Gronau, 17.2.2001, Aktion an der Uran-
Anreicherungsanlage (UAA)
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Mit Fantasie und Witz - UAA Gronau stillegen!

Aufruf zum Anti-Atom-Aktionswochenende am 17./18.2.2001

Die bürgerliche Politik funktioniert, wenigstens zur Zeit, recht erfolgreich. Jahrelang wurde für den Ausstieg aus der Atomenergie demonstriert und wurden Castortransporte blockiert, wurde ein Ende der Urananreicherung gefordert. Rot-Grün beschließt dann im Konsens mit der Atomindustrie 'einen Ausstieg aus der Atomenergie'. Fast alle scheinen das zu schlucken, ja beklatscht wird die Vereinbarung in Teilen der Bevölkerung. Daß der Ausstieg kein Ausstieg ist, sondern das Atomkapital sich dabei vollständig durchgesetzt hat, scheint keineR zu bemerken.

Atomausstieg vertagt - Die Gefahr bleibt
Rosa-Olivgrün bedeutet: 32 Jahre Betrieb werden den Atomkraftwerksbetreibern pro AKW garantiert, zudem gibt es eine Regelung wonach für das AKW, welches frühzeitig abgeschaltet wird, ein anderes länger laufen darf. Diese scheinbar befristeten Betriebsgarantien entsprechen dabei der maximalen Betriebserwartung der Atomkraftwerke bzw. übersteigen diese.

Die Gefahr eines Super-Gaus in einem AKW ist weiterhin existent, wie auch eine ungelöste Entsorgungsfrage bei ständig zunehmendem, jahrtausende strahlendem radioaktiven Müll.

In den Atomanlagen kommt es dabei immer wieder zu Unfällen, die Strahlenbelastung ist bereits im Nomalbetrieb gegeben, wie Leukämiefälle in der Nähe von Atomkraftwerken beweisen. Jüngst wurde ein Riss durch die Reaktorwand in Biblis entdeckt, beim Transport der Castoren wurden über Jahre hinweg massiv überhöhte Strahlenwerte verheimlicht.

UAA-Gronau
Uranabbau, der meistens in der sogenannten 'Dritten Welt' erfolgt, ist verantwortlich für die Zerstörung und radioaktive Verseuchung ganzer Regionen. In der einzigen bundesdeutschen Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau wird Uran angereichert für den Einsatz als Brennstoff in Atomkraftwerken. Die Anlage wird ständig erweitert, weiterhin ist ein eigenes 'Zwischen'lager für 50.000 Tonnen Uranoxid geplant. Ein eigener Schienenanschluß an die Bahnstrecke Münster-Gronau wird gebaut. Nach technischen Umbauarbeiten könnte in der UAA atomwaffentaugliches Uran gewonnen werden. Urantransporte finden fast wöchentlich statt, im Jahr kommt es zu ca. 500 LKW-Transporten.

Im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien wurde abgereichertes Uran als radioaktive Munition verwandt.

Warum darf eine so gefährliche Anlage noch betrieben werden? Wieso wird eine solche Anlage erweitert obwohl ausgestiegen werden soll?

Unser Widerstand - wir nehmen die Geschicke selbst in die Hand
Es wird Zeit zu zeigen, daß mit der Anti-Atom-Bewegung auch unter rot-grün nach wie vor zu rechnen ist. Die UAA-Gronau als Punkt, an dem die Verlogenheit der Herrschenden ins Auge springen muß und der Charakter einer Gesellschaft sich offenbart, in der die Besitzstands- und Profitinteressen einer kleinen Minderheit stärker gewichtet werden, als das Recht auf Leben und Gesundheit der Bevölkerung, ist dabei ein zu wichtiger Ort, um ihn ungestört ohne unseren Ideenreichtum zu belassen. Wenn rot-grün nicht alle Atomanlagen stillegt, und sich wieder einmal zeigt, daß in Deutschland die einen an der Macht sind und die anderen an der Regierung, müssen wir selbst handeln. Wir müssen auch gerade in Gronau unseren Widerstand zum Ausdruck bringen, da die Urananreicherungsanlage den Anfang bildet in dem schmutzigen Geschäft mit dem Restrisiko.Ohne UAA wären wesentliche Teile der Atomindustrie lahmgelegt. Die Aktionstage sollen einen Test für die bevorstehenden Castortransporte nach Ahaus und Gorleben darstellen.

Wir rufen auf:
Nehmen wir den Ausstieg selbst in die Hand!
Lassen wir unserer Kreativität freien Lauf!
Setzten wir die Herrschenden unter Druck!
Für die sofortige Stillegung aller Atomanlagen – die UAA muss weg!

Auftakt: Aktionstag - 17. Februar, an der UAA Gronau, 14 Uhr! Röntgenstraße nahe der B54n

Sonntagsspaziergang - 18. Februar 14. Uhr , Rathaus Ahaus

Bisherige UnterstützerInnen: WigA Münster; Ökologische Linke Ahaus; Antifa Ahaus/Gronau; JungdemokratInnen/Junge Linke KV Borken; InfaM; DKP Kreisverband Borken; Noit meer - nie wieder; Hüttendorf gegen die A33; Anti-Atom-Forum Lingen; Arbeitskreis Umwelt Gronau, PDS Steinfurt, Graswurzelrevolution Münster

Spendenkonto: Kooperative e.V., Kreissparkasse Ahaus, KontoNr: 590 988 97, Verwendungszweck: Plakate, Postverschickung, Kopien zum 17. Februar



Fahrraddemo zur UAA

Michael Friedrich in der UZ vom 9.2.2001

Am 17. Februar findet im westfälischen Gronau eine Fahrraddemo zur einzigen Urananreicherungsanlage (UAA) in Deutschland statt. Dieser Drahtesel-Korso wird sich um 13 Uhr vom Gronauer Rathaus zur UAA bewegen, wo er bereits erwartet wird. Danach findet über den ganzen Tag verteilt ein Aktionstag statt.

Uranabbau, der meistens in der so genannten "Dritten Welt" erfolgt, ist verantwortlich für die Zerstörung und radioaktive Verseuchung ganzer Regionen. In der einzig bundesdeutschen Urananreicherungsanlage in Gronau wird Uran angereichert für den Einsatz als Brennstoff in Atomkraftwerken. Die Anlage wird ständig erweitert. Ein eigener Schienenanschluss an die Bahnstrecke Münster-Gronau wird gebaut. Urantransporte finden fast wöchentlich statt.

Wie ein Fass ohne Boden wächst die Arbeitskapazität dieser Anlage. 1978 wurde der Antrag auf Atomrechtliche Genehmigung gestellt. Bei der Vertragsunterzeichnung zwischen dem Gronauer Stadtrat und der Betreiberfirma Urenco Deutschland GmbH Uranit GmbH wurde 1979 die Jahres-Urantrennarbeit (UTA/a) auf 1 000 Tonnen festgelegt. Schrittweise sollte dieses Ziel erreicht werden. 1985 ging die UAA mit den ersten 40 Tonnen UTA/a in Betrieb. Ein Jahr nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl stellte die Uranit weitere Anträge auf den Ausbau der UAA. Da zu dieser Zeit alle Atomkraftwerke in Deutschland begutachtet wurden, verzögerte sich die zu erwartende Genehmigung um zwei Jahre. 1989 dann kam die Ausbaugenehmigung von derzeit 400 auf 1 000 Tonnen UTA/a. 1991 wurden davon bereits 530 UTA/a erreicht. Schritt für Schritt wurde die Arbeitskapazität erhöht, so dass sie 1997 bei 800 UTA/a lag. Ende Oktober 1997 gab das nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerium grünes Licht für den Ausbau der UAA auf jetzt schon 1 800 UTA/a. Das bedeutet nun jährlich 750 LKW-Ladungen Uranhexaflourid. Jetzt wurden wieder neue Anträge gestellt. Diesmal ging es um den Neubau von zwei Trennhallen, um die genehmigte Jahreskapazität auch erreichen zu können.

Interessant wurde es zwei Tage vor der Bundestagswahl, am 25. September 1998. An diesem Tag legten die Betreiber Uranit noch eins drauf: Sie stellten den Antrag auf den Ausbau der Urananreicherungsanlage auf 4 000 Tonnen Urantrennarbeit pro Jahr. Im November 1998 wurden schließlich die zwei neuen Trennhallen genehmigt.

Weiterhin ist seit kurzem bekannt, dass ein zusätzliches Lager für Gefahrenstoffe etwa einen Kilometer von der Anlage entfernt geplant ist. In einer amtlichen Bekanntmachung in den "Gronauer Nachrichten" vom 16. Dezember 2000 heißt es: "Die Firma Gerhard Drost GmbH & Co. KG, beantragt mit Schreiben vom 18.10.2000 die Erteilung einer Genehmigung nach den Paragraphen 4 und 6 des Bundesimmissionsschutzgesetzes (...) zur Errichtung und zum Betrieb einer Anlage zum Lagern von Gefahrenstoffen, wassergefährdenden Stoffen und sonstigen Speditionsgütern mit einer maximalen Lagerkapazität von 4 800 Tonnen auf dem Grundstück in 48599 Gronau, Marie-Curie-Straße 11."

Im Aktionsaufruf zum 17. Februar heißt es: "Es wird Zeit zu zeigen, dass mit der Anti-Atom-Bewegung auch unter Rot-Grün zu rechnen ist. Die UAA Gronau ist ein Punkt, an dem die Verlogenheit der Herrschenden ins Auge springen muss und der Charakter einer Gesellschaft sich offenbart, in der die Besitzstands- und Profitinteressen einer kleinen Minderheit stärker gewichtet werden als das Recht auf Leben und Gesundheit der Bevölkerung... Wenn Rot-Grün nicht alle Atomanlagen stilllegt, und sich wieder einmal zeigt, dass in Deutschland die einen an der Macht sind und die anderen an der Regierung, müssen wir selbst handeln. Wir müssen auch gerade in Gronau zum Ausdruck bringen, dass die Urananreicherungsanlage den Anfang bildet in dem schmutzigen Geschäft mit dem Restrisiko. Ohne UAA wären wesentliche Teile der Atomindustrie lahmgelegt." Der Aktionsaufruf wird von vielen Initiativen und Gruppen unterstützt, auch von der SDAJ Münster und dem DKP-Kreisverband Borken.


Erfolgreicher Anti-Atom-
Aktionstag in Gronau

Pressemitteilung des Arbeitskreises Umwelt (AKU) vom 19.2.2001

Zum Auftakt des Anti-Atom-Aktionswochenendes im Münsterland haben am Samstag (17.2.) insgesamt rund 120 AtomkraftgegnerInnen aus dem ganzen Bundesgebiet und den Niederlanden mit verschiedenen Aktionen gegen den Betrieb der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage (UAA) protestiert.

Der Aktionstag begann in Gronau mit einer Fahrraddemonstration, die vom Rathaus zur Urananreicherungsanlage führte. Es folgte eine Kundgebung vor der Atomfabrik, bei der Mitglieder verschiedener Organisationen die sofortige Stilllegung der Gronauer Atomfabrik und aller Atomanlagen weltweit forderten. Es wurde betont, daß zukünftig die Urantransporte von und nach Gronau stärker behindert werden sollen. Zur Zeit erfolgen jährlich 500 LKW-Transporte mit Uran in Gronau.

Um den Forderungen der Anti-Atomkraft-Initiativen Nachdruck zu verleihen, wurde nach der Kundgebung die einzige Zufahrt zur Uranfabrik für etwa zwei Stunden symbolisch blockiert. Außerdem fanden eine Umrundung der Anlage und die Aufführung der 'Uran-Utan-Show' statt.



Atomfabrik Gronau: Neue Genehmigung

Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau, 8. 3. 2001

Zum Auftakt eines Anti-Atom-Aktionswochenendes im Münsterland haben am 17. Februar insgesamt rund 120 AtomkraftgegnerInnen aus dem ganzen Bundesgebiet und aus den Niederlanden mit verschiedenen Aktionen gegen den Betrieb der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage (UAA) im westfälischen Gronau protestiert. Am folgenden Tag (18.2.) beteiligten sich dann etwa 1500-2000 Personen an einer Anti-Atomkraft-Demonstration in Ahaus. Hier steht ein 'Zwischen'lager für Atommüll in Castor-Behältern. Leider zeigte sich an diesem Wochenende erneut die Diskrepanz zwischen dem Widerstand in Ahaus und Gronau; beide Orte sind nur 20 KM voneinander entfernt. Doch auch innerhalb der Anti-Atomkraft-Bewegung wird bisher offenbar die politische Bedeutung der UAA Gronau unterschätzt. In Gronau erfolgt die notwendige Vorbereitung von Natururan für den späteren Einsatz in Atomkraftwerken. Außerdem kann die Urananreicherung grundsätzlich auch zur Gewinnung von atomwaffentauglichem Uran genutzt werden.

Der Aktionstag begann in Gronau mit einer Fahrraddemonstration, die vom Rathaus zur Urananreicherungsanlage führte. Es folgte eine Kundgebung vor der Atomfabrik, bei der Mitglieder verschiedener Organisationen die sofortige Stillegung der Gronauer Atomfabrik und aller Atomanlagen weltweit forderten. Es wurde betont, daß zukünftig die Urantransporte von und nach Gronau stärker behindert werden sollen. Zur Zeit erfolgen jährlich 500 LKW-Transporte mit Uran in Gronau, aber darüberhinaus auch im gesamten Bundesgebiet. Um den Forderungen der Anti-Atomkraft-Initiativen Nachdruck zu verleihen, wurde nach der Kundgebung die einzige Zufahrt zur Uranfabrik für etwa zwei Stunden symbolisch blockiert. Außerdem fanden eine Umrundung der Anlage und die Aufführung der 'Uran-Utan-Show' statt.

Auch wenn die Beteiligung am UAA-Aktionstag nicht so umfassend gewesen ist, wie es sich die VeranstalterInnen (genannt sei vor allem das Netzwerktreffen Münsterland) gewünscht hatten, wird der Anti-UAA-Widerstand unbeirrt fortgesetzt. So werden auch am 1.4. erneut AtomkraftgegnerInnen aus Gronau und anderen Orten die UAA im Rahmen des 177. Sonntagsspazierganges umrunden. Anfang Februar hatten sich fast 100 Personen am Jubiläumsspaziergang (Nr. 175) beteiligt, im März waren es dann leider wieder weniger. Die UAA-Sonntagsspaziergänge finden seit vielen Jahren jeweils am ersten Sonntag im Monat um 14 Uhr statt. Treffpunkt ist das UAA-Tor.

Inhaltlich bietet die UAA verschiedene Arbeitsansätze. So befasst sich die örtliche BürgerInneninitiative, der Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau (eine Mitgliedsinitiative des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz, BBU, e.V.), u.a. mit den zahlreichen UAA-Änderungs- und Erweiterungsverfahren. So soll z.B. die Kapazität der Anlage massiv erhöht werden (von genehmigten 1800t Urantrennabeit pro Jahr auf 4500t). Außerdem soll ein "Zwischen"lager für 50.000 Tonnen Uranoxid gebaut werden. Und am 23. Februar konnte einer Amtlichen Bekanntmachung in den Gronauer Nachrichten entnommen werden, daß das NRW-Wirtschaftsministerium erneut den UAA-BetreiberInnen eine Veränderungsgenehmigung erteilt hat. So brauchen jetzt z.B. bestimmte schwach strahlende Abfälle nicht mehr in ein Endlager für Atommüll (das es allerdings sowieso überhaupt nicht gibt), sondern sie können als nicht-strahlende Materialien deponiert oder receyclet werden. Bis zum 12. April kann gegen die Genehmigung Klage erhoben werden, diese wäre jedoch ggf. mit Kosten verbunden.

Nähere Informationen über den Widerstand gegen die UAA und gegen die Urantransporte gibt es beim Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau, Siedlerweg 7, 48599 Gronau, Tel. 02562/23125.


Links

Lexikon der Atomwirtschaft (dort unter Atomstandorte Deutschland: Gronau)
Atomstandort Deutschland und Holland - von Michael Friedrich
Nicht Gorleben, sondern zuerst Gronau - Lüneburger Initiativen gegen Atomanlagen zur UAA in Gronau
Castor-Nix-Da - Die Webseiten um den Widerstand gegen die Castor-Transporte
X-tausendmal quer überall - eine Kampagne für eine gewaltfreie Sitzblockade zum nächsten Castortransport
Anti Atom aktuell - Zeitung für die sofortige Stillegung aller Atomanlagen
Greenpeace
Robin Wood - Fachgruppe Energie
Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg
Lüneburger Initiativen gegen Atomanlagen (Liga)
Bürgerinitiative 'Kein Atommüll in Ahaus'