Ahaus, 18.2.2001, Sonntagsspaziergang zum Brennelemente-Zwischenlager Ahaus (BZA)Bilder

Resümee der Bürgerinitiative
'Kein Atommüll in Ahaus'

zum Sonntagsspaziergang in Ahaus am 18.2.2001

Mehr als 2000 Menschen versammelten sich vor dem Ahauser Rathaus, Teilnehmer aus Frankreich und den Niederlanden, aus ganz Deutschland waren in Ahaus - unter anderem auch eine große Anzahl Wendländer und sehr viele Demonstranten aus dem gesamten Münsterland waren beteiligt.

Während der Kundgebung vor dem Rathaus zogen Sprecher der Bürgerinitiative eine Bilanz bisheriger Erkenntnisse zum verhinderten CASTOR-Transport nach Ahaus, der ursprünglich Anfang März 2001 von Neckarwestheim nach Ahaus durchgeführt werden sollte.

Konkrete Hinweise auf den bevorstehenden Castor-Transport von LaHague nach Gorleben ab dem 25. März 2001 wurden von verschiedenen RednerInnen dargelegt und zur Beteiligung an friedliche Demonstrationen in Gorleben aufgerufen.

Beiträge vieler Gruppen ergänzten das insgesamt gelungene Veranstaltung, die auch live vom Phoenix-TV übertragen wurde; eine sehr eindrucksvolle Vorstellung zur ATOM-Problematik gab der Gerwerkschaftschor aus Steinfurt.

Nach der Kundgebung setzten sich die Demonstranten zum traditionellen Sonntagsspaziergang in Richtung des Brennelemenzwischenlagers (BZA) in Bewegung.


Resolution Grüne/Bündnis 90

Kreisverband Borken zu Castortransporten nach Ahaus - 'Wir stellen uns quer'

Der geplante Castortransport von Neckarwestheim nach Ahaus ist von Umweltminister Trittin gestoppt worden. Dies ist ein Erfolg all derer die sich quer gestellt haben und ein Erfolg Grüner Regierungsbeteiligung.

Doch nach wie vor stehen in Biblis weitere Castorbehälter zum Abtransport nach Ahaus bereit. Deshalb ist es jetzt wichtiger denn je, dass wir uns mit aller Macht dafür einsetzen weitere Castortransporte nach Ahaus zu verhindern.

Mehrheitlich haben die Grünen auf der Bundesdelegiertenkonferenz in Münster den zwischen der Bundesregierung und der Atomwirtschaft gefundenen Kompromiss akzeptiert, weil damit erstmals festgeschrieben wird, dass Atomenergie in Deutschland keine Zukunft hat. Eine Minderheit hat diesen Konsens abgelehnt, u. a. weil die Ausstiegsfristen zu lang sind.

Einig sind wir Grünen uns aber darin, dass wir auch weiterhin unseren Protest gegen Castortransporte nach Ahaus deutlich machen werden. So hat es auch die Bundesdelegiertenkonferenz einstimmig beschlossen. Dafür haben wir gute Gründe:

Unabhängig von den verstärkten Sicherheitsauflagen stellen Castortransporte auch weiterhin ein atomares Risiko für die Bevölkerung dar. Der Atomkonsens hat zwar die Laufzeit der bundesdeutschen Atomkraftwerke auf etwa das Doppelte der bisherigen Betriebsdauer begrenzt. Er hat bisher jedoch nicht zur Stillegung eines einzigen Atomkraftwerkes oder zu einer Verschärfung der Sicherheitsanforderungen der Atomkraftwerke geführt. Den Preis für den Betrieb der Atomkraftwerke werden die künftigen Generationen zahlen müssen.

Insbesondere protestieren wir aufs Schärfste gegen die enorme Ausweitung der Produktionsmengen in der Urananreicherungsanlage (UAA) der Urenco in Gronau. Dort wird der Ausgangsstoff für den Atommüll im In- und Ausland hergestellt.

Derzeit wird jeden Tag weiterer hochgiftiger Atommüll produziert. Wie dieser hochradioaktive Müll gelagert werden soll, ist völlig ungewiss. Ein Endlager für den Atommüll gibt es bis heute nicht. Die Atomindustrie betrachtet das Münsterland weiterhin als die Atommülldeponie Deutschlands. Hier soll der Atommüll gelagert werden, den man offenbar an den süddeutschen AKW-Standorten nicht mehr haben will.

Es gibt keine Notwendigkeit für weitere Atomtransporte: Gerade die jüngsten Ankündigungen der Energieversorger haben gezeigt, dass es erhebliche Überkapazitäten auf dem Energiemarkt gibt. Müssten die Atomkraftwerke, deren Müll jetzt in Ahaus gelagert werden soll, ihren Betrieb einstellen - kein Lichtlein in Deutschland würde erlöschen.

Deshalb wollen wir mit aller Kraft gegen Atomtransporte demonstrieren. Wir nehmen unseren Platz auch weiterhin dort ein, wo er bisher schon war - bei allen gewaltfreien Aktionen auf der Straße und den Schienen in Ahaus; so wollen wir den Druck auf die Atomindustrie erhöhen, die AKW vom Netz zu nehmen. Dabei suchen wir das Bündnis mit den Gruppen, die sich gegen Castortransporte wenden. Wir rufen die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Borken dazu auf, sich ebenfalls den gewaltfreien Aktionen gegen die Castortransporte anzuschliessen.


Netzwerk Atomausstieg

(Réseau Sortir du Nucléaire, Frankreich)
Rede im Rahmen der Kundgebung am 18.2.2001


Vor 30 Jahren schaffte die militärische Lobby ein Schwindelgeschäft, das in der Weltgeschichte bislang ohne Beispiel war: den Bau der Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague (Frankreich) und Sellafield (Großbritannien).

Schwindelgeschäft da obwohl ursprünglich diese Werke nur zur Plutonium-Gewinnung für die Atombombe dienten, hat die in La Hague gelagerte Plutoniummenge die 70 Tonnen überschritten. Die Verwendung des Plutoniums in sogenannten MOX Brennelementen dient nur dem Weiterbetrieb der Anlagen.

Schwindelgeschäft da die Wiederaufarbeitungsanlagen den Atommüll vervielfachen. Der Rücktransport von 6 Behältern mit hochaktivem Atommüll nach Gorleben ist mit dem Transport von einer 10fach größeren Menge nach La Hague verbunden. 26 Jahre nach der Inbetriebnahme der Haguer Wiederaufarbeitungsanlage ist die Konditionierungsanlage für strahlende Anzüge, Werkzeuge und Maschinen noch nicht in Betrieb.

Schwindelgeschäft da die Wiederaufarbeitungsanlage nur deshalb ein lukratives Geschäft ist, weil es die Abfallerzeugung in Deutschland, in den Niederlanden und in Japan verheimlicht und weil die Betreiber den höchsten Preis zu zahlen bereit sind. Nur um seine eigenen Abfälle aufzuarbeiten, hat Frankreich schon 48 Milliarden DM bezahlt.

Schwindelgeschäft da die Wiederaufarbeitung Frankreich und Großbritannien in 2 große Atommüllkippen verwandelt. Jeden Tag verseuchen die Wiederaufarbeitungsanlagen die Biosphäre weiter: Abgase in die Luft, Abwasser ins Meer.

Jeder Transport bedeutet das Risiko eines schweren Unfalls:

Verkehrsunfälle, die die Bevolkerung in Städten und auf dem Land entlang der Strecke verseuchen würden Schiffsunglücke, wie in letzter Zeit die Ölpest in der Bretagne und die Chemieunfall in der Nähe von La Hague es bewiesen haben, sind nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich.

Und zuletzt Schwindelgeschäft da die Wiederaufarbeitungsanlage auf gar keinen Fall das Entsorgungsproblem Atomabfälle löst.

Wenn die Atomlobby ihre Atomabfälle in Ahaus und Gorleben endlos lagern will, oder in Gorleben, Bure und Benken in tiefen Erdformationen endlagern will, also weit weg von Politikern und Verursachern, schafft sie unserer Meinung nach eine kriminelle Lüge für die zukünftigen Generationen.

Entgegen dieses Schwindelgeschäfts, ist es die Verpflichtung, nicht nur Deutschlands, Frankreichs oder Europas, sondern der ganzen Welt, die Wiederaufarbeitungsanlagen und die Plutonium-Gewinnung sofort zu beenden.

Der Rücktransport des in La Hague rechtswidrigen gelagerten Atommülls ist zwar mittlerfristig notwendig, darf aber auf keinen Fall die Fortsetzung der Wiederaufbereitung ermöglichen.

Nur ein Exportstopp seines Atommülls würde deutlich zeigen, dass Deutschland - oder genauer gesagt, seine Atomstromerzeuger und seine Regierung - seinen moralischen Verpflichtungen nachkommt.

Und genau um diesen unzumutbaren Handel zu stoppen, ruft das Réseau Sortir du Nucléaire seine Gruppen auf, entlang der Strecke zwischen Deutschland und Frankreich Ende März zu demonstrieren.

Dieser Protest gegen die Castor-Transporte ist noch recht jung in Frankreich und es ist für uns auch schwieriger, unseren derzeitigen Widerstand gegen diese speziellen Rücktransporte in die Herkunftsländer zu begründen. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich für die mutige Aktion von Greenpeace in Cherbourg bedanken, für die nun leider drei deutsche Aktivisten am 6. März vor Gericht stehen werden.

Atomkraft kennt keine Grenzen. Wir auch nicht. Und deshalb werden wir die Rücktransporte grenzüberschreitend von La Hague bis Gorleben die ganze Strecke entlang begleiten.

Solidarisch und entschieden sagen wir:
- Nein zur Wiederaufbereitung
- Nein zur Wiederaufnahme des Atommüllgeschäftes.
- Ja zur Rückkehr der Abfälle nach dem endgültigen Stopp der Plutonium-Gewinnung.


Erklärung der Bürgerinitiative
'Kein Atommüll in Ahaus'

vom 25.1.2001 - Großer Erfolg für den Widerstand - CASTOR-ALARM für Ahaus aufgehoben

Im Frühjahr 2001 findet kein CASTOR-Transport von Neckarwestheim nach Ahaus mehr statt, so dass der CASTOR-ALARM für diesen Transport aufgehoben werden kann!

Umweltminister Jürgen Trittin hat den geplanten Castortransport von Neckarwestheim nach Ahaus gestoppt. Er begründete seine Entscheidung mit der Notwendigkeit, für einen bundesweit einheitlichen Vollzug des Atomgesetzes sorgen zu müssen. Er wies die Landesregierung Baden-Württemberg an, bei der Entscheidung über die Entladung der abgebrannten Brennstäbe aus dem Reaktorkern die Rechtsauffassung des Bundes zu Grunde zu legen. Demzufolge können die Nasslager mit abgebrannten Brennelementen weiter aufgefüllt werden, wenn entsprechende Stellplätze für CASTOREN im Bereich des AKW´s zur Verfügung stehen. Damit entfalle die Notwendigkeit für einen Atomtransport nach Ahaus.

Minister Behrens stoppt Vorbereitungen zum Castortransport:"Ich habe heute die Vorbereitungen der Polizei für den Castortransport nach Ahaus stoppen lassen, weil die Betreibergesellschaften in Neckarwestheim und Biblis ihren verbindlichen Verzicht auf den Transport erklärt haben", sagte Innenminister Dr. Fritz Behrens heute in Düsseldorf. Gleichzeitig wurde die Dienstfrei- und Urlaubssperre für die Polizistinnen und Polizisten in NRW aufgehoben.

Erst daraufhin beendete die Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus" ihre Mobilisierung zum Widerstand gegen diesen Transport nach Ahaus. Unser Ziel bleibt es auch weiterhin alle CASTOR-Transporte nach Ahaus oder anderswo hin zu vermeiden, deshalb:

Die Großdemo am 18.02. zum Sonntagsspaziergang in Ahaus findet auf jeden Fall statt.

Wir werden jetzt verstärkt von Ahaus mit nach Gorleben mobilisieren, dort soll Ende März ein CASTOR-Transport aus LaHague eintreffen.

Gründe dafür, sich auch weiter quer zu stellen, gibt es genug:

- Castor-Transporte dienen nach wie vor nicht dem Ausstieg aus der Atomenergie, sondern dem langfristigen Weiterbetrieb der AKW, die rot-grüne Vereinbarung mit den EVU garantiert 32, in Wahrheit sogar 35 Jahre Laufzeiten für alle AKW.

- Durch die rot-grüne Vereinbarung wird die Menge des Atommülls, von dem bisher schon niemand weiß, wie er zu entsorgen ist, noch einmal mehr als verdoppelt.

- Ein Endlager für hochradioaktiven Müll, das diesen Namen verdient, ist weltweit nicht in Sicht: Im Gegenteil, der Umweltsachverständigenrat der Bundesregierung hat im März festgestellt, dass die Endlagerproblematik wahrscheinlich gar nicht lösbar ist. Wer unter diesen Umständen Atommüll weiter produziert, handelt kriminell!!!

- Transporte in ein "Zwischenlager" bedeuten keine Entsorgung, sondern lediglich eine Verschieberei des Atommülls, die Entsorgung vortäuschen soll. Dies muss offengelegt werden !

- Genausowenig bedeutet auch die Lagerung abgebrannter Brennelemente in standortnahen Zwischenlagern oder in Interimslagern im AKW-Gelände eine Lösung, solange keine sichere Endlagerung möglich ist.

- Fast 3 Jahre nach dem Kontaminationsskandal sind die technischen Probleme mit den Castor-Behältern nicht gelöst, im Gegenteil: Rostende Castoren im Ahauser BZA (Typ Castor THTR/AVR), falsch bemessene Moderatorstäbe in den Behältern vom Typ V/19, die die Neutronenabschirmung beeinträchtigen, Probleme mit der Restfeuchte, die langfristig zu Rostschäden und zu Undichtigkeit führen können und aktuell ein ordnungsgemäßes Beladen verhindern.

Dies alles zeigt, dass die Genehmigung für Lagerung und Transport abgebrannter Brennelemente in Castor-Behältern gar nicht hätte gegeben werden dürfen.

Deshalb bleibt unser Ziel weiterhin die sofortige Stillegung aller Atomkraftwerke!


Links

Bürgerinitiative 'Kein Atommüll in Ahaus'
Unabhängige Wählergruppe Ahaus
Lexikon der Atomwirtschaft (dort unter Atomstandorte Deutschland: Ahaus)
Atomstandort Deutschland und Holland - von Michael Friedrich
Castor-Nix-Da - Die Webseiten um den Widerstand gegen die Castor-Transporte
X-tausendmal quer überall - eine Kampagne für eine gewaltfreie Sitzblockade zum nächsten Castortransport
Anti Atom aktuell - Zeitung für die sofortige Stillegung aller Atomanlagen
Greenpeace
Robin Wood - Fachgruppe Energie
Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg
Lüneburger Initiativen gegen Atomanlagen (Liga)