Macht alle mit!!!

Aufruf von ver.di NRW an Beamte, Arbeiter und Angestellte vom 4.11.2003 zur Beteiligung an einer Demonstration am 17. November 2003 in Bochum vor dem SPD-Bundesparteitag

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

ver.di NRW ruft alle Kolleginnen und Kollegen, insbesondere alle Beamtinnen und Beamten, aber auch die Angestellten und Arbeiter zu einer landesweiten Demonstration in Bochum vor dem SPD-Bundesparteitag auf.

Die Demonstration findet am Montag, 17. November 2003 ab 09.00 Uhr in Bochum vor dem Bundesparteitag der SPD statt.

Wir treffen uns an diesem Tag bis 08.30 Uhr in Bochum am VfL-Stadion (Stadionring/Kirmesplatz/Castroper Straße/Gersteinring). Die Straßen liegen alle im Umkreis von ca. 50 Metern auseinander.

Um was geht es?

Wir wollen demonstrieren gegen die Öffnungsklauseln, die der Deutsche Bundestag und der Bundesrat in seiner Sitzung am 14.03.2003 mit den Stimmen der Landesregierung NRW beschlossen hat.

Die Länder, so auch das Bundesland NRW, erhalten danach die Möglichkeit, Gestaltungsspielräume hinsichtlich der Höhe des Urlaubs- und des Weihnachtsgeldes zu nutzen. Die Landesregierung NRW hat daraufhin beschlossen, das Weihnachtsgeld drastisch zu kürzen und das Urlaubsgeld komplett zu streichen. Darüber hinaus soll eine Verlängerung der Wochen- und der Lebensarbeitszeit durchgesetzt werden.

Aus diesem Grunde machen wir Druck. Wir, die Beamtinnen und Beamten, die Arbeiterinnen und Arbeiter und die Angestellten, wir wehren uns.

Wir fordern:
  • Keine Kürzungen beim Urlaubs- und beim Weihnachtsgeld
  • Keine Verlängerung der täglichen und der Lebensarbeitszeit
Wir, die in ver.di organisierten Beamtinnen und Beamten, Arbeiterinnen und Arbeiter und Angestellten sagen nein zu den angesagten Kürzungen.



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die SPD will auf dem Bundesparteitag abschließend die Agenda 2010 beraten. Dazu ist alles gesagt, aber noch nicht alles unternommen worden.

Wir sind mit dieser Agenda 2010 in der jetzt vorliegenden Form nicht einverstanden und aus diesem Grunde mach wir Druck.

Weiter soll versucht werden, die Verschlechterungen des Beamtenbereiches auf die Angestellten und Arbeiter zu übertragen.

Mobilisiert bei den Wehren, bei den Leitstellen, in den Rathäusern und in den Einrichtungen des öffentlichen Dienstes.

Wir brauchen eure Unterstützung!

Wir bitten um umgehende Rückmeldung unter folgender Rufnummer: 0211-61824-198 oder per Fax: 0211-61824-458 mit wie vielen TeilnehmerInnen ihr zur Demo kommt.

Wir bitten alle Kolleginnen und Kollegen mit entsprechenden Transparenten und ver.di-Fahnen zur Demo zu kommen!

Die Demonstration wird begleitet von der GdP (Gewerkschaft der Polizei), die bundesweit zur Demo aufgerufen hat und dem Bundeswehrverband.

Wir treffen uns gemeinsam am Kirmesplatz im Bereich der Feuerwehrbeamtinnen und Beamten von ver.di und stellen dann den Demonstrationszug auf.

Wir sind die bestimmende Kraft! Macht alle mit!!!

Mit kollegialen Grüßen
Ortwin Bickhove-Swiderski
Landesbezirksbeamtensekretär ver.di NRW

V.i.S.d.P.: Ortwin Bickhove-Swiderski, ver.di Landesbezirk NRW, Abt. Beamte, Karlstr. 123-127, 40210 Düsseldorf, Tel. 0211-61824-0. Eigendruck

Quelle: www.bo-alternativ.de


SPD-Parteitag wirft seine Schatten voraus

'WAZ' Bochum vom 12.11.03

Der SPD-Bundesparteitag rückt näher, und in Bochum wird die Luft heißer. Wenn ab dem Wochenende die versammelte Polit-Prominenz in den RuhrCongress einfällt, ist nicht nur die Polizei auf den Beinen.

Im und am Veranstaltungszentrum am Stadionring haben die Handwerker reichlich Arbeit. Die Halle zu verkabeln, Möbel vom Rednerpult bis zur Sitzbank zu bauen, Bistro-Stände und Presse-Center aufzubauen, das erfordert hunderte Hände, eine große Logistik und - Überstunden. Neben der Halle wird das letzte Stück der Küppersstraße bis zum Renaissance-Hotel hergerichtet.

Das muss auch sein, denn der gesamte Bereich um die den Ruhr Congress wird zum SPD-Parteitag, der vom 16. bis 19. November stattfindet, zur Sicherheitszone erklärt, die nur von Befugten betreten werden darf. Der Polizeipräsident will am Freitag über Maßnahmen zum Personen- und Objektschutz informieren. Fest steht, dass auch die Rundsporthalle zum "Sperrgürtel" gehört. Sie bleibt vom 14. bis 20. November für den Schulsport und die Vereine geschlossen.

Die Stadt Bochum sieht den Bundesparteitag, der 3000 Delegierte und 1000 Journalisten nach Bochum ziehen wird, als Chance, sich als moderne und kompetente Stadt zu präsentieren. Nicht alle sind mit solchen aufs Äußerliche bezogenen Motiven zufrieden. Der Polizei lagen bis gestern Anmeldungen für mindestens sieben Demonstrationen und Aufmärsche vor. So wollen u.a. die Gewerkschaft der Polizei GdP, die Initiative Mehr Demokratie, die Arbeitslosen-Ini, das Friedensplenum und die Gewerkschaft Erziehung Wissenschaften GEW mit eigenen Demos das Forum des Bundesparteitags nutzen, um gegen die als unsozial empfundene Regierungspolitik (Stichwort: Agenda 2010) zu protestieren. Auch der Mieterbund unterstützt den Protest: "Wir fürchten eine Armutsentwicklung und zunehmende Obdachlosigkeit als Folge dieser Reformen", so Sprecher Hoffmann.

Am Montag fand im Bahnhof Langendreer ein Koordinationstreffen verschiedener Gruppen zur Vorbereitung gemeinsamer Protestaktionen statt. Laut der linken Internet-Seite bo-alternativ.de soll nun doch am Sonntag um 9 Uhr vor der Stadtpark-Gastronomie, wo sich um 10 Uhr das SPD-Präsidium zur Vorbereitung des Parteitages trifft, demonstriert werden. Der Polizeipräsident hatte kürzlich noch erklären lassen, dass eine solche Vesammlung in der "Bannmeile" südwestlicher Stadtpark - und dann noch am Feiertag - rechtlich unzulässig sei.

Quelle: www.bo-alternativ.de


Die Partei, die Partei hat nimmer recht - Fehl am Platz in Kundus und Bochum

Petra Rekrem in der Bochumer Stadt & Studierenden Zeitung

Vom 17. bis 19. November inszeniert die Sozialdemokratische Partei Deutschlands einen so genannten Bundesparteitag im RuhrCongress in Bochum. Alles ist ordentlich vorbereitet. Zusammen mit den Bochumer GenossInnen ist schon weit im Vorfeld geklärt worden, dass alles reibungslos über die Bühne geht. Besonders unerwünscht sind Proteste jedweder Art.

„Mit der Feuerwehr u.a. organisierten ver.di Kolleginnen und Kollegen war angedacht, eine dreitägige Mahnwache vor dem Kongress Centrum in Bochum durchzuführen. Dieses ist aus organisatorischen Gründen nicht möglich, weil die SPD im Umkreis von zwei Kilometern von der Halle aus sowohl privates als auch städtisches Gelände komplett angemietet hat, inklusive des großen Kirmesplatzes und aller Wege." Dies schreibt ver.di in einem internen Rundschreiben an seine FunktionärInnen. Die demonstrationserfahrenen PolizistInnen waren da schon besser drauf. Bereits im Vorfeld hatte die Gewerkschaft der Polizei mit der Androhung einer einstweiligen Anordnung erreicht, dass die SPD ihre geplante Bannmeile nicht durchsetzen konnte.

Neben den beiden Gewerkschaften wird sich zum Parteitagsbeginn am Montagmorgen ab 9 Uhr auch noch der „Bundeswehrverband" unter die DemonstratInnen einreihen. Damit alles schön fair ist, darf aber auch ein Vertreter der Bundesregierung den sozialen Kahlschlag von Rot-Grün verteidigen. Wer könnte das besser als „Verteidigungsminister" Peter Struck. Er bekommt schließlich einen großen Batzen der Taler, die den RentnerInnen, Arbeitslosen oder Studierenden abgeknöpft werden. Er verteidigt die Deutschland AG dann quasi am Stadionring. Vorgesehener Redebeginn ist 10.30 Uhr.

Rendevous im Stadtpark

Bereits am Sonntag trifft sich ab 10 Uhr im Stadtparkrestaurant das Parteipräsidium, der Parteivorstand und der Parteirat der SPD. Hierzu haben u. a. die Sozialforen aus Bochum und Umgebung zur Demonstration aufgerufen. Aber auch das möchte die SPD am liebsten verhindern. Hier versuchen SozialdemokratInnen und Polizei allerdings nur einen 300 m breiten Bannkreis um das Tagungslokal durchzusetzen. Als die VeranstaltungsanmelderInnen im Gespräch mit der Polizei durchblicken ließen, dass wahrscheinlich so viele Leute kommen, dass selbst dann noch eine Menschenkette um die tagenden SPD-FunktionärInnen gebildet werden kann, wurde ein weiteres As aus dem Ärmel gezaubert: das Feiertagsgesetz NRW. Es verbietet grundsätzlich Veranstaltungen während der Hauptgottesdienstzeit, also bis 11 Uhr am Sonntag. Ausnahmen seien völlig ausgeschlossen, argumentierte der Chef des Sonderstabes der Polizei, Thieme. Sauber kopiert wurde eine Kopie des Gesetzes überreicht. Zufällig fehlte der Paragraph 10, der die Ausnahmen beschreibt, wie eine Sondergenehmigung zur Durchführung der Demonstration erlangt werden kann. Diese Sondergenehmigung ist inzwischen beantragt und die Demonstration wird am Sonntagmorgen ab 9 Uhr vor dem Stadtparkrestaurant und darum herum stattfinden. Im schlimmsten Fall wird die Demonstration erst für 11 Uhr angemeldet und einige hundert DemonstrantInnen gehen schon zwei Stunden vorher im Stadtpark spazieren, suchen schon einmal den Kundgebungsort oder wollen einfach nur Gerhard Schröder zuwinken.

Richtig groß dürfte dann die Demonstration am Montagabend werden. Hierzu wird mittlerweile von einigen Gruppen – wie z.B. von attac – bundesweit mobilisiert. Sie beginnt um 18 Uhr am Hauptbahnhof und führt durch die Innenstadt zum RuhrCongress. Hier möchte die Polizei etwas Stress machen und unbedingt verbieten, dass die Demonstrationsroute durch die FußgängerInnenzone führt. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen bekommt also etwas Arbeit.

Nie hat seit 1945 eine Regierung in so kurzer Zeit so viele Schweinereien durchgesetzt wie die Schröder/Fischer-Kombo. Aber auch noch nie ist ein Parteitag der SozialdemokratInnen so aufgemischt worden, wie es in der nächsten Woche zu erwarten ist. Dabei hat die SPD immerhin eine lange Tradition. Wie schrieb Kurt Tucholsky schon vor mehr als 70 Jahren: „Es ist ein Unglück, daß die SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands heißt. Hieße sie seit dem August 1914 Reformistische Partei oder Partei des kleinern Übels oder Hier können Familien Kaffee kochen oder so etwas – vielen Arbeitern hätte der neue Name die Augen geöffnet, und sie wären dahingegangen, wohin sie gehören: zu einer Arbeiterpartei. So aber macht der Laden seine schlechten Geschäfte unter einem ehemals guten Namen."

Quelle: www.bo-alternativ.de


Mahnwache vor dem SPD-Bundesparteitag am 18.11.03

Mail des GEW-Landesverbandes NRW an alle Untergliederungsvorsitzenden, Geschäftsstellen, BZA-Vors. bzw. -Leitungsteams - an die Listenführer in allen Personalräten und - an die Mitglieder des Landesvorstands.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der SPD-Bundesparteitag rückt näher und somit auch unsere Mahnwache. Sie findet, wie auch in der NDS angekündigt, am 18.11 von 14 - 16 Uhr statt.

Obwohl sie frühzeitig angemeldet wurde, haben wir bis heute noch keine Bestätigung von der Bochumer Polizeibehörde bekommen. Das hat offensichtlich damit zu tun, dass die SPD den Vorplatz der Ruhrkongresshalle ebenso angemietet hat wie den nahe liegenden großen Kirmesplatz an der Castroper Straße, auf dem zur Zeit übrigens der Zirkus Flic Flac - offensichtlich auch Bestandteil des Parteitagprogramms - gastiert. Dass das Gelände vor der Halle, in der ein Bundesparteitag der SPD stattfindet, auch im neuen Jahrtausend kein demokratiefreier Raum sein darf, hat die SPD-Parteiführung inzwischen - allerdings erst nach Beantragung einer einstweiligen Verfügung durch den Bundesvorstand der GdP - kapiert. Die GdP wird am Montag, d. 17.11. von 9 bis ca. 11 Uhr gemeinsam mit dem Bundeswehrverband und den Feuerwehrleuten von Ver.di eine Kundgebung vor der Ruhrlandkongresshalle abhalten. Zu diesem Zweck wird die Abfahrtspur von der A 40, die unmittelbar vor der Halle verläuft, gesperrt.

Ob unsere Mahnwache am 18.11. auch in so unmittelbarer Nähe der Halle stattfinden wird, ist noch unklar. Selbstverständlich wird sie stattdinden! In der nächsten Woche wird es ein Kooperationsgespräch mit der Polizeibehörde geben. Dann wissen wir mehr.

Unabhängig davon teile ich euch folgenden Sammelpunkt mit: Wir treffen uns vor der Kaserne der Bereitschaftspolizei am Gersteinring/Ecke Castroper Straße. Am Gersteinring findet ihr einen lang gezogenen Parkstreifen. Ggf. sind Teile des gegenüberliegenden Kirmesplatz auch als Parkfläche nutzbar.

Wir haben vier Transparente anfertigen lassen, die sich auf drängende Verteilungsgesichtspunkte beziehen, die auf Bundesebene zu lösen sind. Ebenso bringen wir GEW-Fahnen und natürlich eine Beschallungsmöglichkeit mit, so dass es zumindest auch eine Ansprache gibt. Wenn ihr wollt, könnt ihr natürlich weitere Demonstrationsmaterialien auch selbst mitbringen.

Wir haben 150 - 200 Teilnehmer angemeldet. Es wäre allerdings schön, wenn sich diese Zahl verdoppeln würde. Insbesondere die Untergliederungen im näheren Umkreis von Bochum sind gebeten, in besonderem Maße zu mobilisieren!

Soweit für heute. Sobald wir Genaueres wissen, erhaltet ihr Mitteilung auf diesem Wege.

Mit besten kollegialen Grüßen
Norbert Müller

P.S.: Für die Mahnwache am 12.11., 13 - 15 Uhr sorgt die BZA Düsseldorf. Diese findet gemeinsam mit Komba statt. Für die Ausstattung ist wie oben gesorgt. Das Gros der Teilnehmer muss aus dem Umkreis von Düsseldorf kommen. Bitte nehmt auch diese Veranstaltung ernst und versucht - trotz der frühen Uhrzeit - Kolleginnen und Kollegen für die Teilnahme zu gewinnen!

Quelle: www.bo-alternativ.de


Bürgernähe und SPD

Presseerklärung des Bochumer Friedensplenums vom 7.11.03

Im Vorfeld des SPD-Parteitages (17.-19.11.) tagt am 16.11.2003 Sonntag morgens ab 10:00 Uhr das SPD-Präsidium und in Folge der SPD-Parteivorstand und der Parteirat.

Um sich vor öffentlicher Kritik gegen die unsoziale Politik ihrer Partei schützen zu können, bekam die SPD-Bundespartei von ihren Parteifreunden aus dem Bochumer Rathaus ein Sondernutzungsrecht für ihren Tagungsort Stadtparkrestaurant zugesprochen. Dieses Sondernutzungsrecht umfasst fast die Hälfte des südlichen Bochumer Stadtparks. In diesem Bereich besitzt die SPD faktisch ein Hausrecht. Der Bereich ist nun der Öffentlichkeit entzogen. Der gewohnte sonntäglich Spaziergang für Bochumer Bürger ist in diesem Bereich unmöglich geworden.

Auch, und das war wohl die Zielrichtung der SPD, kann das Bürgerrecht auf Versammlung und freie Meinungsäußerung in diesem Bereich nicht mehr wahr genommen werden. Kritik und Protest der Bürger soll fern gehalten werden.

Das Bochumer Friedensplenum hat für den 16.11. einen Bürgerprotest im Bochumer Stadtpark um das Stadtparkrestaurant polizeilich angemeldet. Es soll eine Menschenkette um das Stadtparkrestaurant gebildet werden und dabei die Enttäuschung, der Frust, Ärger und Wut gegen die unsoziale Politik der SPD artikuliert werden. Der Bürgerprotest soll sich ab 9:00 Uhr um das Stadtparkrestaurant formieren.

Zum Montag, den 17.11.2003 wird ergänzend zu den Protestveranstaltungen der Gewerkschaften GDP, Verdi und anderen abends ab 18:00 Uhr ein Protestzug von Bochumer Hauptbahnhof zum Congresszentrum gehen. Eine Kundgebung ist für 19:00 Uhr vor Ort geplant. Damit haben auch Teile der arbeitenden Bevölkerung die Möglichkeit nach Feierabend ihren Protest der SPD vorzutragen. Dem Protest haben sich bereits viele Initiativen und Gruppen angeschlossen. Das Bochumer Sozialforum ruft zum Bürgerprotest auf. Andere Sozialforen aus dem Ruhrgebiet und Attac schließen sich dem Protest an.

Das Friedensplenum Bochum protestiert aufs schärfste gegen die Bannmeile der SPD und prüft derzeit rechtliche Schritte gegen dieses undemokratische Vorgehen der SPD.

Leider versuchte auch die Bochumer Polizei den Protest ab Sonntag morgens 9:00 Uhr über das Sonn- und Feiertagsgesetz zu verhindern. Die Möglichkeit, den Bürgerprotest über eine Ausnahmeregelung statt finden lassen zu können, wurde in einem Kooperationsgespräch ausdrücklich verneint. Das Friedensplenum Bochum hat nun bei der Bezirksregierung Arnsberg diese Ausnahmegenehmigung nach §10 des Sonn- und Feiertagsgesetzes beantragt.

Verantwortlich Ulrich Lange

Quelle: www.bo-alternativ.de


SPD-Bannmeile

14 L 2901/03 - Auszug aus der Begründung des Beschlusses des Verwaltunggerichtes Gelsenkirchen am 14.11.2003

Der gegen die Auflage zu Ziff. 2. gerichtete Antrag hat indessen Erfolg, weil sich diese bei summarischer Betrachtung nach gegenwärtigem Erkenntnisstand als offensichtlich rechtswidrig erweist. Das für die Versammlung vorgesehene Gelände um das Stadtparkrestaurant, d.h. der Stadtpark, steht im Eigentum der Stadt Bochum und ist der Öffentlichkeit grundsätzlich zugänglich. Sind unbewegliche Sachen in dieser Weise der Öffentlichkeit verfügbar gemacht, stehen sie im Rahmen dieses „Widmungszwecks" für die Benutzung durch jedermann und damit auch für Versammlungen und Aufzüge der hier geplanten Art (Menschenkette) zur Verfügung und dürfen deshalb der Verwirklichung des Grundrechts aus Art. 8 Aas. 1 GG nur entzogen werden, wenn im Einzelfall die Voraussetzungen des § 15 Abs. 1 VersG vorliegen. Vgl. Ridder a.a.O. § 15, RdNr. 202 f.

Der Antragsgegner zu 1 hat die Auflage zu Ziff. 2. - die Freihaltung eines Sicherheitsbereichs von 300 m um das Stadtparkrestaurant - ausschließlich darauf gestützt, dass die Stadt Bochum - Ordnungsamt - unter dem 28. Oktober 2003 der SPD ein Sondernutzungsrecht im Sinne eines Hausrechts eingeräumt habe, welches versammlungsrechtliche Aktivitäten in dem aufgezeigten Areal nicht zulasse. Eine solche „Übertragung, eines Hausrechts" durch die öffentliche Hand auf einen Dritten/Privaten ist jedenfalls in dem Umfang rechtswidrig als dadurch die berechtigte Wahrnehmung des Grundrechts aus Art. 8 Abs. 1 GG verhindert wird. Dies verkennt der Antragsgegner zu 1., wenn er sich durch die „Vergabe des Hausrechts"gebunden sieht, die strittige Auflage zu erlassen.

Dass bei Unterschreitung des vorgenannten Sicherheitsbereichs die öffentliche Sicherheit oder Ordnung unmittelbar gefährdet sein würde, hat er gerade nicht dargetan. Wenn ein Parteivorstandsmitglied der SPD am 7. November 2003 als einen Grund für die beantragte Sondernutzungserlaubnis angegeben hat, dass die Durchführung der Gremiensitzung im Stadtparkrestaurant akustische Ruhe erfordere, folgt daraus im Lichte des Art. 8 Abs. 1 GG nicht die Erforderlichkeit eines wie hier verfügten großen Sicherheitsabstandes von 300 m, der eine optische wie akustische Wahrnehmung durch den von der Versammlung angesprochenen Adressatenkreis (weitgehend) ausschließt. Dies gilt um so mehr als dem Antragsteller unter Ziff. 4. des Auflagenbescheides nicht unerhebliche Beschränkungen bei der Verwendung von Lautsprechern aufgegeben worden sind, die dieser akzeptiert. Schlüssige Anhaltspunkte, welche räumlichen Beschränkungen zur Gewährleistung etwa der persönlichen Sicherheit der an der SPD-Sitzung teilnehmenden Personen/Politiker unerlässlich sind, hat der Antragsgegner zu 1. nicht ansatzweise dargelegt und sind einer gerichtlichen Einschätzung entzogen.

Dieser Text ist eingescannt und nur flüchtig korrekturgelesen

Quelle: www.bo-alternativ.de


Wer hat uns verraten?

Meldungen auf bo-alternativ.de zum SPD-Parteitag am 17.-19.11.2003 in Bochum

17.11.03, 22.00 Uhr
Von der Peinlichkeit, SozialdemokratIn zu sein
"Haut ab!" "Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!" und ähnliche schmeichelhafte Sprüche mussten sich heute abend die Delegierten des SPD-Bundesparteitages in Bochum anhören, als sie den RuhrCongress verließen, um in der Jahrhunderthalle ihren gemütlichen Parteiabend zu feiern. Ca. 3.000 DemonstrantInnen veranstalteten einen beachtlichen Lärm vor dem Parteitagsgebäude. Während es fast gar nicht gelungen war, überregional für die Protestdemonstration zu mobilisieren, war nahezu das gesamte engagierte oppositionelle Bochum erschienen, um deutlich zu machen, welche tiefe Verachtung mittlerweile gegenüber der SPD-Politik herrscht. In den Redebeiträgen wurde sehr stark auf das europäische Sozialforum bezug genommen, das in den letzten Tagen in Paris stattfand. Auch die Demonstration am 1. November in Berlin wurde mehrfach erwähnt. Die Stimmung unter den TeilnehmerInnen war recht kämpferisch. Viele DemonstrationsteilnehmerInnen hatten ein wenig das Gefühl, dass etwas in Bewegung kommt.

17.11.03, 15.00 Uhr
"Ihr Räuber - wir sind das Volk!"
An die 10.000 Beschäftigte - so schätzte die Polizei aufgrund ihres Hubschrauber-Überblicks - von Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr bereiteten den SPD-Parteitagsdelegierten heute Morgen vor dem Kongress-Zentrum einen angemessenen Empfang. Die SPD-Parteispitzen konnten unter Polizeischutz der (zum Dienst verpflichteten) PolizeikollegInnen heil das Zentrum erreichen. Die Fronten zwischen "die und wir" waren klar: "Wir vertreten Eure Interessen auf dieser Seite der Absperrung mit", riefen die DemonstrantInnen den diensthabenden PolizistInnen zu.
"Damit Schröder auch drinnen hört, was wir zum Sozialabbau meinen", veranstalteten die öffentlich Beschäftigten, die aus der ganzen Republik angereist waren, einen Höllenlärm.
"Das ist erst der Anfang, zum Parteitag der CDU am 1. Dezember kommen wir wieder!" war der Tenor. Der DGB-Vorsitzende Sommer stellte in seiner kurzen und flauen Rede immerhin richtig fest, dass die Kürzungen, die jetzt den Öffentlichen Dienst treffen sollen, demnächst auch die Beschäftigen in der Privatwirtschaft treffen würden. Daher dürften sich die verschiedenen Gewerkschaften nicht auseinanderdividieren lassen und müssten weiter gemeinsam Widerstand leisten. Ein Demonstrant meinte skeptisch: "schauen wir mal, ob dann Sommer auch dabei ist". Der sparsame Beifall für die sparsame Sommer-Rede deutete an, dass die GewerkschafterInnen sich lieber weiter auf sich selbst verlassen wollen.

17.11.03, 07.00 Uhr
Montag, 17.11.: Das heutige Demonstrationsprogramm
Um 8.00 Uhr sammeln sich Mitglieder der Gewerkschaft der Polizei (GdP) vor dem Polizei-Präsidium und ziehen anschließend zum SPD-Parteitag. Hier findet ab 9.30 Uhr eine bundesweite Demonstration von GdP und Bundeswehrverband statt. Auch die Gewerkschaft ver.di mobilisiert hierfür. Um 8.30 Uhr findet eine Mahnwache vor der Lutherkirche statt. Den ganzen Tag über wirbt die Gruppe "Mehr Demokratie" mit einem Infostand für direkte Demokratie. Um 18.00 Uhr beginnt dann vor dem Bochumer Hauptbahnhof eine Großdemonstration, zu der die Sozialforen im Ruhrgebiet, attac, das Landes-Asten-Treffen und viele andere Gruppen aufrufen. Der Demonstrationszug führt durch die Innenstadt zur Ruhr-Congress Halle. Ab 19 Uhr geht es dann dort mit Reden, Musik und Tanz weiter. Es reden u.a. Anne Eberle vom Bundeserwerbslosenauss von ver.di, Sven Giegold, Wirtschaftswissenschaftler und attac Mitgründer, Felix Oekentorp, Sprecher der Friedensorganisation DFG-VK und Mag Wompel, Redakteurin des Informationsdienstes LabourNet Germany.

16.11.03, 16.00 Uhr
"Die SPD wird bis Mittwoch nicht ungestört tagen können!"
Mit einem bunten und lautstarken Protest begannen heute die Demonstrationen anläßlich des SPD-Bundesparteitages in Bochum. Bereits um 9.00 Uhr waren ca. 100 DemonstratInnen vor dem Stadtparkrestaurant erschienen, wo das SPD-Präsidium ab 10 Uhr tagte. Die Polizei löste diese Demonstration sofort auf, weil sie verfügt hatte, dass erst ab 11 Uhr demonstriert werden dürfe. Transparente mussten eingerollt werden. TeilnehmerInnen, die einen Bibelspruch als Plakat auf dem Rücken und der Brust trugen, wurden gezwungen dies umzudrehen. Die Polizei war völlig nervös. Um 11 Uhr wuchs die Zahl der DemonstrantInnen auf knapp 300. Obwohl das Verwaltungsgericht der SPD und der Polizei eine Bannmeile um das Restaurant verboten hatte und die Polizei in ihrer letzten Verfügung daraufhin die Straße vor dem SPD-Tagungsort für die Demonstration freigegeben hatte, wurde trotzdem versucht, die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes zu unterlaufen. Erst nach längerer Verhandlung sah sich die Polizeiführung genötigt, sich rechtsstaatlichen Prinzipien zu beugen. Eine Menschenkette entlang der Klinikstr. konnte gebildet werden. Gegen 12.30 Uhr wurde die Aktion beendet.

15.11.03, 19.00 Uhr
Wo darf morgen gegen die SPD demonstriert werden?
In einer Pressemitteilung der Bochumer Polizei heißt es: "Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat gestern in einer Eilentscheidung eine Auflage des Polizeipräsidiums Bochum zur angemeldeten Versammlung des Friedensplenums aufgehoben. Aufgrund der Hinweise des Verwaltungsgerichtes hat das Polizeipräsidium Bochum aus Sicherheitsgründen nunmehr einen engen Bereich um das Stadtparkrestaurant und um das Hotel Courtyard festgelegt, der nur kontrolliert betreten werden kann. Die übrigen Bereiche des Stadtparkes bleiben hiervon unberührt." In einem Schreiben an Ulrich Lange, der die Versammlung angemeldet hat, beschreibt die Polizei den neuen engeren Bereich, den sie morgen absperren wird.

15.11.03, 08.00 Uhr
Beschlusses des Verwaltungsgerichtes
Ein Auszug aus der Begründung des Beschlusses des Verwaltungsgerichtes, wonach das am Sonntag geplante Demonstrationsverbot im Bochumer Stadtpark rechtswidrig ist, liegt jetzt online vor.

14.11.03, 23.00 Uhr
Verwaltungsgericht: SPD-Bannmeile ist "offensichtlich rechtswidrig"
Im Stadtpark darf am Sonntag demonstriert werden! Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat heute Abend entschieden, dass die SPD ihre für Sonntag geplante 300 m weite Bannmeile um das Stadtparkrestaurant und damit die Sperrung eines großen Teils des Stadtparkes nicht durchsetzen kann. Ein entsprechender Antrag des Bochumer Friedensplenums hatte "Erfolg, weil sich diese [die Bannmeile] bei summarischer Betrachtung nach gegenwärtigem Erkenntnisstand als offensichtlich rechtswidrig erweist. Das für die Versammlung vorgesehene Gelände um das Stadtparkrestaurant, d.h. der Stadtpark, steht im Eigentum der Stadt Bochum und ist der Öffentlichkeit grundsätzlich zugänglich. Sind unbewegliche Sachen in dieser Weise der Öffentlichkeit verfügbar gemacht, stehen sie im Rahmen dieses „Widmungszwecks" für die Benutzung durch jedermann und damit auch für Versammlungen und Aufzüge der hier geplanten Art (Menschenkette) zur Verfügung und dürfen deshalb der Verwirklichung des Grundrechts aus Art. 8 Aas. 1 GG nur entzogen werden, wenn im Einzelfall die Voraussetzungen des § 15 Abs. 1 VersG vorliegen," argumentiert das Verwaltungsgericht. An den Auflagen des Feiertagsgesetzes wollte das Verwaltungsgericht nicht rütteln. Es bestimmte, dass die Demonstration offiziell erst um 11.00 Uhr beginnen darf. Alle Menschen, die schon um 9.00 Uhr zum Stadtpark kommen, dürfen sich also nicht wie DemonstrantInnen verhalten.

14.11.03, 12.00 Uhr
Eine andere Welt ist möglich! Sozialforen laden zur Demonstration beim SPD-Bundesparteitag
Das Sozialforum Bochum, angetreten, die von der verschärften Kürzungsorgie von Bund und Land betroffenen Menschen und Institutionen zu versammeln, ruft zur Teilnahme an den Demonstrationen gegen den SPD-Bundesparteitag vom 16. bis 19. September in Bochum auf. "Die versammelten Parteimitglieder müssen spüren, dass sie auf unseren Widerstand stoßen," sagt Jan Reinecke, AStA-Vorsitzender der Ruhr-Universität Bochum. "Die Behinderungen seitens der Polizei bei den angemeldeten Demonstrationen und die fragwürdige Konstruktion einer Bannmeile von der SPD-Führung zeigen, dass der Protest und das Aufzeigen von Alternativen ignoriert werden soll." Das sei ein unglaublicher und undemokratischer Vorgang und symptomatisch für den Umgang mit zivilem Protest. Ulrich Lange, Demonstrationsleiter vom Friedensplenum: "Gegen die Verbotsverfügungen haben wir unsererseits bereits eine Einstweilige Verfügung vor dem Verwaltungsgericht beantragt."

14.11.03, 11.00 Uhr
Das Verwaltungsgericht entscheidet heute über den offiziellen Demo-Beginn am Sonntag
Der Polizeipräsident in Bochum und die Bezirksregierung in Arnsberg haben erwartungsgemäß das Demonstrationsrecht am Sonntag eingeschränkt. Die Demonstration vor dem Stadtparkrestaurant, in dem am Sonntag ab 10.00 Uhr SPD-Parteipräsidium, -vorstand und der Parteirat tagen, soll erst um 11.00 beginnen dürfen. Um den Tagungsort soll im Umkreis von 300 m Demonstrationsverbot herrschen. Gegen beide Grundrechtseinschränkungen klagen die VeranstalterInnen vor dem Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen.
Selbst wenn die Restriktionen nicht aufgehoben werden, wird es für die Polizei unmöglich sein, SpaziergängerInnen, die schon um 9.00 Uhr in und um den Stadtpark spazieren gehen, einfach zu vertreiben. Viele Neugierige werden wahrscheinlich auch einfach kommen, um die Politprominenz zu sehen. Dies wissen viele DemonstratInnen und werden deshalb schon um 9.00 Uhr am Stadtpark sein.

14.11.03, 10.00 Uhr
Montagmorgen vor der Lutherkirche: Bochumer ChristInnen mahnen die SPD-Delegierten
Höret dies, die Ihr die Armen unterdrückt und die Elenden im Lande zugrunde richtet: Sollte nicht um solcher Taten willen das Lande erbeben müssen und alle Bewohner trauern?! Amos 8,4+8
Der SPD-Bundesparteitag soll am Montagmorgen mit einem ökomenischen Gottesdienst in der Lutherkirche an der Klinkstr. eingeläutet werden. Mehrere ChristInnen haben eine Mahnwache vor der Kirche angemeldet. Sie werden dort das nebenstehende Bibelzitat auf Plakaten präsentieren. Zur Bedeutung des Bibelspruches erklärte Annemarie Grajetzky gegenüber der Redaktion: "Amos war ein Prophet, der in der Zeit 787 - 747 vor Chr. auftrat. Er war der schärfste Sozialkritiker seiner Zeit. Er verkündet, dass Gott Jahwe die Herrschenden wegen ihres unsozialen Verhaltens, der Ausbeutung der Armen im Land, zum Untergang verdammt hat. Amos ist in der Tat ganz aktuell."

13.11.03, 17.00 Uhr
Alternative Liste an der Ruhr-Uni: "Studiengebühren blockieren ! - Aufruf zu Protesten gegen den SPD-Parteitag
Nur noch wenige Monate haben wir Zeit, uns von unseren KomilitonInnen zu verabschieden, die sich das Studium ab dem nächsten Sommersemester nicht mehr leisten können. Doch nett, wie die SPD ist, plant sie gleich noch mehr Studierende zu vertreiben. Denn längst diskutiert die Sozialabbau-Partei über Gebühren ab dem ersten Semester. Der Arbeitskreis jüngerer SPDAbgeordneter 'Netzwerk Berlin' kämpft dafür. Man will ja noch Karriere machen. Wir denken, es ist höchste Zeit, ein klares Nein zu verlautbaren."

13.11.03, 15.00 Uhr
SPD Parteitag - Ein Hauch von Gorleben und Castortransport! Halt! SBZ Sozialdemokratisch besetzte Zone.
Das Bochumer Anti-Atom-Plenum mobilisiert für die Demonstrationen rund um die ab Sonntag stattfindenden SPD Veranstaltungen im Stadtpark und am Congress-Centrum. Es geht nicht nur um die aktuelle Atompolitik von rot-grün. "Hier können Menschen, die ernsthaft darüber nachdenken, im nächsten Jahr zum ersten Mal nach Gorleben zu fahren, Erfahrungen im zivilen Ungehorsam machen. Um den Stadtpark und das Congress-Centrum wird schließlich der Ausnahmezustand verhängt Sondernutzungsgenehmigungen, Allgemeinverfügungen, Personenkontrollen, Platzverweise, Wasserwerfer, Polizeihunde, Absperrgitter und Sondereinsatzkommandos im Kampfanzug werden gebraucht, um eine so genannte Volkspartei vor ihren NichtwählerInnen und der eigenen Basis zu schützen. BesucherInnen des angrenzenden Krankenhauses, des Kinderkrankenhauses, der Psychiatrie, des Tierparks, des Altenheimes und die AnliegerInnen können sich dem Ausnahmezustand kaum entziehen - es sei denn, sie wehren sich dagegen. Ein Unterschied zu Gorleben bleibt jedoch: Es wird nicht ein ganzer Landkreis zur demokratiefreien Zone erklärt und durch die Anwesenheit der zahlreichen MedienvertretInnen werden die Polizeiübergriffe nicht so brutal ablaufen."

12.11.03, 23.00 Uhr
Regierungskritik ist kein Privileg des Oberbürgermeisters
Der Verantwortliche für die Anmeldung von zwei Demonstrationen des Sozialforums im Zusammenhang mit dem SPD-Parteitag, Ulrich Lange, hat in einem offenen Brief an den Oberbürgermeister und die Kämmerin daran erinnert, wie sie und andere VertreterInnen der Kommunen in der letzten Woche gegen die Politik der rot-grünen Bundesregierung protestiert haben. Jetzt beteiligt sich die Stadtverwaltung daran, Proteste von BürgerInnen gegen die SPD zu verhindern."Heftige Kritik an der Regierung darf kein Privileg des Oberbürgermeisters und seiner designierten Nachfolgerin sein." Im Wortlaut. Die Gruppe "Bochum umsonst" hat ein Mobilisierungsplakat für die Demonstrationen am Sonntag und am Montag veröffentlicht. Treffpunkte zur Demonstration am Sonntagmorgen werden u.a. das Museum und die Lutherkirche sein. Beides liegt direkt am Stadtpark. Siehe Stadtplan. Museumsbesuche und Kirchgänge dürften selbst zu SPD-Parteitagen nicht verboten sein. Ob sich Leute vor dem Tierpark treffen können, ist noch nicht klar. Die OrganisatorInnen der Demonstration am Sonntag werden inzwischen mit Ideen überhäuft, was alles laufen könnte, wenn SPD und Polizei mit formal-juristischen Tricks versuchen, den angemeldeten Protest zu unterbinden: Gottesdienste, Kranzniederlegungen, Martinsumzüge, Spaziergänge und natürlich das Bejubeln des Bundeskanzlers.

12.11.03, 09.00 Uhr
Bei Demo-Verbot am Sonntag: Einfach Gerhard Schröder zuwinken!
Alles deutet darauf hin, dass die Sozialdemokraten auf allen Ebenen (SPD-Bundespartei, Landesinnenministerium, Bezirksregierung, Polizei-Präsident, Stadtverwaltung Bochum) gemeinsam versuchen wollen, die für nächsten Sonntag um 9.00 Uhr angemeldete Demonstration vor den Stadtparkrestaurant zu behindern. Die SPD - Spitzengremien sollen ungestört ab 10 Uhr den am Montag beginnenden Bundesparteitag vorbereiten können. Hierfür ist eine 300 Meter breite Bannmeile um das Restaurant konstruiert worden. Außerdem soll das Feiertagsgesetz NRW bemüht werden, das sonntags zwischen 6.00 Uhr und 11.00 Uhr (Hauptgottesdienstzeit) und wegen des Volkstrauertag evtl. sogar am ganzen Tag Kundgebungen nur mit Ausnahmegenehmigungen zulässt. In einem ersten Rechtsgutachten, das vom Bochumer Friedensplenum eingeholt wurde, wird darauf aufmerksam gemacht, dass es bisher fast keine vergleichbaren Entscheidungen gibt. Juristisch ist es z.B. spannend, ob überhaupt das Feiertagsgesetz als Landesgesetz ein Grundrecht des Grundgesetzes (Versammlungsfreiheit) außer Kraft setzen kann. In der aktuellen BSZ wird eine ganz pragmatische Lösung vorgeschlagen: "Im schlimmsten Fall wird die Demonstration erst für 11 Uhr angemeldet und einige hundert DemonstrantInnen gehen schon zwei Stunden vorher im Stadtpark spazieren, suchen schon einmal den Kundgebungsort oder wollen einfach nur Gerhard Schröder zuwinken."
11.11.03, 17.00 Uhr
Attac ruft jetzt bundesweit zu Protesten beim SPD-Parteitag in Bochum auf: "Einschneidende Zäsur für eine ehemals linke Partei"
Die Bundeskoordination von attac erklärt in einer Pressemitteilung: "Zum SPD-Parteitag, der vom 16. bis 19. November in Bochum stattfindet, ruft ein breites Bündnis von Organisationen zu Protesten gegen die unsoziale Politik der Partei auf. 'Dieser Parteitag wird eine einschneidende Zäsur für die ehemals linke Partei SPD: Der Abschied von der Verantwortung für die sozial Schwachen und das Bekenntnis zur neoliberalen Politik', sagte Rüdiger Heescher, Mitglied der Attac-AG 'Soziale Sicherung'. 'Dieser Entwicklung wollen wir nicht tatenlos zusehen.'Bereits bei der Präsidiumssitzung am Sonntagmorgen, 16. November, sind Proteste in Bochum geplant. Am Montag, 17. November, ab 9 Uhr rufen die Gewerkschaften Verdi und GdP zu einer Demonstration auf; um 18 Uhr beginnt eine weitere Demonstration von Sozialforen und Attac ab Hauptbahnhof Bochum. Bei der Abschlusskundgebung gegen 19 Uhr am Kongresszentrum sprechen Sven Giegold (Attac), Anne Eberle (Bundeserwerbslosenausschuss Ver.di), Mag Wompel (Labournet) und Felix Oekentorp (DFG VK NRW). Mit dem neuen Grundsatzprogramm, über das in Bochum dabattiert wird, schreibt die SPD nach Ansicht von Attac die Politik fest, die sie mit der Agenda 2010 bereits vormacht: Einseitiges Kürzen bei Alten, Kranken, Armen und Arbeitslosen mit gleichzeiter Entlastung von großen Konzernen und Menschen mit hohen Einkommen. Rüdiger Heescher: 'Diese Politik verdient eine klare Antwort: Wartet nicht bis zu den Wahlen, sondern gebt jetzt eure Stimme gegen den sozialen Kahlschlag ab.'"
11.11.03, 12.00 Uhr
Struck am Hindukusch und am Stadionring
"Nach dem heutigen Stand wird gegen ca. 10.30 Uhr der Bundesminister der Verteidigung Peter Struck zu den Demonstranten sprechen und den Sparkurs der Bundes- und der Landesregierungen verteidigen wollen." Dies ist einem internen Rundbrief des ver.di Landesbezirkes NRW zur Mobilisierung für die Demonstration zu Beginn des SPD-Bundesparteitages am 17.11. zu entnehmen. Die Pressestelle des Bundesmilitärministerium sah sich heute auch nach drei Stunden nicht in der Lage, den Termin zu bestätigen oder zu dementieren. Wahrscheinlich ist jedoch, dass Struck die Deutschland AG nicht nur am Hindukusch sondern auch am Stadionring in Bochum verteidigen wird. Interessant ist in dem Rundbrief von ver.di auch die Formulierung: "Mit der Feuerwehr u.a. organisierten ver.di Kolleginnen und Kollegen war angedacht, eine dreitägige Mahnwache vor dem Kongress Centrum in Bochum durchzuführen. Dieses ist aus organisatorischen Gründen nicht möglich, weil die SPD im Umkreis von zwei km von der Halle aus, sowohl privates als auch städtisches Gelände komplett angemietet hat inklusive des großen Kirmesplatzes und aller Wege." Die Gewerkschaft der Polizei hat mit der Androhung einer einstweiligen Anordung mittlerweile erreicht, dass die SPD ihre Bannmeile erheblich eindampfen musste.
10.11.03, 23.00 Uhr
Aufruf der Sozialforen
Der Aufruf für die Demonstrationen der Sozialforen zum SPD-Bundesparteitag ist nun online als Druckvorlage abrufbar. In gedruckter Fassung liegen die Flugblätter ab Dienstagmittag im AStA der Ruhr-Uni und ab Mittwoch im Bahnhof Langendreer und im Ludwig Quidde Forum zur Abholung bereit.
10.11.03, 23.00 Uhr
SPD-Parteitag: Demo-Termine und Demo-Orte bleiben unverändert
Am heutigen Abend fand im Bahnhof Langendreer ein sehr gut besuchtes Koordinationstreffen von verschiedenen Gruppen und Initiativen zur Vorbereitung der Proteste anlässlich des SPD-Parteitages in der kommenden Woche in Bochum statt. Es wurde vereinbart, dass alle Versuche von SPD und Polizei, Demonstrationen zu unterbinden, zunächst juristisch und notfalls auch kreativ ausgehebelt werden sollen. Auftakt der Proteste wird am kommenden Sonntag um 9.00 Uhr eine Demonstration vor dem Stadtparkrestaurant sein, wo sich um 10.00 Uhr das SPD-Präsidium zur Vorbereitung des Parteitages trifft.
Der engere Koordinationskreis trifft sich am Mittwoch um 18.00 Uhr noch einmal zu letzten Absprachen. Um 19.30 Uhr tagt dann das Friedensplenum.

09.11.03, 22.00 Uhr
Sozialabbau gefährdet die Wohnsicherheit
Mieterforum Ruhr ruft auf zur Beteiligung an den Protesten gegen den Sozialabbau am 17.11.2003 in Bochum (SPD-Bundesparteitag)
Das Mieterforum Ruhr – die Arbeitsgemeinschaft der Mietervereine Bochum, Dortmund, Witten und der Mietergemeinschaft Essen – unterstützt die vom Sozialforum Bochum geplanten Protestaktionen zum SPD-Bundesparteitag am 17. November in Bochum: "Die von der SPD-geführten Bundesregierung geplanten und vom Bundestag beschlossenen Änderungen an den Sozialen Sicherungssystemen führen bereits im nächsten Jahr zu tiefgreifenden Verschlechterungen der Einkommensverhältnisse und der sozialen Sicherheit zahlreicher Menschen im Ruhrgebiet. Die Senkung von Löhnen und Einkommen, die Entgarantierung der Arbeit, die Senkung der Renten... drohen die Armutsentwicklung im Ruhrgebiet zu verschärfen und die Massenkaufkraft weiter zu schwächen. Sie erhöhen den Wohnkostenanteil an den Einkommen, fördern die soziale Segregation und gefährden auf Dauer auch die Sicherheit der Wohnverhältnisse. Diese Politik von Rot -Grün wird nicht dadurch besser, dass Union und Liberale noch weitergehende Demontagen am Sozialstaat beabsichtigen. Zusätzlich führt der Kahlschlag im NRW-Landeshaushalt zu einer heftigen Schädigung der sozialen Infrastruktur im Lande. Die sozialen und strukturellen Folgen werden weder durch Steuererleichterungen, noch durch die völlig unzureichende Gemeindefinanzreform noch durch Veränderungen im Subventionssystem kompensiert. Gleichzeitig vermissen die Mietervereine eine konsequente Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik, die Antworten auf die Krise der Sozialen Sicherungssysteme und der Arbeit bieten könnten. Die Mietervereine befürchten eine umfassende Armutsentwicklung und eine zunehmende Obdachlosigkeit als Folge dieser Reformen."

09.11.03, 20.00 Uhr
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mobilisiert zum SPD-Parteitag
"Dass das Gelände vor der Halle, in der ein Bundesparteitag der SPD stattfindet, auch im neuen Jahrtausend kein demokratiefreier Raum sein darf, hat die SPD-Parteiführung inzwischen - allerdings erst nach Beantragung einer einstweiligen Verfügung durch den Bundesvorstand der GdP - kapiert", heißt es in einem Rundmail der GEW. Für Dienstag, dem 18.11. ist Protest von der GEW vor dem SPD-Parteitag angesagt.
07.11.03,23.00 Uhr
Bürgernähe und SPD
"Im Vorfeld des SPD-Parteitages (17.-19.11.) tagt am 16.11.2003 Sonntag morgens ab 10.00 Uhr das SPD-Präsidium und in Folge der SPD-Parteivorstand und der Parteirat. Um sich vor öffentlicher Kritik gegen die unsoziale Politik ihrer Partei schützen zu können, bekam die SPD-Bundespartei von ihren Parteifreunden aus dem Bochumer Rathaus ein Sondernutzungsrecht für ihren Tagungsort Stadtparkrestaurant zugesprochen. Dieses Sondernutzungsrecht umfasst fast die Hälfte des südlichen Bochumer Stadtparks. In diesem Bereich besitzt die SPD faktisch ein Hausrecht. Der Bereich ist nun der Öffentlichkeit entzogen. Der gewohnte sonntägliche Spaziergang für Bochumer BürgerInnen ist in diesem Bereich unmöglich geworden. Auch, und das war wohl die Zielrichtung der SPD, kann das Bürgerrecht auf Versammlung und freie Meinungsäußerung in diesem Bereich nicht mehr wahr genommen werden. Kritik und Protest der BürgerInnen soll fern gehalten werden", heißt es in einer Pressemitteilung des Bochumer Friedensplenums.

07.11.03,08.00 Uhr
ver.di Bochum mobilisiert zum Protest beim SPD-Bundesparteitag
Während die Bochumer IG-Metall (Ludger Hinse) weiterhin eine geschlossene Beteiligung der Bochumer Gewerkschaften an den Protesten während des SPD-Bundesparteitages blockiert, ruft ver.di in Bochum jetzt zur Demonstration auf. In einer e-Mail-Nachricht heißt es: "Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir rufen alle Beschäftigten des öffentlichen Dienstes dazu auf, sich an der beigefügten Demonstration zu beteiligen. Was das Land für die Beamten/innen auf den Weg gebracht hat, ist nicht mehr hinzunehmen. Auch der Bund plant entsprechende Eingriffe in die Beamtenversorgung. Auch möchte ich daran erinnern, dass das Land NRW die Zuwendungs- und Urlaubstarifverträge aufgekündigt hat. Bei den Sozialleistungen (Krankengeld, Zahnersatz, ALG II und und und ...) wird es zu massiven Kürzungen bei den Betroffenen kommen. Deshalb jetzt Flagge zeigen! Zu eurer weiteren Information habe ich euch einen offenen Brief von interessierten Gewerkschaftsmitgliedern, aber auch von kritischen SPD-Mitgliedern, beigefügt. Unterstützung kann hier sicherlich nicht schaden. Mit freundlichen Grüßen, ver.di Bezirk Bochum, Peter Neubauer"

06.11.03,23.00 Uhr
Selbst das Feiertagsgesetz kann Gerhard Schröder und die SPD nicht vor Protesten schützen
Zur Vorbereitung der Demonstrationen im Zusammenhang mit dem SPD-Bundesparteitag gab es heute ein Kooperationsgespräch der DemonstrationsanmelderInnen mit der Polizei. Dabei packte die Polizei plötzlich das Feiertagsgesetz NRW aus. Hierin heißt es in § 5: "An Sonn- und Feiertagen sind während der Hauptzeiten des Gottesdienstes verboten: a) öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel und öffentliche Auf- und Umzüge, die nicht mit dem Gottesdienst zusammenhängen." Damit - so die Polizei - sei die geplante Demonstration am Sonntagmorgen um 9.00 Uhr, wenn die Parteigremien der SPD zusammentreten, um den Parteitag vorzubereiten, eindeutig ausgeschlossen. Da es ja schließlich ein Kooperationsgespräch war, wurde der Text dieses Gesetzes freundlich als Kopie überreicht. Wie es manchmal der Zufall so will, hatte die Polizei doch versehentlich vergessen, den § 10 des Gesetzes zu erwähnen und zu kopieren: "Ausnahme von Verboten. (1) Beim Vorliegen eines dringenden Bedürfnisses können Ausnahmen von den Verboten der §§ 3 und 5 bis 7 zugelassen werden." Die DemonstrationsanmelderInnen beantragen jetzt diese Ausnahmegenehmigung. Das dringende Bedürfnis zum Protest haben schließlich am letzten Samstag in Berlin 100.000 DemonstrantInnen eindrücklich bewiesen.

06.11.03,00.00 Uhr
Gerhard Schröder kommt und wird angemessen empfangen
Im Koordinierungskreis für die Proteste im Zusammenhang mit dem SPD-Bundesparteitag in 10 Tagen in Bochum zeichnete sich am gestrigen Mittwochabend folgendes Bild ab: Die Protestaktionen beginnen am Sonntag um 9.00 Uhr vor dem Stadtparkrestaurant, wo die SPD-Gremien anschließend tagen wollen. Der Protest wird sehr laut sein. Im Laufe des Tages wird es dann eine Reihe von kreativen Protestaktionen geben. Montagvormittag - zum eigentlichen Parteitagsbeginn - mobilisieren mehrere Gewerkschaften zum Protest. Der Bochumer DGB und die Bochumer IG-Metall (Ludger Hinse) wollen sich bisher nicht an dem Protest beteiligen. Montagnachmittag rufen die Sozialforen der näheren Umgebung und etliche andere Organisationen zur Demonstration auf. Sie beginnt um 18.00 Uhr vor dem Hauptbahnhof und führt durch die Innenstadt zum Parteitag. Dienstagnachmittag um 14.00 Uhr ruft die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zum Protest auf ...

05.11.03,15.00 Uhr
Ver.di-Landesverband mobilisiert nun für Demo vor dem SPD-Parteitag
Der Landesverband der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat sich entschlossen, nun alle Mitglieder zur Protest-Demonstration zu Beginn des SPD-Parteitages aufzurufen. Siehe auch nächste Meldung.
04.11.03,21.00 Uhr
Uniformierter Protest zu Beginn des SPD-Parteitages
Neben der Gewerkschaft der Polizei und dem Bundeswehrverband ruft nun auch die Fachgruppe Feuerwehr von ver.di zur Demonstration am Montag, dem 17. November, ab 9.00 Uhr vor dem Congress-Center in Bochum auf. Näheres. Der SPD-Bundesparteitag wird damit ein wahrscheinlich einmalig buntes Spektrum von Protesten erleben. Für den gleichen Tag um 18.00 Uhr rufen zahlreiche zivile Organisationen zur Demonstration vor dem SPD-Bundesparteitag auf. Bereits am Sonntag werden die SPD-Gremien, die den Parteitag vorbereiten, mit heftigen Protesten rechnen müssen.
Zwischen der Gewerkschaft der Polizei und der Bochumer Polizei-Einsatzleitung gibt es einen Konflikt. "Das ist eine vorsätzliche Behinderung unserer geplanten Demonstrationen am Rande des Bundesparteitages der SPD am 17. November in Bochum", bewertet der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Werner Swienty, die von der Bochumer Einsatzleitung verfügten Auflagen: "Danach müssen wir allen Demonstrationsteilnehmern entweder eine Baseballkappe oder aber Leibchen anziehen, damit sie von den eingesetzten Kräften unterschieden werden können." Darüber berichten die Ruhr-Nachrichten am morgigen Mittwoch.

03.11.03,23.00 Uhr
Die SPD lädt zum Protest gegen ihre Politik nach Bochum ein
Mehr als 50 Leute waren heute abend einer Einladung in den Bahnhof Langendreer gefolgt, um Proteste im Zusammenhang mit dem SPD-Bundesparteitag in 14 Tagen in Bochum zu koordinieren. Mehrere Gewerkschaften haben zum Teil schon Demonstrationen angemeldet. Die Gewerkschaft der Polizei demonstriert am Montagmorgen, die Gewerkschaft "Erziehung und Wissenschaft" am Dienstagnachmittag. Ver.di und DGB überlegen noch. Das Bochumer Sozialforum ruft zusammen mit den Sozialforen der Nachbarstädten und anderen Organisationen zunächst für Sonntag, den 16.11., um 9.00 Uhr zur Protestkundgebung vor dem Stadtparkrestaurant auf. Hier treffen sich ab 10.00 Uhr das Präsidium, der Parteivorstand und der Parteirat der SPD. Für Montag, den 17.11., ist um 18.00 Uhr dann eine weitere große Demonstration vor dem Congresszentrum geplant. Hier tagt dann der SPD-Parteitag. Die Anwesenden am heutigen Abend bildeten einen Koordinationskreis, der sich bereits am kommenden Mittwoch, 5.11, um 19.00 Uhr wieder im Bahnhof Langendreer trifft. Am kommenden Montag, 11.11., 19.00 Uhr, gibt es im Bahnhof Langendreer ein weiteres Treffen aller Interessierter. Das ganze ist öffentlich. Heute war sogar ein bekennender Sozialdemokrat anwesend.

28.10.03,09.00 Uhr
Das Bochumer Sozialforum formiert sich
Auf einem Nachbereitungstreffen des Bochumer Sozialforums wurde am gestrigen Montagabend versucht, die Zielsetzung und Weitergestaltung des Bochumer Sozialforums zu definieren. So soll es regelmäßige Veranstaltungen/Treffen nach Vorbild des Gründungstreffens viertel- bis halbjährlich geben, bei denen Ergebnisse, Erfahrungen und Perspektiven der einzelnen Arbeitsgruppen diskutiert, neue interessierte Gruppen und Individuen informiert und zur Mitarbeit eingeladen werden können. Möglichkeiten zum Mitmachen bieten für interessierte Menschen die monatlich stattfindenden 'offenen Arbeitstreffen' des Bochumer Sozialforums (jeweils am letzten Montag im Monat um 19.00 Uhr im Bahnhof Langendreer). Bei diesen Treffen soll Organisatorisches besprochen, Berichte aus den Arbeitsgruppen zusammengetragen und etwaige Aktionen geplant werden. Weiterhin soll die Arbeit anderer nationaler und internationaler Sozialforen vorgestellt und miteinbezogen werden. Dabei soll das Sozialforum nicht als feste 'Institution' sondern vielmehr als 'offener Arbeitsraum' fungieren. Drei Arbeitsgruppen wurden von den 25 am Montag Anwesenden initiiert: Bildungsarbeit, kreative Aktionen, soziales Zentrum. Erster Aktionsschwerpunkt werden Proteste zum SPD Bundesparteitag in Bochum sein. Am Montag, dem 3.11., 20.00 Uhr, wird dies im Bahnhof Langendreer vorbereitet. Es gibt im Bahnhof Langendreer und im AStA mittlerweile Postkarten, mit denen auch Leute ohne email-Adresse auf diesen Termin aufmerksam gemacht werden können.

25.10.03,13.00 Uhr
SPD-Bundesparteitag in Bochum lädt zum Protest ein
Am 17.-19. November findet in Bochum der SPD-Bundesparteitag statt. Das Bochumer Friedensplenum lädt für den 3. November 20.00 Uhr zu einem Vorbereitungstreffen in den Bahnhof Langendreer ein, auf dem die Proteste gegen die Politik der SPD koordiniert werden sollen. Die Einladung. Kurt Tucholsky meint dazu: "Es ist ein Unglück, daß die SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands heißt. Hieße sie seit dem August 1914 Reformistische Partei oder Partei des kleinern Übels oder Hier können Familien Kaffee kochen oder so etwas -: vielen Arbeitern hätte der neue Name die Augen geöffnet, und sie wären dahingegangen, wohin sie gehören: zu einer Arbeiterpartei. So aber macht der Laden seine schlechten Geschäfte unter einem ehemals guten Namen.""Rechenaufgaben [...] Aufgabe mit imaginären Größen: 1 sozialdemokratische Partei hat in 8 Jahren 0 Erfolge. In wieviel Jahren merkt sie, daß ihre Taktik verfehlt ist?"

Quelle: www.bo-alternativ.de


Schröders Politik
Durchwinken (1)

Rede von Felix Oekentorp beim Auftakt der Demonstration am 17.11.2003

Der Anlass, der SPD-Bundesparteitag in Bochum

Die große Volkspartei SPD hat ihre Bürgernähe schon anlässlich ihrer gestrigen Vorstandssitzung unter Beweis gestellt: Der gesamte Stadtpark sollte als Sondernutzungsfläche angemietet werden, um so jeglichen Kontakt mit den BürgerInnen Bochums zu verhindern.

Erfreulicherweise ist das Friedensplenum vor dem Gelsenkirchener Verwaltungsgericht erfolgreich gewesen, dieser undemokratische (ich sage verharmlosend) Unfug, den das Ordnungsamt zusammen mit dem Parteivorstand zu verantworten hatte, wurde verhindert.

Das Verwaltungsgericht begründet seine Entscheidung: Eine solche „Übertragung, eines Hausrechts" durch die öffentliche Hand auf einen Dritten/Privaten ist jedenfalls in dem Umfang rechtswidrig als dadurch die berechtigte Wahrnehmung des Grundrechts aus Art. 8 Abs. 1 GG verhindert wird. Dies verkennt der Antragsgegner zu 1., wenn er sich durch die „Vergabe des Hausrechts" gebunden sieht, die strittige Auflage zu erlassen.

Dass bei Unterschreitung des vorgenannten Sicherheitsbereichs die öffentliche Sicherheit oder Ordnung unmittelbar gefährdet sein würde, hat er gerade nicht dargetan.

Mitgliederschwund bei der SPD

Offensichtlich haben die Parteioberen der SPD jegliches Gespür eingebüßt. Das legitime Sicherheitsbedürfnis von Staatsmännern und –frauen mag ja dazu inspirieren, dass man eine gewisse Distanz zu den Sicherheitsrisiken wie Euch und mir haben will, aber das Einigeln im Elfenbeinturm führt dann zwangsläufig zur Entfremdung von den einfachen Mitgliedern und WählerInnen. Immerhin hatte die SPD bei der letzten Bundestagswahl in Bochum noch ein Ergebnis von 53,4% erzielt, bei einer Wahlbeteiligung von immerhin noch 80,6%. Schon da war der Trend angedeutet: 1998 waren es noch 58,3% bei einer Wahlbeteiligung von 84,6%.

Die SPD wirkt wie eine aufblasbare Plastikpuppe, in die jemand eine Stecknadel gesteckt hat. Die Partei sackt saft- und kraftlos in sich zusammen: Allein im ersten Halbjahr haben 30 000 Genossen die SPD verlassen. Zwei Drittel der Mitglieder sind über 50 Jahre alt. Bei den Wahlen folgt eine Niederlage auf die nächste. Im Februar ging Niedersachsen verloren, es folgten Wahlschlappen in Bayern und kürzlich bei den Kommunalwahlen in Brandenburg, bis dato eine sozialdemokratische Bastion. Noch nie hat eine Regierungspartei bei Meinungsumfragen so schlecht abgeschnitten. Nach einer Forsa-Erhebung würden heute 24 Prozent SPD wählen, die Union bekäme mit 51 Prozent die absolute Mehrheit.

>>> Das wollen wir natürlich auch nicht

In der Financial Times Deutschland vom Mittwoch heißt es:
  • 72 Prozent der SPD-Mitglieder glaubt nicht mehr daran, dass die SPD die nächste Bundestagswahl gewinnen kann;
  • jedes fünfte SPD-Mitglied würde momentan nicht die SPD wählen.
  • 56 Prozent haben schon einmal überlegt, die Partei zu verlassen,
  • 60 Prozent halten die derzeitige Politik für sozial unausgewogen.
Die SPD-Plakate in Bochum anlässlich des Parteitags

Bezeichnend sind die Texte, mit denen die SPD dieser Tage hier auf den Plakaten auf sich aufmerksam macht. Ich möchte eines davon zitieren, das mir ganz besonders aufgefallen ist wegen seiner schonungslosen Offenheit:

„Mein Herz sagt: wir sollten für die Alten sorgen – Mein Verstand sagt: Wir müssen dafür neue Wege gehen".

Klar ist doch: Diejenigen die jetzt alt sind, haben während ihres Arbeitslebens im Vertrauen auf eine Altersversorgung in eine Versicherung eingezahlt. Sie haben damit einen Rechtsanspruch und keine Gnade erworben. Es geht nicht an, dass wir für die Alten sorgen „sollten", es ist eine selbstverständliche Pflicht, dass im Rahmen des Generationenvertrages jetzt wir dafür einzahlen, und die jetzt Alten davon sorgenfrei leben, genau wie wir jetzt Einzahlenden demnächst einen Anspruch haben.

Nicht die gefrusteten SPD-Mitglieder sind unsere Gegner, nicht die, die seit 40 Jahren Mitglied einer Partei sind, die sich Sozialdemokratisch nennt, sondern die, die sich hinter vermeintlichen Sachzwängen verstecken und verantwortlich sind für den größten Sozialabbau der Geschichte der Bundesrepublik. Die, die ihre Wähler und Mitglieder an der Basis verraten, die im Elfenbeinturm von Konferenzhotels und Regierungspalästen vergessen haben, warum und von wem ihnen die Leitung dieser Republik anvertraut wurde, sind unsere Gegner. Unterstützen wir mit unseren Protesten diejenigen der Delegierten, die Sozialdemokratische Politik für unser Land erkämpfen wollen.

Tragen wir mit unseren Protestaktivitäten mit dazu bei, dass es bald nicht mehr heißt: SPD = Schröders Politik Durchwinken

Quelle: http://www.felix-o.de


Schröders Politik
Durchwinken (2)

Rede von Felix Oekentorp bei der Abschlußkundgebung der Demonstration am 17.11.2003

Seit 1998 ist die SPD wieder an der Regierung zusammen mit B90G. Der Koalitionsvertrag wurde damals sehr aufmerksam von uns wahrgenommen.

Kapitel 11 (Europäische Einigung, internationale Partnerschaft, Sicherheit und Frieden) des KO-Vertrages von Rot-Grün 1998 enthält als ersten Satz: „Deutsche Außenpolitik ist Friedenspolitik."

Weiter heißt es in dem Dokument: Die Beteiligung deutscher Streitkräfte an Maßnahmen zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit ist an die Beachtung des Völkerrechts und des deutschen Verfassungsrechts gebunden. Die neue Bundesregierung wird sich aktiv dafür einsetzen, das Gewaltmonopol der Vereinten Nationen zu bewahren und die Rolle des Generalsekretärs der Vereinten Nationen zu stärken.

>>> Wir erinnern uns, diese Regierung hat es als erste seit 1945 geschafft, deutsche Soldaten in einen Krieg zu schicken.

38,5 Prozent, also 18,5 Millionen Menschen haben die SPD nach ihren ersten 4 Regierungsjahren gewählt, nach einem Stimmungstief, das noch kurz vor der Wahl einen klaren Sieg von Union und FDP erwarten ließ.

Im Wahlprogramm der SPD 2002 sind einige Gründe aufgeführt, die SPD wiederzuwählen: Beschäftigung - Aufgabe Nr. 1 Arbeit für alle ist und bleibt zentrales Ziel unserer Politik.

Mit der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sind wir vorangekommen, von 4.279.200 im Jahresdurchschnitt 1998 auf 3.851.636 in 2001. Die Beschäftigtenzahl stieg um 1,2 Millionen.

Aber das ist nicht genug. Außeneinwirkungen bremsten die anfangs zügigen Fortschritte. Wir finden uns mit der Arbeitslosigkeit nicht ab.

Derzeit scheint es eher, als finden sich die Herrschaften an der Regierung zwar mit der Arbeitslosigkeit, nicht aber mit den Arbeitslosen ab. Die Zahl der Arbeitslosen beträgt 4,2 Millionen, dem gegenüber stehen 297.000 offene Stellen. Aber der Druck auf Arbeitslose steigt, und die Wochenarbeitszeit wird überall angehoben.

>>> Wie will ich denn die Arbeitslosigkeit senken wenn ich von der vorhandenen Arbeit den Einzelnen immer mehr aufbürde?

Weiter heißt es im W ahlprogramm der SPD zur Bundestagswahl 2002: Solide Finanzen und gerechte Steuern

Wir haben den Weg in den Schuldenstaat gestoppt und die Politik der Haushaltskonsolidierung zu unserem Markenzeichen gemacht.

>>> In allen Bereichen wird gespart, nur der Kriegsminister darf seinen Etat ungestraft erhöhen. An anderer Stelle steht in dem Programm:

Für eine wirksame Entwicklungs-Zusammenarbeit

Das internationale Ziel, 0,7 % des Bruttosozialprodukts jedes Landes für die Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen, gilt. Die Realität ist aber noch weit davon entfernt. Das Ziel muss stufenweise umgesetzt werden. Wir wollen, wie auf dem EU-Gipfel in Barcelona verabredet, auch in Deutschland unseren Teil dazu beitragen und. bis zum Jahr 2006 unseren Anteil auf 0,33 % des BSP steigern. Gleichzeitig werden wir neue Finanzierungsmöglichkeiten für Entwicklung prüfen.

Ich möchte dieser Summe die Ausgaben für Krieg und Rüstung entgegenstellen. Dabei beziehe ich mich nicht auf die geschönten Zahlen im Haushalt, wonach der Kriegsminister über den Einzelplan 14 des Bundeshaushalts verfügen darf. Dort sind Ausgaben von unter 25 Mrd. Euro ausgewiesen, viele Ausgaben für den sogenannten Verteidigung sind aber in anderen Posten versteckt. Der NATO-Brief vergleicht die Ausgaben der einzelnen Staaten nach einem ehrlicheren Schema.

Demnach betragen die Verteidigungsausgaben Deutschlands (in Mrd. DM)
  • CDU 1985: 58,6
  • CDU 1990: 68,3
  • CDU 1995: 59,0
  • CDU 1998: 58,3
  • SPD 1999: 59,9
  • SPD 2000: 59,9
  • SPD 2001: 59,9
  • SPD 2002: 61,2 (31,3 Mrd. Euro)
Das sind durchschnittlich 1,5% des BIP in den SPD-geführten Jahren

>>> Diese Ausgaben brauchen wir nicht!

Die vielfach zitierte ISW-Wirtschaftsinfo des Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung rechnet vor:
  • Für die 180 bestellten Eurofighter ließen sich 250.000 Sozialwohnungen bauen
  • Für die 80 bestellten Kampfhubschrauber Tiger könnte man 577 Altenpflegeheime bauen
  • Für die 134 bestellten Transporthubschrauber ließen sich 715 Grundschulen bauen
  • Für die 60 bestellten Militär Airbus bekäme man 572 Berufsschulen
  • Für die 600 bestellten Luft-Boden Raketen Taurus erhielte man 500 Kindergärten
  • Für die 3 bestellten Fregatten könnte man den Bau von 236 Studentenwohnheimen bezahlen
>>> Die Menschen brauchen den Militärkrempel nicht. Wer auf das überflüssige Zeugs verzichtet, braucht an anderer Stelle keine sinnvollen Ausgaben zu kürzen

Aber der damalige „Verteidigungs"minister Scharping, und der derzeitige Kriegsminister Struck betreiben den Umbau der Bundeswehr hin zu einer weltweit agierenden Armee. Da darf man nicht kleinlich sein.

Der Koalitionsvertrag für die laufende Regierung besagt: Wir messen der weltweiten Durchsetzung von Menschenrechten zentrale Bedeutung zu. Internationale Friedenssicherung kann nur mit Schutz und Umsetzung von Menschenrechten erfolgreich sein. Menschenrechtliche Grundnormen sind unantastbar und dürfen unter keinen Umständen außer Kraft gesetzt werden. Um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern und zu ahnden, setzt sich die Bundesregierung dafür ein, dass diese Thematik bei internationaler Sicherheitszusammenarbeit stärker berücksichtigt wird.

>>> Nicht weltweit den Großkotz spielen und Soldaten entsenden, sondern das Menschenrecht auf eine sichere Rente, Arbeitslosengeld und Sozialhilfe gewähren wäre Aufgabe einer SPD-geführten Bundesregierung

In einer Meldung in der Tagesschau von Freitag, dem 14.11. heißt es: „Bundestag verlängert Anti-Terror-Einsatz"

Die Bundeswehr wird sich ein weiteres Jahr an internationalen Anti-Terror-Einsätzen beteiligen. Der Bundestag billigte in Berlin mit großer Mehrheit den Antrag der Bundesregierung zur Verlängerung des Mandats für die Operation "Enduring Freedom". In namentlicher Abstimmung stimmten 540 Abgeordnete für den Antrag, 41 votierten dagegen, fünf Abgeordnete enthielten sich.

Die Einsatzkosten für die kommenden zwölf Monate werden mit 150 Millionen Euro beziffert, die aus dem Bundeswehretat kommen sollen.

Hier sind sich die Abgeordneten über alle Fraktionsgrenzen, aber eben auch die der SPD schnell einig, da darf man nicht knauserig sein.

>>> 150 Millionen Euro, das wäre für jeden Bochumer Bürger ein Jahr lang jeden Monat 400 Euro. Tragen wir mit unseren Protestaktivitäten mit dazu bei, dass es bald nicht mehr heißt: SPD = Schröders Politik Durchwinken

Quelle: www.felix-o.de


AGENDA 2010! "Dem Sozialabbau widerstehen"!

Rede von Anne Eberle vom Bundeserwerbslosenauschuss Ver.di am 17.11.03 in Bochum

Liebe MitstreiterInnen! Liebe TeilnehmerInnen der Demonstration "Dem Sozialabbau widerstehen"!

Ich bin eine von viereinhalb Millionen, der registrierten Arbeitslosen. In der Wirklichkeit sind wir Schätzungsweise 7 Millionen.

Ich grüße alle TeilnehmerInnen, insbesondere, die hier versammelten Arbeitslosen- Sozialhilfebezieher/innen, sowie diejenigen die aus unterschiedlichen Gründen keine Leistung mehr von den Ämtern bekommen. Auch ich bekomme seit Februar diesen Jahres weder vom Arbeitsamt noch vom Sozialamt eine Geldleistung. Nicht weil, ich eine Sperrfrist erhalten habe, nicht weil ich eine ´zumutbare´ Lohnarbeit abgelehnt - denn zumutbar ist auch heute schon jede Arbeit-, sondern weil die Vermögensfreigrenze erneut seit Januar diesen Jahres um über die Hälfte abgesenkt worden ist.

Mein sogenanntes Vermögen war für meine Altersvorsorge gedacht.

Altersvorsorge bzw. Lebensversicherungen und Gespartes muß aufgebraucht werden, sonst ist Frau und Mann nicht bedürftig. Die bereits praktizierte Datenüberwachung zwischen den Ämtern bis hin zum Finanzamt läßt uns zu gläsernen Menschen werden. Zigtausende sind schon seit Jahren aus dem Bezug von Leistungen geflogen. Besonders Frauen sind betroffen. Sperrfristen nehmen immer mehr zu, Verfolgungsbetreuung nennt man das - neuerdings auch im Arbeitsamt!

Seit der Krise 1974 sind massive Einschnitte bei den Lohnersatzleistungen erfolgt und die Rot-Grüne Bundesregierung hat in kurzer Zeit geschafft das zu vollziehen was das Kapital schon immer wollte.

Die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe wurde aus der "Verordnung für über die Erwerbslosenfürsorge von 1918" übernommen, so wie 1918 soll nur wirklich Bedürftigen also "Beschäftigungsfähigen" und "arbeitswilligen", Hilfe zum Lebensunterhalt gewährt werden.

Nicht die ökonomische Krise sei die Ursache von Arbeitslosigkeit. Die Erwerbslosen sollen selbst schuld sein und: "wer Arbeit will der bekommt auch Arbeit". Opfer werden verhöhnt - zu Tätern gemacht.

Dreiviertel aller Langzeitarbeitslosen sind über 40 Jahre alt. Die sind vom Kapital aussortiert: Minderleister.

Die Rot-Grüne Bundesregierung und alle Parteien die im Bundestag vertretenen Parteien, wollen nun allen Erwerbslosen, ob Jung oder Alt Beine machen. Wie denn? Im September 2003 waren 4,206 Millionen Menschen beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet. Für sie standen 330.000 offene Stellen bereit. "Keine Leistung ohne Gegenleistung" "Wer nicht arbeitet soll nicht Essen" lautete der Grundsatz, bei Hartz 1 bis 4 der von Kommission für ein moderne Dienstleistung am Arbeitsmarkt festgelegt wurde.

Der Grundsatz "Keine Leistung ohne Gegenleistung" wird mit "Fördern und Fordern" gekoppelt, damit die vielen Langzeitarbeitslose sich endlich integrieren und sich nicht mehr auf die Stütze einrichten. Das ist moderne Zwangsarbeit.

Bereits jetzt erhalten schon 8 Millionen Erwerbstätige weniger als 75 % des durchschnittlichen Verdienstes. Damit arbeitet jeder und jede Dritte im Niedriglohnsektor. Über 2,5 Millionen bekommen sogar nur Armutslöhne. 70 % der Beschäftigten mit Armutslöhnen sind Frauen.

Gleichzeitig erleben wir die alltägliche Jagd des Kapitals in den Betrieben und anderen Unternehmen nach maximaler Verwertung, wo keine Minute Zeit mehr bleibt für ein anderes Leben.

Genau dieser Zwang, sich den Wünschen der "Käufer von Arbeitskraft" total unterzuordnen, also jede Arbeit zu jedem noch so niedrigen Lohn annehmen zu müssen, drückt sich aus in der Agenda 2010.

Sie ist Ausdruck der sozialen Entrechtung und der Enteignung von sozialen Ansprüchen und folglich auch der sozialen Verarmung.

Genau das empfinden immer mehr Menschen hier im Lande und das ist auch die Grundlage für die Bereitschaft, sich zu beteiligen an der Protestbewegung. Die Arbeitswelt hat sich grundlegend geändert, es werden immer weniger Menschen für den Verwertungsprozess gebraucht Wir sind im Lande viele, die Recht haben und massenhaft das Recht haben Widerstand zu leisten. Die Rot-Grüne Regierung, die SPD, CDU-CSU und FDP - alle Parteien im Bundestag, das Kapital, nicht wenige Wissenschaftler und die viel berühmten eingesetzten Kommissionen Hartz, Rürup und wie sie alle hießen erklären täglich den Krieg gegen uns. Sie alle arbeiten täglich gegen unsere Leben - gegen das Menscheninteresse - sie arbeiten gegen uns, gegen jeden der hier leben will, gegen Migrant/innen die hier leben wollen. Was kommt nach der Demo? Die Proteste und Demonstration wird die Rot-Grüne Regierung nicht daran hindern ihren 'Agenda'- oder 'Hartz'-Gesetze umzusetzen.

Wir müssen uns der Realität stellen, es geht um das nackte Überleben auf solidarischer Basis. Nicht um Mitgestaltung geht es, sondern um die Gestaltung unseres Leben selbst. Jetzt müssen wir uns vorbereiten. Bereiten wir uns jetzt vor, wie wir überleben können.

Und bereiten wir uns darauf vor, nötigenfalls ab dem 1.7. 2004 Hungermärsche zu organisieren.

Doch die Verabschiedung der Gesetze im Bundestag sollte niemand entmutigen, sondern sollte nur noch mehr genutzt werden nach Wegen zu suchen, der Rot-Grünen Regierung ihre Verarmungs- und Niedriglohnpolitik zu versalzen. Dazu brauchen wir keine Parteien. Sich wehren bringt Segen! Allein mit Gesetzwerdung sind die Grausamkeiten nicht umgesetzt, schon gar nicht 1:1!.

  • Billigjobs
  • Verfügbarkeit für jeden Job
  • Arbeit ohne Lohn
  • mehr Sperrzeiten und Leistungsklau
  • schikanöse Eingliederungsvereinbarungen
  • Test- und Trainingsmaßnahmen
  • Verdrängen in Billigstunterkünfte...
Was Ämter vielleicht gegen einzelne durchsetzen, können viele abwehren, zum öffentlichen Skandal machen, gegen die Regierungspolitik wenden: Statt Kampf gegen die Erwerbslosen - Streiten für eine solidarische Gesellschaft! Bekämpft die Umsetzung der Hartz-Gesetze.

Verbreitet Ideen und Tipps zur Gegenwehr. Schließt Euch zu lokalen und überregionalen Bündnissen zusammen! Unterstützt Euch und uns im Streit mit Ämtern und Ausbeutern! Bringt den Protest auf die Strassen und in die Medien!

Eine andere Welt ist möglich! Eine andere Welt ist nötig! Unsere Agenda heißt: Widerstand

Quelle: www.bo-alternativ.de


Wer den Kampf nicht teilt, der muss die Niederlage teilen!

Rede von M.R., DIDF am 17.11.2003 in Bochum

Die Angriffe auf unsere hart erkämpften sozialen Rechte betreffen jeden von uns, liebe Freunde!

Ob nun Rentner oder Jugendlicher, ob Arbeitsloser oder Arbeiter, ob Lehrer oder Schüler, ob Sozialhilfeempfänger oder Steuerzahler...... es gibt keinen von uns, der nicht in irgendeiner Form betroffen ist oder nicht in Angst um seine Existenz lebt. Auch wir Migranten sind unter euch. Wir drücken dieselbe Schulbank, unsere Jugendlichen laufen sich auf der verzweifelten Suche nach einem Ausbildungsplatz genauso die Sohlen ab, und wir Arbeiter bangen genauso um unseren Arbeitplatz und unsere Zukunft.

Vieles scheint im Ungewissen zu sein. So ist es aber nicht!

Durch die Einführung der Hartzgesetze werden 1,5 Mio. Menschen zu Sozialhilfeempfängern gemacht. Darunter werden 400-500 Tausend Immigranten sein. Das heißt, viele von ihnen werden in Zukunft weniger Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe bekommen. Viele von ihnen werden zu Sozialhilfeempfängern. Die Auswirkung der sozialen Veränderungen wird nicht nur für die Immigrantinnen fatal sein, sie sind mit Gewissheit für die ganze Gesellschaft fatal. Gewiss sind die Altersarmut; Teilzeitjobs, die nicht mal das Existenzminimum decken; Armut unter den Arbeitslosen; Kranke, die ihre Rechnungen nicht zahlen können, Kinder ohne qualifizierte Bildung und und und. Die Liste ist lang. Gewiss ist aber auch, dass es mittlerweile keine andere Personengruppe mehr im Land gibt außer Unternehmern, Konzernbesitzern und große Aktionäre, die nicht um ihre Existenz fürchten müssten.

So wie es ist, liebe Freunde, wird es nicht bleiben!

Der Protest gegen die Angriffe der Bundesregierung wächst. Es wächst mit jedem Tag zuhause, im Wartezimmer, auf dem Amt, am Arbeitsplatz, im Hörsaal, in der Schule; Arbeiter, Arbeitslose, Rentner, Schüler, Studenten, sie alle gehen auf die Straße. Die Ausgrenzung, Diskriminierung und der Rassismus ist ein großes Hindernis für einen Zusammenkampf. Obwohl die MigrantInnen seit mehreren Jahren in Deutschland leben und weiterhin hier leben wollen, gibt es Gesetze die das Zusammenleben der Menschen in Deutschland verhindern. Rassismus, Ausgrenzung und Nationalismus sind nicht allein das Problem der Immigranten. Sie sind vielmehr das Problem der ganzen Gesellschaft. Langwierige Debatten um die Zuwanderung oder um vermeintliche Kulturunterschiede bringen nichts weiter als eine Spaltung der Menschen in deutsche und ausländische Lager, in Muslime und Christen. Mit dieser Spaltung schwächen sie den Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse.

Die Angriffe auf unsere sozialen Rechte können aber nur verhindert werden, wenn wir zusammen halten und gemeinsamen handeln.

Liebe Freunde, der Abbau der sozialen Sicherungssysteme wird weitergehen. Der Widerstand dagegen wächst. Er wächst in den Betrieben, in den Gewerkschaften und zahlreichen anderen Kreisen. Wir als DIDF, rufen alle dazu auf, sich an den Bündnissen zu beteiligen. Wir tun alles, um Immigranten zum Kampf gegen den Sozialkahlschlag in Deutschland auf die Strasse und zum Widerstand zu bewegen.

Denn liebe Freunde, wer den Kampf nicht teilt, der muss die Niederlage teilen!

Quelle: www.bo-alternativ.de


Seien wir realistisch, machen wir das Unmögliche!

Rede von Ulrich Franz, Chemiekreis, am 17.11.03 in Bochum

Ich spreche als Basisgewerkschafter und Chemiekreismitglied, einer Organisation fortschrittlicher Beschäftigten in der Chemischen Industrie. Wir Beschäftigten, Studenten, Arbeitslose, Schüler und andere, ja selbst die kleinen Selbstständigen sind die Hauptbetroffenen der SPD-Agenda 2010-Politik! Was auf uns zukommt, will ich gar nicht mehr aufführen. Nur eines möchte ich noch ausdrücken: Die SPD-Agenda 2010 ist Neoliberalismus pur!

Liebe Anwesenden,

Neoliberalismus ist eine Wirtschaftsordnung und politische Ideologie, die davon ausgeht, dass die Wirtschaft, besser die Großunternehmen, das Primat der Gesellschaft sind. Das würde bedeuten, wenn wir die Verantwortung der Wirtschaft übergeben, ginge es der Bevölkerung gut. Das stimmt nicht! Was die SPD macht, führt zu sozialen Kahlschlägen in der Bevölkerung!

Liebe Anwesenden,

die neoliberale Ideologie mit der Übergabe der Macht an die Wirtschaft ist mit der Demokratie unvereinbar, weil sie uns, dem Volk, die Entscheidung wegnimmt.
  • Die SPD hängt dieser Ideologie an.
  • Die SPD schwört damit der Demokratie ab! Sie soll sich schämen!
  • Die SPD sagt, es gibt keine Alternativen zu ihrem Programm.
  • Die SPD sagt, sie macht die Wirtschaft fit und schafft Arbeitsplätze mit dem neoliberalen Programm.
Alles was die SPD macht und sagt ist falsch! Wenn das, was die SPD sagt und macht, richtig wäre, dann wäre die Erde eine Scheibe, und Schweine könnten fliegen!
  • In Wirklichkeit verteilt die SPD lediglich noch mehr von unten nach oben um.
  • In Wirklichkeit werden durch den sozialen Kahlschlag noch mehr Arbeitsplätze vernichtet, unter anderem durch weniger Kaufkraft.
Dabei ist die Bundesrepublik schon jetzt Weltmeister im Export, mit 7 Prozent Vorsprung vor der Wirtschaftsmacht USA. Die Bundesrepublik ist Vizeweltmeister in der Anzahl an Milliardären! Gleichzeitig fanden und finden Steuererleichterungen ungeheuren Ausmaßes für die Oberschicht statt! Das ist die Wahrheit!

Der Reichtum ist allerdings in den falschen Händen! Deshalb brauchen wir eine Umverteilung von Reich nach Arm. Und letztlich sind wir es, die den Reichtum schaffen, den andere sich aneignen. Wir stehen und demonstrieren hier für eine Umverteilung. Da sind die Vorschläge der SPD, ein bisschen Vermögenssteuer zu beschließen, zu kurz gegriffen. Das soll uns nur beruhigen, und die wollen dann ihren Stiefel des Sozialkahlschlages durchziehen!

Wir sind hier, um das zu verhindern. Wir werden das verhindern! Wenn die SPD-Führung sagt, dieser Parteitag, der schon eine Bannmeile braucht, schafft die Wende zum Positiven, dann sage ich: ja

Positiv sind die Umfragen, dass über 50 Prozent der SPD-Mitglieder an Austritt denken! Positiv ist, das die SPD wegen ihrer Politik bald die Partei der "18" Prozent sein wird.

Die SPD mit ihrem Kanzler Schröder zerstört sich selbst! Liebe Demonstranten, wir machen weiter. Wir schaffen die Wende zum Positiven! In Berlin waren zur Überraschung des Polit-Establishments 100.000 auf der Strasse. Ich komme gerade vom ESF aus Paris.
  • Wir haben mit 60.000 Menschen neue Programme diskutiert und erarbeitet.
  • Wir haben in Paris mit 250.000 demonstriert.
Wir werden am 20. März 2004 - dieser 20. März 2004 wird noch in die Geschichte eingehen - mit noch mehr Menschen auf der Strasse stehen:
  • gegen die Agenda 2010-Kahlschlag-Politik
  • Wir stehen gegen Krieg!
  • Wir werden demonstrieren gegen eine EU -Verfassung, die in den Grundzügen der Wirtschaft die Macht übergibt und Kriege als legitimes Mittel ansieht!
Wir haben den 20.März 2004 schon in unserem Kalender angestrichen. In Rom wird am 8. Mai eine Großdemonstration stattfinden, weil sich dann die Polti-Elite dort trifft, um eine EU-Verfassung zu verabschieden, die die Bevölkerung kaum kennt, und die wir in dieser Form nicht haben möchten.
  • Ich rufe Euch auf, teilzunehmen an den Demonstrationen.
  • Ich fordere Euch auf, in jeder Stadt Sozialforen zu etablieren.
  • Ich rufe auf, diesen Parteien die Macht abzunehmen.
  • Ich fordere Euch auf einzugreifen.
  • Ich fordere Euch auf, eine neue Gesellschaft zu schaffen, in der wir an der Macht, die jetzt so schamlos von SPD-Grüne-CDU/CSU ausgenutzt wird, partizipieren.
  • Ich fordere eine partizipative Gesellschaft!
  • Seien wir realistisch, machen wir das Unmögliche!

Quelle: www.bo-alternativ.de